Gian Reto à Porta zählt zu den Pionieren der Schweizer Fintech-Szene. Nun melden sich er und Mitstreiter von einst mit dem Startup Norm zurück. Dieses hat mit dem Lebensversicherer Swiss Life nun den ersten Finanz-Grosskunden gewonnen, wie finews.ch erfahren hat.

Überraschenderweise, sagt Gian Reto à Porta, gebe es sogar Gemeinsamkeiten wischen Contovista und Norm. «Die Idee kommt erneut aus dem Finanzbereich, und wir sprechen die gleichen Kundengruppen an», so der Schweizer «Serial Entrepreneur», der bei beiden Firmen zum Gründungsteam gehört.

Contovista, das ist das auf die Darstellung von Finanzdaten spezialisierte Startup, dass à Porta und damalige Mitstreiter im Jahr 2019 an den Schweizer Zahlungsdienstleister Viseca verkauften, und eine der wenigen Erfolgsstorys der Schweizer Fintech-Szene. Norm ist nun zwar kein Fintech. Das Unternehmen richtet sich aber ebenfalls an die Bedürfnisse von Banken, Versicherern und Institutionellen, die am Schweizer Hypothekenmarkt mitmischen.

Gleichwertig wie Minergie-Zertifikat

Einen ersten Grosskunden hat Norm nun schon gewonnen: Wie die in Zürich beheimatete Jungfirma und Swiss Life am Donnerstag vermelden, nützt der Lebensversicherer neu den Energieausweis von Norm für den Abschluss von «grünen» Hypotheken. Hauseigentümer, die vom Assekuranzkonzern eine solche Hypothek beziehen, können dazu neu die Dienste von à Portas jüngster Schöpfung in Anspruch nehmen.

Norm stellt dazu eine Web-App zur Verfügung, mit der die Daten zum Gebäude inklusive Grundrissplänen, Fotos und Rechnungen von Strom und Heizung eingereicht werden können. Daraus wird ein 3D-Modell des Gebäudes erstellt und eine energetische Analyse durch einen Energieexperten durchgeführt. Das Ergebnis wird in einem Energieausweis online dargestellt und zeigt neben der Energieeffizienz-Klasse und den CO₂-Emissionen auch den Zustand der einzelnen Bauteile auf.

Swiss Life nutzt den so erstellten Energieausweis künftig als gleichwertige Alternative zum GEAK- und Minergie-Zertifikat.

Endlich automatisieren

Dass der Prozess fast komplett digital abgewickelt wird, verspricht laut Firmenchef à Porta sowohl für die Hypothekarnehmer wie auch für Banken und Versicherer Vorteile. Für die Kunden, weil sie auf eine zeitintensive und relativ teure Vorort-Besichtigung durch eine Expertin oder einen Experten verzichten können. Dadurch kann der Energieausweis, der für den Bezug einer grünen Hypothek und für die Zinsfixierung vorliegen muss, in zwei bis drei Wochen geliefert werden. Für späterer Prüfungen wird die Energieeffizienz-Analyse zudem im System festgehalten.

Für die Hypothekargeber wiederum bietet sich laut dem Norm-Gründer endlich die Gelegenheit, den Energieausweis in einen automatisierten Vergabeprozess zu integrieren. Das war zuvor aus den genannten Gründen unpraktisch, wird aber künftig noch viel bedeutsamer.

Verpflichtung der Banken

So haben sich etwa die Schweizer Banken im Rahmen einer Selbstregulierung auf verpflichtende Richtlinien für Hypotheken zur Förderung der Energieeffizienz geeinigt. Diese Richtlinien gelten ab Anfang 2024 und machen es zwingend, Hypothekarkunden auf die Energieeffizienz ihrer Immobilie aufmerksam zu machen und sie dabei zu unterstützen, diese zu erhöhen. Ohne griffige Analysetools und anerkannte Standards steht die Branche hier vor einer riesigen Hürde.

Norm will diese Hürde senken – Nutzer erhalten via Applikation nicht nur einen Energieausweis zu ihrer Immobilie, sondern werden auch über deren Sanierungspotenzial aufgeklärt.

Europa im Blick

Die Jungfirma, die sich selber am ehesten als Cleantech im Bereich Energieeffizienz betrachtet, zählt neben Swiss Life auch Unternehmen aus dem Bereich Energieversorgung zur Kundschaft. Laut à Porta sollen in den nächsten Monaten nun weitere grosse Finanzdienstleister als Kunden dazustossen. Die Schweiz ist dabei ein Testmarkt, denn die Norm-Gründer haben bereits Pläne für die Expansion ins Ausland. «Europa ist ein spannender Markt für uns», sagt der Co-Gründer, «in einigen Ländern sind die Vorschriften für die Energieeffizienz noch weiter entwickelt als hierzulande».

Der Analyse- und Auswertungsprozess bleibe dabei der Gleiche; nur die Berechnung und Zertfizierung müsse allenfalls angepasst werden, sagt à Porta.

Vorläufig stemmen die Co-Gründer von Norm das Wachstum noch aus eigener Kraft. Weil manche von ihnen selber schon Firmen verkauft hätten, erklärt à Porta, könne die Truppe das Startup auch selber finanzieren. Ebenfalls schöpft das Team aus gemeinsamer Erfahrung. Unter den Norm-Machern waren neben à Porta selber auch Julia Cebreros, Flurin Müller und Florian Westermann bereits bei Contovista involviert.

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