Der Software-Unternehmer Michael Bornhäusser beschreibt seinen Weg zum Venture-Capital-Investor, wie er «seine» Firmen findet und welche Rolle die Sallfort Privatbank dabei spielt.

Von Michael Bornhäusser, Teilhaber der Sallfort Privatbank und Head of Private Equity

Grosse Börsengänge wie der kürzliche von Snap Inc. In den USA sind Bestandteil der Finanznachrichten – News, die auch in der Schweiz Begehrlichkeiten wecken. Doch wie findet man solche Unternehmen? Und wie kann man vor einem «Exit» in diese Firmen investieren?

Bevor ich auf diese Fragen eingehe, will ich mich erst einmal vorstellen. Ich bin nämlich keiner dieser Finanzexperten, um die es normalerweise an dieser Stelle geht, sondern ich bin seit mehr als 20 Jahren Internet- und Softwareunternehmer.

Auf die Investorenseite gewechselt

Ich habe zusammen mit einem Partner 1994 eine der ersten Internetfirmen in der Schweiz gegründet und diese nach der Fusion mit einem deutschen Internet-Startup an die Börse gebracht (MMK/Pixelpark). Die Blase ist dann geplatzt, so dass ich dann mit einer Softwarefirma für mobile Streaming-Technologien im Medienbereich nochmals angefangen habe. Später übernahm ich noch ein Content-Plattformunternehmen und habe es weiterentwickelt.

Beide Firmen hatten weltweit Kunden und nach dem Verkauf beider Unternehmen habe ich beschlossen, auf die Investorenseite zu wechseln – zur «dunklen Seite», wie das in der Technologiebranche heisst. Ich habe sehr schnell festgestellt, dass mein «Club Deal Model» für Venture Capital (VC) bei Co-Investoren, die gemeinsam mit mir anlegen, gut ankommt; aber der Regulator hier dedizierte Anforderungen an solche Lösungen stellt.

Echter Quereinsteiger

So habe ich mich an der Schweizer Sallfort Privatbank beteiligt und bin nun Banker, allerdings ein echter Quereinsteiger und nur bedingt ein Finanzexperte. Daher konzentriere ich mich weitgehend auf «meinen» Bereich, VC in Technologiefirmen.

Seit wir 2012 mit unseren Club Deals bei Sallfort gestartet sind, haben wir im Rahmen von 14 Runden in neun Unternehmen investiert. Da der Fokus auf Wachstumsfirmen mit Erträgen lag, im Jargon «Later Stage» genannt, konnten wir bereits vier «Exits» erzielen – diese mit einem durchschnittlichen Return von rund 300 Prozent. Wir agierten dabei mehrmals als Lead Investor, und ich nahm Einsitz in die Verwaltungsräte der Unternehmen. So haben wir unsere Investments stets aktiv begleitet.

Faktor Kompetenz

Doch kommen wir nun zum Thema. Bis zu 80 Prozent der Anschub-Investitionen (Angel Investments) in Schweizer Technologiefirmen gehen verloren. Ich werde daher oft gefragt, wie wir unsere Anlageobjekte evaluieren, und welche Entscheidungsparameter wir dabei setzen.

Der wichtigste Faktor ist Kompetenz. Man sollte den Weg eines Tech-Startups mindestens einmal mitgemacht haben, am besten von der Gründung zum «Exit». Denn jede Branche hat ihre eigenen Gesetze und Befindlichkeiten. Gerade in der Technologie sind Themen wie Innovation, Entwicklungsgeschwindigkeit, internationales Marketing und Vertrieb sowie die manchmal höchst eigenwilligen Methoden der Softwareentwickler entscheidende Faktoren zum Erfolg.

Schlicht keine Ahnung

Ein Grundwissen im Bereich Softwaretechnologie ist ebenfalls dringend notwendig, nicht zuletzt, um zu verhindern dass die Entwickler mit dem Management (und den Aktionären) machen was sie wollen. Das ist ein nicht zu unterschätzendes Risiko.

Wenn mich also Startup-Unternehmer aus dem Energiebereich oder der Biotech-Branche fragen, ob wir Interesse an einem Investment hätten, muss ich leider absagen, da ich kein Biologe, kein Kraftwerks-Ingenieur oder Arzt bin, und daher von diesen Branchen und der entsprechenden Technologie schlichtweg keine Ahnung habe.

Hiesige VC-Investoren legen gerne in der Schweiz an. Da spricht man schliesslich die gleiche Sprache, der Firmensitz ist zumeist nicht weit entfernt, und haben wir ja mit der ETH Zürich und der Lausanner EPFL mit die besten Hochschulen der Welt.

Übervölkerte Märkte

Leider werden mehr als 90 Prozent der Schweizer Startups mit einem «Exit», falls dieser überhaupt erreicht wird, im Durchschnitt für 20 Millionen Franken veräussert. Damit ist man tatsächlich sehr weit weg von den Bewertungen in den USA. Warum also nicht gleich dorthin gehen, wo der VC-Markt wirklich «passiert»? Ins Silicon Valley, noch Los Angeles, Santa Monica oder zumindest nach London?

Die Antwort ist einfach: Der Zugang dort ist eher schwierig. Diese VC-Märkte sind bereits «übervölkert». Kommt hinzu, dass attraktive Startups bereits mehr Angebote haben, als sie Geld brauchen. Gleichzeitig kommt es dort zu mehr Exits im Monat als in den vergangenen fünf Jahren in der Schweiz, und das erst noch zu weit höheren Bewertungen.

