Als das übergrosse Engagement von Julius Bär beim insolventen Konglomerat Signa bekannt geworden ist, reagierte die Börse panisch. An der Generalversammlung verpassten die Aktionäre dem Verwaltungsrat aber nur den einen kleinen Denkzettel.

Der Verwaltungsrat bedaure den Vorfall in dieser Grössenordnung zutiefst, versicherte Romeo Lacher, der Präsident von Julius Bär, in seiner Rede vor den Aktionären.

Alles durchgewunken

Am heutigen Donnerstag hatte das Zürcher Traditionshaus zu seiner alljährlichen Generalversammlung geladen – der Vorfall, gemeint ist der 600-Millionen-Franken-Abschreiber auf einem Kreditenegagement gegenüber Firmen der Signa Gruppe des österreichischen Financiers René Benko, war am Anlass aber kaum noch der Rede wert.

So wurden sämtliche Anträge der Verwaltungsrat durchgewunken, wie aus einer Mitteilung des Instituts hervorging. Einzig bei der Entlastung des Verwaltungsrats für das abgelaufene Jahr, dass wegen des Signa-Abschreibers mit einem zum Vorjahr halbierten Gewinn, der Entlassung des früheren CEO Philipp Rickenbachers und mit einem verschärften Stellenabbau endete, murrten die Eigner.

Applaus für Neuzugänge

Laut der Agentur «AWP» wurde die Décharge nämlich nur mit 81,7 Ja-Stimmen erteilt. Bei Generalversammlungen von Schweizer Grossfirmen, wo die Zustimmung zumeist überwältigend hoch ausfällt, muss ein solches Resultat wenn nicht als Ohrfeige, so zumindest als Nasenstüber gelten.

Solide 99 Prozent Befürwortung holte dann die Wiederwahl des Gremiums um Präsident Lacher. Die neu zur Wahl stehenden Andrea Sambo und Bruce Fletcher erzielten gar 99,8 Prozent Ja-Stimmen. Aufgrund des Signa-Debakels kandidierte der bisherige David Nicol nicht mehr; er hatte den Governance- und Risikoausschusses im Bär-Verwaltungsrat geleitet, der die problematischen Kredite genehmigt hatte.

Spielraum bei Managerlöhnen

Laut der Agentur kam es aber zu keinen Voten wegen Signa – einzig der Vergütungsbericht sorgte für minimalen Widerspruch. Aber auch dieses Traktandum wurde angenommen. Teil jenes Antrags war auch die Möglichkeit, zusätzliche Vergütungen auf Stufe Management zu gewähren, dies mit Blick auf die Einstellung neuer Kräfte. Recherchen von finews.ch zufolge hat die Privatbank die renommierte Executive-Search-Firma Egon Zehnder beauftragt, nach einem neuen CEO zu suchen.

Interimistisch hat seither Nic Dreckmann den Top-Posten bei der Bank übernommen.

«Unbedachte Geschäftsentscheidung»

Hatte im vergangenen Herbst das Signa-Engagement von Julius Bär den Aktienkurs zeitweilig um mehr als 20 Prozent fallen lassen, nahmen die Aktionäre die Entschuldigungen Lachers nun gnädig entgegen.

«Ich möchte an dieser Stelle klarstellen, dass durch diesen Vorfall keine regulatorischen Bestimmungen oder interne Richtlinien verletzt wurden», erklärte dieser an der Versammlung. «Vielmehr handelt es sich um eine unbedachte Geschäftsentscheidung, die niemals hätte passieren dürfen.»

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