Die grossen Wallstreet-Häuser forcieren das Private Banking, seit jeher die Königsdisziplin der Schweizer Konkurrenz. Das geht nicht ohne interne Nebengeräusche.

Bei der amerikanischen Grossbank J.P. Morgan wird ein interner «Beef» gerade in aller Öffentlichkeit ausgetragen. Im Zentrum des Streits stehen prominente und schwerreiche Kunden des Instituts – so die Pop-Ikone Jennifer Lopez und der ehemalige Baseball-Star Alex Rodriguez – sowie die Frage, wer sie denn bedienen darf.

Hüben beansprucht dies eine bekannte Kundenberaterin von J.P. Morgan Advisors, der Finanzberatungs-Sparte, welche ursprünglich mit dem Untergang der US-Konkurrentin Bear Stearns zur grössten amerikanischen Bank kam. Die Beraterin, die von San Francisco aus arbeitet, war 2020 zu dieser Einheit gestossen und hatte den prominenten Kunden Rodriguez «mitgebracht».

Lopez als Hebel benutzt?

Drüben agieren die New Yorker Private Banker des US-Hauses, die unter eigener Führung stehen und deren Geschäft J.P. Morgan forcieren will, weil es stabilere Erträge abwirft als das zyklische Investmentbanking. Wie finews.ch verschiedentlich berichtete, sind auch andere amerikanische Häuser wie Morgan Stanley und Goldman Sachs diesbezüglich auf dem Vormarsch – und drohen nun, den Schweizer Privatbanken ihr angestammtes Geschäft streitig zu machen.

Die Beraterin wirft den Private Bankern nun vor, ihr den Starkunden Rodriguez abjagen zu wollen; dazu hätten die Kollegen auch bei der J.P.-Morgan-Kundin Lopez Einfluss genommen, die zur fraglichen Zeit die Verlobte von Rodriguez war. Die Beziehung ging im Jahr 2021 in die Brüche. Die Bankerin geht deswegen und wegen anderen Vorwürfen gerichtlich gegen ihre Arbeitgeberin vor.

Erstmals ruchbar wurde dies vergangenen Dezember; wie nun aber die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, hat sich ein seinerseits prominenter Kunde der Beraterin, der Bestseller-Autor Malcolm Gladwell, für seine Bankerin in die Schlacht geworfen.

Jamie Dimon schweigt

In einem Brief hat Gladwell sich an den langjährigen J.P.-Morgan-Chef Jamie Dimon gewandt; gegenüber dem britischen Blatt erklärte der Schriftsteller ausserdem, seine Bankerin werde vom Arbeitgeber regelrecht «gefoltert». So machte die Beraterin etwa geltend, dass man sie vom Computer-System der Bank ausgeschlossen und sie Team-Mitglieder verloren habe.

Bankchef Dimon schweigt bis jetzt zu den Vorgängen, doch dürfte er gerade eine sehr schweizerische Erfahrung machen: Wenn es um schwerreiche und noch dazu prominente Kunden geht, sind im Private Banking interne Streitigkeiten um Prestige und Gebühren vorprogrammiert.

Unter diesen Vorzeichen kann auch der Paukenschlag bei UBS vom vergangenen März betrachtet werden. Damals teilte die weltgrösste Privatbank mit, dass der Berich Global Family Office, wo bislang das Geschäft mit Superreichen zusammengefasst wurde, als neuer Bereich Global Family and Institutional Wealth (GFIW) aufgestellt werde. Dabei wurde insbesondere auch die Zusammenarbeit und die Verteilung der Gebühren mit der UBS-Investmentbank neu geordnet. Der mächtige Global-Family-Office-Chef Josef «Joe» Stadler trat mit dem Entscheid von der operativen Leitung des Prestige-Geschäfts zurück.

Einfluss einzelner zurückgebunden

Private Banking, das zeigen die Streitigkeiten bei J.P. Morgan ebenfalls deutlich, ist ein Beziehungsgeschäft – je enger das Band des Beraters zur Kundschaft, desto grösser dessen bankinterner Machtanspruch.

Bei den grossen Schweizer Privatbanken sucht man schon länger, dieses Konfliktpotenzial zu begrenzen, indem man wichtige Privatkunden von ganzen Teams betreuen lässt. Damit wird die Stellung von einzelnen Beraterinnen und Beratern von vorneherein zurückgebunden. US-Banken werden wohl auch hier noch ein Blatt aus dem Heft der Schweizer Konkurrenz nehmen müssen.

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