Der Untergang der Credit Suisse, der mit der heutigen Generalversammlung erneut zur Sprache kommt, rückt auch den hiesigen Bankenplatz in ein ungünstiges Licht. Dies nicht zuletzt bei reichen Amerikanern mit Konto in der Schweiz, wie finews.ch recherchiert hat.

Die Rettung der Credit Suisse (CS) hallt im Ausland nach – dies nicht zuletzt bei Amerikanern, die ihr Geld auf einem Bankkonto in der Schweiz halten. Es handelt sich um eine exklusive Klientel, ist doch seit dem Steuerstreit mit den USA das Offshore-Geschäft mit vermögenden US-Bürgern nur noch speziellen, von der US-Börsenaufsicht SEC lizensierten Gesellschaften möglich.

In diesem rund 20-Milliarden-Franken-grossen Markt sind neben dem Branchenprimus Vontobel Swiss Wealth Advisors (VSWA) mehrere Dutzend Anbieter unterwegs; diese haben nach der forcierten Übernahme der CS nun alle Hände voll zu tun, ihre Kundschaft zu beruhigen.

Flächenbrand als Hauptsorge

So Jamie Vrijhof-Droese. «Schon Wochen vor der Fusion zeigten sich die Kunden besorgt über die Schlagzeilen, die vom Schweizer Finanzplatz ausgingen», sagt die Chefin von WHVP, einem SEC-lizenzierten Vermögensverwalter mit rund 150 Millionen Franken an Kundengeldern.

Als sich dann die Nachrichten rund um die CS überschlugen, schickte die Firma Mitteilungen an ihre Klientel, in denen WHVP die Vorgänge erläuterte. «Die Hauptsorge unserer Kunden war, dass sich der Zusammenbruch der CS zu einem Flächenbrand ausweiten würde», blickt Vrijhof-Droese auf die Tag nach dem 19. März zurück. Die Nerven seien in den USA besonders blank gelegen, weil es dort zuvor zu einem «Bank run» auf Regionalinstitute wie die kalifornische Silicon Valley Bank gekommen war.

Bloss Missmanagement

Die WHVP-Chefin musste den verschreckten Amerikanern erklären, dass die CS im Gegensatz zur Silicon Valley Bank über eine gute Liquidität verfüge und dass die Probleme der Schweizer Bank auf schlechte Unternehmensführung und Missmanagement zurückzuführen seien – und eben kein strukturelles Problem der Finanzindustrie des Landes widerspiegelten.

Zu dieser Befürchtung gaben auch Verwechslungen Anlass, sagt Vrijhof-Droese. «Leider trägt die Bank das Wort Suisse im Namen, was einige Kunden zu der Frage veranlasste, ob es sich um die Schweizer Nationalbank handle.»

Lob für die echte Nationalbank

Von Egon Vorfeld, dem CEO von Forum Finance, gibt es diesbezüglich Lob an die echte Schweizerische Nationalbank (SNB). Ihm zufolge sei die Geschwindigkeit, mit der die Schweizer Behörden handelten, ein grosserr Trost für alle gewesen. Er zeigt sich vom Vorgehen von Bund, Finanzaufsicht und Nationalbank beeindruckt: «Im Vergleich zu den USA sind Schweizer und europäische Regulatoren nicht dafür bekannt, so entschlossen zu handeln.»

Was Vorfeld nun seinen Kunden predigt: «Die Schweiz ist nach wie vor eines der stabilsten Länder der Welt mit einem soliden Bankensystem und gilt daher nach wie vor als sicherer Ort, um sein Vermögen zu diversifizieren», so der CEO des in Genf ansässigen Vermögensverwalters, der rund 2 Milliarden Franken für Kunden verwaltet.

Schweizer Banken profitieren

Pierre Gabris (Bild unten), der Gründer und Chef von Alpen Partners, denkt bereits weiter. Er ist der Ansicht, dass andere Schweizer Banken am meisten vom Niedergang der CS profitieren werden, da die Kunden ihre Gelder zu anderen Instituten im Land umleiten werden. Aus seiner Sicht kann die Krise in den USA gar als gute Nachricht für den Finanzplatz Schweiz gesehen werden.

 

Pierre Gabris (Bild: Alpen Partners)

«Im Gegensatz zu einigen US-Regionalbanken sind etwa die Schweizer Kantonalbanken und kleinen Privatbanken, die den Kern der Branche bilden, viel weniger stark fremdfinanziert als ihre US-Pendants», erklärte er.

«Das ist wirklich schlecht für die Schweiz»

Was dem Ruf der Schweiz bei der amerikanischen Klientel jedoch schaden werde, ist seiner Meinung nach die Anordnung der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma), Pflichtwandel-Anleihen der CS im Wert von 15,8 Milliarden Franken abzuschreiben. «Das ist wirklich schlecht für die Schweiz, da die Aktion einen Präzedenzfall für diese grundlegende und international akzeptierte Kapitalstruktur darstellt», sagt Gabris.

Er hofft nun, dass die Aufsicht ihre Haltung überdenken werde.

Alpen Partners verwaltet über 2 Milliarden Franken an Vermögen, während die Tochterfirma Alpen International 750 Millionen Franken für US-Kunden betreut. Branchenführerin Vontobel wollte sich auf Anfragen von finews.ch nicht äussern. Deren Tochter VSWA schliesst derzeit gerade die Übernahme der einstigen Konkurrentin UBS Swiss Financial Advisers ab.