In New York erlebt der Horror-Klassiker aus den 1990er-Jahren als Musical eine blutige Neuauflage. Die Hauptfigur erweist sich überraschend als seelenverwandt mit heutigen Bankern.

Am New Yorker Broadway fliesst das Blut derzeit Literweise. Dort geben sie nämlich den «American Psycho the Musical», und während der Pause sind jeweils fünf Bühnenarbeiter mit dem Aufwischen der Spuren von Patrick Bateman beschäftigt. So heisst der finstere Held des nun als Musical wiedergeborenen Horror-Klassikers von Bret Easton Ellis.

Bateman, gespielt von Benjamin Walker, tanzt, singt und mordet sich durch die Yuppie-Szene Manhattans. Das ist nichts für Zartbesaitete. Folter, Sexorgien, Koks vom Klodeckel, Hackebeile und Kettensägen haben allesamt ihren Part auf der Bühne des Gerald Schoenfeld Theatre.

Prototyp eines zügellosen Berufstands

Das könnte davon ablenken, dass es eigentlich um das Innenleben des Killers geht. Und um das, wofür er steht.

Dass Bateman nämlich Banker ist, hat bei der Publikation von «American Psycho» im Jahr 1991 hitzige Debatten ausgelöst. Schnell war der wahnwitzige M&A-Spezialist der fiktiven Investmentbank Pierce & Pierce als Prototyp eines immer zügelloser auftretenden Berufstands entlarvt.

Dabei standen der Wall Street damals die schlimmsten Exzesse noch bevor.

Nur ein Rädchen in der Maschine

Doch gibt es jene Wall Street, die Bateman ebenso hasst wie obsessiv begehrt, überhaupt noch? Die 1980er-Jahre, von denen das Musical Dekor und Soundtrack entlehnt, sind jedenfalls Geschichte.

Bateman ist es jedoch nicht. In seiner Abscheu gegen die Oberflächlichkeit jener Maschinerie, in der er jeden Tag aufs Neue als Rädchen dreht, hat der Pierce & Pierce-Angestellte scheinbar so einiges mit heutigen (Gross-)Bankern gemeinsam.

Der «American Psycho» des Musicals ist trotz Reichtum und Erfolg eine unglückliche Person, zutiefst gelangweilt und seines Lebens überdrüssig. Und er findet seine ganz eigene Antwort darauf.

Silikon statt Blut

Was nicht heissen will, dass Banker nun in Scharen zu Serienmördern mutieren müssten. Vielmehr wagen es immer mehr von ihnen, lukrative Posten hinter sich zu lassen und ganz unblutig neu anzufangen. Sie ziehen etwa Richtung Silicon Valley oder in die Fintech-Szene, wie auch finews.ch berichtete.

Andere wagen sich gar nicht erst ins Banking vor. Viele Hochschul-Abgänger – abgeschreckt durch die notorischen Finanzskandale – machen lieber in anderen Sektoren Karriere. Dies zwingt wiederum die Banken, bezüglich ihrer Kultur umzudenken, wollen sie sich die besten Talente sichern.

Bis es soweit ist, setzt «American Psycho» jedenfalls keinen Staub an.

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