Die Mittelabflüsse bei der amerikanischen First Republic Bank haben die Nervosität an der Börse wieder aufleben lassen. Andere US-Regionalbanken halten sich jedoch gut, während die Anleger differenziert reagieren. Was heisst das?

Die US-Bankenkrise ist wieder in aller Munde. Am Mittwoch fielen die Aktien der Regionalbank First Republic im Tageshandel um weitere 30 Prozent und erreichten damit neue Allzeittiefs. Mehrfach wurde der Handel ausgesetzt. Die Anleger bleiben skeptisch, ob die im kalifornischen San Francisco ansässige Bank den Turnaround schafft.

Kunden ziehen massiv Gelder ab

Die jüngsten Meldungen rund um die First Republic erschüttern das Vertrauen in den Sektor erneut. Das 1985 gegründete Institut gab Anfang der Woche seine Ergebnisse bekannt, und die Einlagen fielen deutlich geringer aus als erwartet. Das Geldhaus verzeichnete einen Nettoabfluss von 72 Milliarden Dollar, die Einlagen fielen im ersten Quartal um mehr als 40 Prozent.

Gleichzeitig kündigte die Bank an, bis zu 25 Prozent ihres Personals abbauen zu wollen. Ausserdem will sie Medienberichten zufolge Vermögenswerte im Wert von 50 bis 100 Milliarden Dollar verkaufen, um die Bilanz zu verkürzen.

Neue Nervosität

Der Bericht vom Montag über den Abfluss von Einlagen bei der First Republic hat die Nervosität am Markt wieder aufleben lassen, die im März nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der Signature Bank den Sektor der Regionalbanken erfasst hatte. Die First Republic war damals der Dominostein gewesen, der zwar nicht umgefallen, aber stark ins Wanken geraten war.

Nachdem die US-Notenbank ein neues Instrument geschaffen hatte, um den Banken mehr Liquidität zur Verfügung zu stellen, beruhigte sich der Markt wieder. Zudem pumpte ein Konsortium von elf US-Finanzinstituten, darunter die Bank of America, Citigroup und J.P. Morgan, 30 Milliarden Dollar in die First Republic.

Käufer gesucht

Einem Bericht des US-Nachrichtensenders «CNBC» zufolge, der sich auf Banken beruft, die mit dem Plan vertraut sind, erwägt First Republic nun, andere Finanzinstitute davon zu überzeugen, Anleihen der Bank zu Zinssätzen zu kaufen, die über dem Marktniveau liegen. Dabei soll es sich vor allem um die US-Finanzriesen handeln, die dem Institut bereits im März unter die Arme gegriffen hatten.

Während sich die Verluste aus diesen Anleihekäufen auf einige Milliarden Dollar belaufen würden, könnten diese Banken im Falle eines Zusammenbruchs der First Republic mit Verlusten von rund 30 Milliarden Dollar konfrontiert werden, heisst es in dem Bericht.

Ähnliche Kundschaft wie SVB

Die Aktien der Bank sind seit Jahresbeginn um mehr als 90 Prozent gefallen, wobei der grösste Teil des Rückgangs auf die Insolvenzen der Silicon Valley Bank (SVB), der Signature Bank und von Silvergate Capital zurückzuführen ist. First Republic wendet sich an eine ähnliche Klientel wie die Risikokapitalkunden der SVB.

Nüchtern betrachtet ist First Republic jedoch kein so wichtiges Finanzinstitut für das US-Bankensystem, wie es die Medienschlagzeilen derzeit teilweise vermuten lassen. Das heisst aber nicht, dass die psychologischen Auswirkungen eines möglichen Scheiterns keine Rolle spielen würden. Es bedeutet auch nicht, dass ein Zusammenbruch der First Republic nicht eine Kettenreaktion auslösen könnte, die die Geld- und Zinspolitik der US-Notenbank verändern oder das Finanzministerium zwingen würde, noch mehr unversicherte Einleger zu retten.

Theoretisch kann die First Republic auf ihren wertgeminderten Vermögenswerten sitzen bleiben, auf das Beste hoffen und am teuren Liquiditätstropf der Fed hängen. Aber dieser Zustand ist wohl politisch kaum haltbar. Irgendjemand wird Verluste einstecken müssen, wahrscheinlich die Grossbanken, die dem Institut ursprünglich eine Finanzspritze verabreicht hatten.

Weitere Zinserhöhung erwartet

Ängste und Befürchtungen vor einem Wiederaufflammen der Bankenkrise erscheinen daher übertrieben. Die Märkte gehen weiterhin davon aus, dass das Fed den Leitzins an der kommenden Sitzung vom 2. und 3. Mai anheben wird. Erwartet wird ein Zinsschritt um 25 Basispunkte. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung liegt laut «CME FedWatch» derzeit bei 84,8 Prozent und liegt damit gar etwas höher als vor einer Woche. Generell dürften sich die Dollarwächter rund um Fed-Chef Jerome Powell hüten, diesen Schritt auf Juni oder Juli zu verschieben, da die Konjunkturdaten weiterhin stark sind.

Insgesamt reagieren die Anleger in diesen Tagen differenziert und überlegt auf die Ereignisse rund um die First Republic, denn die Aktien anderer US-Regionalbanken hielten sich am Mittwoch vergleichsweise gut. So beendete der Branchen-ETF S&P Regional Banking den Handel mit einem Plus von 0,6 Prozent.

Furcht vor Ansteckungen

Andere Regionalbanken scheinen von den Abhebungen bei First Republic zu profitieren. So stiegen die Aktien der Pacwest Bancorp am Mittwoch um 7,5 Prozent, nachdem die Einlagen in den vergangenen Wochen um 1,8 Milliarden Dollar gestiegen waren. Western Alliance wiederum hatte bereits in der Vorwoche einen Anstieg der Mittelzuflüsse gemeldet.

Die Papiere anderer regionaler Kreditgeber, die von der Furcht vor einer Ansteckung durch die First Republic in Mitleidenschaft gezogen worden waren, bewegten sich nicht so stark. Im Allgemeinen dürfte auf Aktien solcher Institute aber weiterhin Abgabedruck lasten, zumal die Regionalbanken-Krise noch nicht ausgestanden ist.

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