Unter den Schweizer Privatbanken hat mit der Übernahme der Credit Suisse ein Run auf Grösse eingesetzt. Die von den Instituten abhängigen Finanz-KMU geben sich in diesem Umfeld überraschend selbstbewusst, wie der Augenschein bei der Allianz Schweizer Vermögensverwalter zeigt.

Wenn zwei fusionieren, freut sich der Dritte: Von den starken Fliehkräften, welche die Übernahme der Credit Suisse (CS) freigesetzt hat, profitieren allerdings nicht nur die Staats- und Privatbanken in der Schweiz. Zu den Nutzniessern zählen auch die unabhängigen Vermögensverwalter (EAM), die sich am Schweizer Finanzplatz weiterhin zahlreich tummeln.

Und wenn schon nicht direkt in Form von Kundenvermögen und wechselwilligen CS-Bankern, so doch ideell. Der persönliche Service der Vermögensverwalter präsentiert sich als Gegenentwurf zum «Wealth Management Powerhouse», das mit der Verschmelzung von UBS und CS entstehen soll. Nicole Curti, Partnerin der Genfer Finanzboutique Capital Y und Präsidentin der Branchenvereinigung Allianz Schweizer Vermögensverwalter (ASV), sagte es gegenüber finews.ch so: «Wir sind überzeugt, dass unabhängige Vermögensverwalter gerade gegenüber Megabanken das Modell der Zukunft sind.»

Nicht nur Schliessungen

Das mag man glauben oder nicht. Im Schatten des entstehenden Giganten entwickeln die Finanz-KMU jedenfalls eine überraschende Betriebsamkeit. Anders als aufgrund der Unterstellung unter die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) zu erwarten gewesen wäre, gab es in der Branche beispielsweise zahlreiche Neugründungen. So sollen sich unter den über 500 bereits der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) beaufsichtigen Firmen rund 50 Neugründungen befinden.

Rund 25 frisch gestartete Unternehmen warten noch auf die begehrte Lizenz der Behörde.

Aufmerken lässt auch der Umgang mit den Depotbanken, mit denen die unabhängigen Vermögensverwalter seit jeher eine komplizierte Partnerschaft verbindet: Immer wieder kommt Misstrauen auf, die andere Seite wolle einem den gemeinsamen Kunden ausspannen. Obwohl die Vermögensverwalter ohne Depotbanken nicht geschäften können und ein Machtgefälle besteht, geben sich die Unabhängigen inzwischen sehr selbstbewusst.

Begehrter Award

Das zeigt sich beim ASV, dem im Gegensatz zum breit vertretenen Verband Schweizerischer Vermögensverwalter (VSV) nur die grossen und grössten Anbieter der Branche angeschlossen sind. Dort hat eine eigene «Taskforce» nun das zweite Mal einen «Custody Award» für die beste Schweizer Depotbank vergeben; in der jüngsten Ausgabe wurden die zehn wichtigsten Bankenpartner einem Rating unterzogen.

«Die Aktion hilft uns, die Position der unabhängigen Vermögensverwalter gegenüber den Depotbanken zu stärken», sagt Verbandspräsidentin Curti dazu. Bei den Banken kommt die Aktion offenbar gut an. Laut Curti haben sich viele Institute gemeldet, die künftig an den Awards teilnehmen möchten. Geplant ist nun, das Rating auszuweiten.

Depotbanken müssen sich also den Vergleich mit der Konkurrenz gefallen lassen. In diese Richtung weist auch eine neue Studie der Technologie-Beratungsfirma EAM.Technology und des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ), welche die digitalen Schnittstellen zu den Depotbanken unter die Lupe nimmt.

Schluss mit den Medienbrüchen

Solche Vergleiche lassen sich auch weiter spannen. So erfasst derzeit eine weitere Taskforce beim ASV die zahlreichen Dienstleister, mit denen die Verbandsmitglieder zusammenarbeiten. «Interessanterweise gibt es hier wenig Überlappungen, obwohl das Synergiepotenzial für die Allianzpartner natürlich gross wäre», sagt Curti dazu.

Forciert wird beim Verband in den kommendem Monaten auch die «Taskforce Digitalisierung». Zusammen mit einem Beratungsunternehmen will die Allianz die Grundlagen für ein digitales Onboarding von Kunden schaffen, inklusive digitaler Unterschrift und Video-Identifikation. Das Onboarding geschieht in der Branche zumeist noch via Word und Email und mit diversen Medienbrüchen, berichtet die Verbandspräsidentin. Das neue Tool werde allen Mitgliedern zur Verfügung gestellt.

Vorangetrieben wird zudem die «Taskforce Investment», die in den Grundzügen bei der Vereinigung schon länger besteht. Diese fördert den Austausch über Fonds- und Anlageprodukte der Mitglieder, was auch dem Quervertrieb nützen soll.

Suche nach Synergien

In der «Taskorce Training» schliesslich hat der Verband mit der Beratungsfirma Geissbühler Weber Partner (GWP) einen Online-Kurs entwickelt, mit dem die Mitglieder das obligatorische jährliche Training absolvieren können, das gemäss den Anforderungen der neuen der Finanzrichtlinie Finig nun zwingend für Qualifizierte Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer vorausgesetzt wird.

Dass die buntscheckige Branche an einem Strick zieht, versteht sich nicht von selbst und muss wohl auch in Zukunft immer wieder neu verhandelt werden. Angesichts gestiegener Anforderungen an den Betrieb und höheren Kosten ist die Suche nach Synergien in der Branche aber logisch. Und im Schatten des Vermögensverwaltungs-Giganten UBS/CS könnte sie sich gar als überlebenswichtig erweisen.