Die Integration der Credit Suisse in die UBS wird auch in den Research-Abteilungen der beiden Banken zu einem grossen Reinemachen führen. Dabei ist auch die Zukunft von Staranalysten ungewiss.

UBS-Chef Sergio Ermotti betont unermüdlich die Gemeinsamkeiten beim Zusammenschluss der beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS). Anstatt zu konkurrieren, würde nun das nächste Kapitel der gemeinsamen Reise in Angriff genommen, wiederholte er auch letzte Woche gegenüber der Öffentlichkeit, nachdem die einst stolze Credit Suisse von der Börse dekotiert worden war.

Trotz Einschwören auf eine gemeinsame Zukunft: Die Integration der CS wird in den sich überschneidenden Geschäftsbereichen zu einem Stellenabbau führen, denn die beiden Banken werden freilich nur noch über eine begrenzte Zeit unabhängig voneinander tätig sein.

In den besten Zehn

Von der Neuausrichtung wird auch das Aktienresearch der beiden Häuser nicht verschont bleiben, das beide Unternehmen bisher sehr gut betreiben. Gemäss einer Bewertung des Institutional Investor's All-America Research Team besetzen die UBS in dieser Rangliste den sechsten und die CS den achten Platz.

Im Jahr 2022 gehörten die Analysten von UBS gemäss dem Global Research von Institutional Investor sogar in 74 Sektoren zu den drei besten weltweit.

Zahlreiche Überschneidungen

Mit der Verschmelzung der beiden Banken sind die Arbeitsplätze dieser Analysten zwar nicht unmittelbar in Gefahr. Wenn jedoch die UBS-Analysten nicht gut abschneiden, kann die Bank jetzt auf die Analysten der Credit Suisse zurückgreifen. Das erhöht zweifellos den Konkurrenzkampf.

Neben den Staranalysten gibt es bei UBS und Credit Suisse Dutzende weiterer Spezialisten, die eine ähnliche Arbeit verrichten. Sie bereiten Daten auf und veröffentlichen Berichte über Hunderte von börsennotierten Unternehmen. Hier sind Überlappungen vorprogrammiert.

Die kombinierte Bank wird zwei Apparate, die sich mit denselben Themen befassen, über die Zeit kaum mehr rechtfertigen können.

Nicht sonderlich einträglich

Darüber hinaus ist das Aktienresearch nicht der einträglichste Bereich des Investmentbankings. Die Profitabilität hat insbesondere gelitten, seit die MiFID II der Europäischen Union, die eine Entflechtung von Handelskommissionen und Investment Research vorsieht, im Januar 2018 in Kraft getreten ist.

Wenn eine Bank nicht davon überzeugt ist, dass der Kundenstamm mit zusätzlichen Analysten vergrössert werden kann, gibt es daher wenig Gründe, Geld für eine Expansion auszugeben.

Schielen Richtung Ausgang

Vieles deutet deshalb darauf hin, dass das Aktienresearch der beiden Häuser redimensioniert wird.

Mit diesen Umwälzungen vor Augen sondieren gemäss dem Bericht einige Sell-Side-Analysten der CS bereits, wo sich ihnen andere Chancen bieten. Investmenthäuser wie Jefferies und Barclays würden derzeit mit einem Expansionskurs auffallen, bei dem sie auch neue Analysten einstellen.

Vor einem Seitenwechsel

Sell-Side-Analysten könnten allerdings auch auf die Käuferseite wechseln und für einen Vermögensverwalter recherchieren.

Allerdings sind bei Hedgefonds und anderen spezialisierten Asset Managern derzeit nur eine begrenzte Anzahl offener Stellen zu finden, heisst es. Viele dieser spezialisierten Stellen für Buy-Side-Analysten sind indessen häufig besser bezahlt.

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