Bei der Publikation ihrer Quartalszahlen präsentierte die Privatbank auch ihre strategischen Pläne: Sie sind eine kaum verhohlene Kritik an der alten Führung. 

EFG International hat  bereits im Juni eine Überprüfung ihres Geschäfts angekündigt – im Zuge der Ablösung von Lonnie Howell durch den neuen CEO John Williamson. Mitte Oktober soll nun bekannt werden, wie das Unternehmen zu einem kontrollierten, profitablen Wachstum zurückkehren will.

Die Basis bilde dabei weiterhin das Kerngeschäft Private Banking, ferner ein erhöhter Fokus auf die Schaffung von Aktionärsmehrwert: Dies meldet EFG International anlässlich der Publikation der Halbjahresergebnisse 2011.

Leichter Rückgang bei den Beratern

Per Ende Juni 2011 beschäftigte die Bank 660 Kundenberater, was einem Rückgang um fünf gegenüber Ende Juni 2010 beziehungsweise 15 gegenüber Ende 2010 entspricht. Der Rückgang spiegle «eine stärkere Fokussierung auf Produktivität», so EFG International. In jüngerer Zeit rekrutierte Kundenberater «mit ungenügendem Leistungsausweis» würden nun «im Sinne einer ständigen Managementaufgabe überprüft». 

EFG International, das in den letzten Jahren ein ambitioniertes Wachstum bei den Kundenberatern anstrebte, wolle weiterhin selektiv rekrutieren, so die Einschätzung jetzt. Dies aber nur, «wenn mit grosser Gewissheit davon ausgegangen werden kann, dass sie innert relativ kurzer Zeit profitabel arbeiten.»

Für 2011 erwartet die Gruppe einen Reingewinn im Bereich von 140 bis 160 Millionen Franken. Diese Gewinngrösse sei zwar eine zwar solide Grundlage, «doch», so die Meldung, «reflektieren sie nach Meinung von EFG International nicht deren Potenzial, Aktionärsmehrwert zu generieren.»

Fünf Massnahmenpakete

Um dies zu erreichen, sollen bis Oktober diverse Massnahmen entschieden werden. Die Eckpunkte stehen bereits fest: 

1. Der Geschäftsfokus wird künftig klar auf dem Private Banking liegen. Die Stärken, die EFG International hier habe,  sei «in den letzten Jahren durch erfolglose Engagements ausserhalb des Kerngeschäfts überschattet worden».

2. Das Vermögensverwaltungsgeschäft sei ein integraler Bestandteil des Private Banking; EFG Asset Management kommt bei der Unterstützung der Kundenberater eine zentrale Rolle zu; und EFG Asset Management (und dabei auch EFG Financial Products) soll ihre Nischengeschäfte organisch weiterentwickeln. Im Vordergrund stünden aber Synergien zum Private Banking.

3. EFG International anerkennt, dass sie für das aggressive Wachstum einen hohen Preis bezahlt hat. Die Zahl der Kundenberater stieg von 226 beim IPO im Oktober 2005 auf 660 derzeit. Solch ein Wachstum bedeute kurzfristig eine Belastung für die Profitabilität.

Die Folge: EFG International geht nicht davon aus, dass die Anzahl der Kundenberater auf früher prognostizierte Niveaus ansteigen wird. Das Augenmerk liege künftig klar auf der Erhöhung der Produktivität, ergänzt durch selektive Rekrutierung von CROs hoher Qualität. 

4. EFG International überprüft auch die Grösse und die Zusammensetzung ihres internationalen Netzwerks: Dieses sei im Verhältnis zur Grösse des Unternehmens «sehr umfassend».

«Problemfelder konsequent angehen»

EFG International verfüge über ein starkes Kerngeschäft, sagt der neue CEO John Williamson: «Durch das rasche und breite Wachstum nach dem Börsengang sind unsere Stärken aber zu einem gewissen Grad in den Hintergrund gedrängt worden, und durch die ausserordentlich anspruchsvollen Marktbedingungen wurde die Situation noch verschärft.»

Die neue Führung sei «fest entschlossen, alle Problemfelder konsequent anzugehen. Wir wollen kontrolliert und profitabel wachsen und dabei für unsere Aktionäre Mehrwert schaffen.»

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