Peter Thiel gilt als globaler Star-Investor und Tech-Disruptor. Eine neue Biografie beschreibt den Multi-Milliardär als geldgierigen Strippenzieher, der keine Steuern bezahlt.

In Zeiten, in denen die demokratische US-Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez an einer Zusammenkunft der Reichen und Superreichen, der Met Gala in New York, ein Kleid zur Schau stellt, auf dem in blutroten Lettern «Tax the Rich» prangt, wird das neue Buch von Max Chafkin sein Publikum garantiert finden.

In «The Contrarian: Peter Thiel und Silicon Valley’s Pursuit of Power» beschreibt der «Bloomberg»-Reporter, wie Thiel als Berater von Ex-US-Präsident Donald Trump gezielt und opportunistisch seine Position nutzte, um staatliche Aufträge für seine Firmen zu erhalten, darunter auch das Datenanalyse-Unternehmen Palantir.

 Ein Libertärer mit Steuertricks

Thiels Vermögen, so heisst es in dem Buch, habe sich in den vier Jahren unter Trumps Präsidentschaft auf über 5 Milliarden Dollar verdoppelt – andere schätzen den Wert des Thiel-Imperiums – in Europa ist er an den «Unicorns» N26 und Bitpanda beteiligt – auf einen zweistelligen Milliardenbetrag.

Das Buch beschreibt auch ausführlich, wie es Thiel analog zu seiner libertären Ideologie über den inzwischen mehr als zwei Jahrzehnte dauernden Aufbau seines Vermögens gelungen ist, kaum Steuern zu bezahlen. Mittels Steuertrick schützte der 54-jährige deutsche Einwanderer bislang den Grossteil seiner Investments vor der Steuerbehörde.

An den Grenzen des Legalen

Er nutzt dafür das US-Pendant eines Säule-3a-Kontos, ein sogenanntes Roth IRA. Dabei handelt es sich um ein Konto für Pensionäre, das steuerfreie Ein- und Auszahlungen erlaubt. Die Einrichtung zielt im Prinzip auf klassische Angestellte der Mittelklasse – nicht Milliardäre. Einzahlungen sind auf 6'000 Dollar im Jahr beschränkt, aber Aktienkäufe sind über das Konto erlaubt – solange es Aktien von Unternehmen sind, die vom Konto-Halter nicht kontrolliert sind.

Thiel habe diese Bestimmung an den Grenzen der Legalität ausgenutzt, heisst es in dem Buch. Doch von einem Standpunkt der Fairness aus betrachtet sei Thiels Steuerpraxis schlicht empörend.

Bei Trump, um Reichtum zu mehren

Mit Paypal, wo Thiel zu den Gründern gehörte und CEO war, habe er es so gehalten, dass er nie mehr als 50 Prozent der Aktien besessen habe. Das Gleiche gilt für Palantir, wo er als Hauptaktionär nie über eine Kontrollmehrheit verfügt hat. Die Steuerbehörde IRS hatte diese IRA-Schlupflöcher zwar schon verschiedentlich auf dem Radar, aber Thiel sei nie sanktioniert worden.

Das Buch ist für die Ikone unter Startup- und Tech-Investoren auch in anderer Hinsicht nicht schmeichelhaft. Es beschreibt, dass Thiel für Geld im Prinzip alles macht und als Wirtschaftsberater von Trump in erster Linie die Absicht verfolgte, seinen Reichtum zu mehren.

Alle Macht den Milliardären

Der Opportunismus, Millionenaufträge vom US-Staat für seine Firmen zu holen und gleichzeitig eine extrem libertäre und staatsverachtende Ideologie zu verfolgen, spricht dabei Bände. Thiel hat seine Ideen in seinem Buch «Zero to One» dargelegt und propagiert einen zivilisatorischen Umbruch, bei dem demokratisch legitimierte Macht von traditionellen Institutionen zu den Technologie-Monopolen und den Milliardären übergehen soll, welche sie kontrollieren.

Beschrieben wird auch, dass Thiel eine Liste mit über 150 Namen von Leuten hatte, die in der Trump-Administration einen Job erhalten sollten. Darunter seien Dutzende gewesen, die selbst für die extremsten Mitglieder in Trumps innerstem Zirkel, wie etwa Steve Bannon, zu extrem gewesen seien; Ultra-Libertäre oder Reaktionäre.

Aufträge für mehr als 1 Milliarde Dollar

Aber grundsätzlich sei Thiel wegen des Geldes Trump-Berater gewesen. Palantir, das Unternehmen unterhält auch enge Geschäftsbeziehungen mit Schweizer Konzernen, sass zum Zeitpunkt von Trumps Wahl praktisch auf dem Trockenen. Unter Präsident Barack Obama hatte das von der CIA mitfinanzierte Unternehmen keine Aufträge erhalten.

Im Laufe der vierjährigen Präsidentschaft Trumps gewann Palantir staatliche Aufträge von weiter über 1 Milliarde Dollar. Palantir-CEO Alexander Karp, Thiel hatte ihn Trump vorgestellt, stellt in dem Buch in Abrede, das Unternehmen habe durch Thiels Einfluss die Aufträge gewonnen. Das sei das Ergebnis einer jahrelangen Aufbauarbeit gewesen. Palantir ging letztes Jahr an die Börse und ist mit rund 50 Milliarden Dollar bewertet. Thiel hält rund 20 Prozent der Aktien. 

 

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