Die Kreditkarte direkt unter der Haut? Dem Kondukteur statt Handy oder Pass den Daumen hinstrecken? Für manche ist es eine Schreckensvorstellung – in  Schweden schon längst Realität.

Jowan Österlund (Bild unten) hat Biohax vor fünf Jahren gegründet, eine Firma welche Mikrochips unter die Haut implantiert. 15 Jahre Erfahrung im Geschäft mit Piercings helfen dem bärtigen Tech-Nerd bei der praktischen Arbeit mit Nadel und Haut. Der Chip wird ähnlich einer Impfdosis eingespritzt.

jowan1

Biohax implantiert Chips in der Grösse von Reiskörnern unter die Haut von (freiwilligen) tech-affinen Kunden. Mit James Bond und «Casino Royale» hat dies wenig zu tun, weil die Technologie im Biohax Chip keine Tracking-Funktionalität umfasst. Zur Echtzeit-Überwachung taugt das Teil also nicht und Helikoptereltern können ihre Sprössling nicht besser kontrollieren.

Elektronisches Wallet

Der Chip, welchen Biohax zu einem Preis von knapp 200 Franken ihren Kunden implantiert, basiert auf der Near Field Communication, oder kurz NFC. Diese erlaubt das kontaktlose Zahlen (wie in der Schweiz mit Kredit- und Cashkarten mittlerweile bis zu einem Betrag von 40 Franken möglich) oder die Identifikation der Träger der Chips.

Die rund 4’000 Schweden, welche mittlerweile einen Biohax-Chip unter der Haut tragen, nutzen bislang primär die einfache Zugangsfunktionalität. Um ins Büro, ins Gym oder in die Tiefgarage zu gelangen, reicht einmal Handhinhalten.

chip1

(Bild: PD Biohax)

Weitergehende Verwendungsmöglichkeiten bieten die staatlichen schwedischen Eisenbahnen SJ. Träger des Chips können ihre Tickets laden, ähnlich dem elektronischen Wallet im Mobiltelefon. Es liegt auf der Hand, dass in diesem Bereich das Potenzial äussert gross ist – von Flugtickets über Hotelbuchungen oder Mietfahrzeugen ist alles vorstellbar.

Kontaktloses Bezahlen folgt später

Österlund verhandelt mit weiteren Firmen, um den Nutzen des Chips zu erhöhen. Biohax verspricht, dass sie in naher Zukunft ihren Nutzern den kontaktlosen Zahlungsverkehr erschliessen wird und auch den Gebrauch von Kryptowährungen ins Auge fasst.

Das Versprechen erscheint nicht zu hoch gegriffen, schliesslich machen sich die meisten Mobiltelefone und Kreditkarten dieselbe Technologie zunutze wie der Chip der schwedischen Tech-Gurus.

«Der Besitz von vielen verschiedenen Karten und Tokens zwecks Identifikation bei unterschiedlichen Systemen ist sinnlos,» erklärte Österlund im Gespräch mit dem amerikanischen «New Public Radio». «Mit dem Gebrauch unseres Chips vereinfachen wir unsere hyper-verlinkte Umgebung.»

Schwedische Techaffinität

Biohax bietet seine Dienstleistungen in Europa, inklusive der Schweiz, den USA und Australien an. Eine Anfrage von finews.ch für weitergehende Information blieb bislang unbeantwortet.

Das Unternehmen hat drei Niederlassungen in Schweden und öffnet demnächst eine Filiale in London. Der Grund, weshalb Schweden in einem solch heiklen Business die Vorreiterrolle übernimmt, liegt wohl vor allem darin begründet, dass die Bewohner des nordischen Landes schon immer begeistert technologische Innovationen adoptiert haben.

Anders als die Schweizer haben die Schweden beispielsweise das Bargeld schon beinahe aufgegeben. Selbst Erdbeerenverkäufer am Strassenrand halten mittlerweile eine mobile Bezahlstation bereit.

Gemäss der schwedischen Zentralbank ist der Wert der im Umlauf befindlichen Noten und Münzen von knapp 100 Milliarden Kronen (knapp 11 Milliarden Franken) schon auf 60 Milliarden gefallen. «Der Schwund war in den vergangenen Jahren sehr schnell,» so die Riksbanken.

Gewohnt daran, kontrolliert zu werden

Zudem sind sich die Schweden gewohnt, dass ihre Daten von verschiedensten gesellschaftlichen Akteuren abgerufen werden können und reagieren weniger allergisch auf staatliche und private Datensammlungen als etwa Schweizer.

Die Personennummer dient der einwandfreien Identifikation jedes Bürgers, beinhaltet auch heiklere persönliche Daten und wird selbst bei der Bestellung einer neuen SIM-Karte benötigt. Ausnahmen sind nicht vorgesehen.

Unregulierte Aktivität

Das Geschäft mit den Chips ist noch nicht reguliert und solange die Freiwilligkeit gewahrt bleibt, könnte dies auch so bleiben. Wo die Freiwilligkeit endet, ist natürlich nie so ganz einfach zu regeln. Und da schliesst sich der Kreis zu James Bond alias Daniel Craig in «Casino Royale», dem den Chip ja auf Befehl von Q implantiert wurde – natürlich nur zu seinem Schutz.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.48%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.57%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.25%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.12%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.58%
pixel