Wie die Grossen

Mit Sallfort haben wir 70 Prozent aller unserer Investments genau dort, an der US-Westküste, gemacht. Zugegeben, ich hatte auch ein bisschen Glück. Durch meine Softwarefirmen lernte ich eine Menge Vertreter von namhaften VC-Firmen kennen, und als ich die letzte Firma veräussert hatte, fragte man mich, ob ich nicht in den Verwaltungsrat (VR) der Telecomfirma Ubiquisys eintreten möchte.

Dort waren dann die ganz Grossen der Branche bereits investiert und sassen ebenfalls im Board: Accel Partner, das sind die mit Facebook und WhatsApp, Advent Ventures mit Yelp, Atlas Ventures, you name it. Ich habe das VR-Angebot natürlich angenommen und gleich mitinvestiert. Dank der Kollegen im Verwaltungsrat hatte ich Zugang zu einem hochinteressanten Deal-Flow im besten VC-Markt der Welt, dem Silicon Valley und San Francisco.

An der Westküste angekommen

Natürlich geht das alles nicht von heute auf morgen. Der Aufbau eines «Trusted Network» im Silicon Valley braucht Zeit, viele Reisen dorthin und eine aktive Arbeit in den VRs und mit den Gründern und CEOs dieser Startups.

Mein erstes Engagement in diesem exklusiven Zirkel datiert von 2010, und jetzt, nach sieben Jahren, kann ich sagen, dass ich an der Westküste angekommen bin. Wir haben Partner wie Google Ventures, Sequoia, August Capital, US Venture Partners, Morgan Stanley und viele andere. Das hilft, an die richtigen Firmen zu gelangen, im Silicon Valley und ausserhalb , etwa in Lateinamerika, unserer neusten VC-Region, wo wir seit zwei Jahren ebenfalls aktiv sind.

Dann steigt die Bewertung

Wenn man zusammen mit Co-Investoren Beteiligungen eingeht, versucht man das Risiko so klein wie möglich zu halten. Im Venture-Capital-Markt bedeutet das, sich auf «Mid- and Late-Stage»-Investments zu konzentrieren. Startups, die gerade angefangen haben und noch keine Erträge erwirtschaften, also «Early Stage»-Investoren suchen, bieten zwar oft eine tiefe Bewertung, doch das Risiko, dass diese Firma nicht überlebt, ist immer sehr hoch.

Erzielt ein Unternehmen bereits Erträge und kann auch ein entsprechendes Wachstum ausweisen, sinkt das Risiko, da eine gewisse Sicherheit besteht, dass es Kunden am Markt gibt, die bereit sind, für die Produkte und Leistungen dieser Firma zu bezahlen. Natürlich steigt dann auch die Bewertung.

Konzentration auf «Mid- und Late-Stage»-Investments

Neben dem Fokus auf Software- und Internettechnologie, digitale Medien und E-Services, also Bereiche, in denen ich auch operativ als Gründer und CEO meiner eigenen Firmen gearbeitet habe, haben wir uns von Anfang an auf «Mid- and Late-Stage»-Investments konzentriert.

Der Vorteil dabei ist wie erwähnt ein geringeres Risiko mit einem «Proof of Concept» durch entsprechende Erträge, in unserem Fall mindestens fünf bis zehn Millionen Dollar jährlich sowie ein kürzerer Investmenthorizont. Wir gehen von drei bis maximal fünf Jahren aus.

Weitere Leistungen

Der Nachteil ist eine höhere Bewertung und ein bedeutend schwierigerer Zugang zu diesen Investments, da jene VC-Unternehmen, die bereits in einer frühen Phase investiert haben, erfolgreiche Firmen weiter finanzieren und nur neue Investoren zulassen, wenn es neben dem neuen Kapital auch weitere Leistungen durch die neuen Investoren gibt, etwa Vertriebsunterstützung, Produktentwicklung oder Strategiesupport.

Das heisst für mich, ich muss eine höhere Bewertung und damit eine geringere «Upside» akzeptieren und zusätzlich zum Kapital auch noch das Unternehmen aktiv unterstützen.

  • Lesen Sie morgen Freitag im 2. Teil wie man in ein spezifisches Unternehmen investiert – oder eben nicht.

Öffnung für institutionelle Investoren

Bisher waren Co-Investments mit Sallfort-Aktionären den Privatkunden der Sallfort Privatbank vorbehalten. Da durch das Netzwerk zu anderen Venture-Capital-Investoren, speziell in den USA und England, immer mehr interessante Investmentangebote an Sallfort gelangen, hat man nun Zugang zu grösseren Investmenttickets und kann institutionellen Investoren entsprechende Co-Investments anbieten. Aus diesem Grund hat Sallfort ein Programm für Pensionskassen, Banken und Vermögensverwalter entwickelt. Erste Partner sind bereits an Bord.

Die Sallfort Privatbank mit Sitz in Basel und Zürich vereint die unternehmerische Tradition aus neun Generationen der Familie Barth mit Innovationen im Asset Management. Das Unternehmen entstand aus der Sallfort AG, Basel und der P&P Private Bank AG, Zürich. Geschäftsführer ist Johannes T. Barth.

Michael Bornhäusser ist Teilhaber und Managing Director der Sallfort Privatbank. Er leitet den Bereich Private Equity, Products & Services.

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