Vor einem Jahr schwärzte ein Whistleblower Tim Haywood beim Management von GAM an und löste damit eine Krise aus. Das Schicksal des einstigen Starinvestors bleibt im Dunkeln.

Der Skandal um den altgedienten GAM-Fondsmanager Tim Haywood nahm vor rund einem Jahr seinen Lauf: Ein interner Whistleblower meldete letzten November erstmals Unstimmigkeiten. Vor vier Monaten wurde der bekannte britische Investor suspendiert,  unter anderem weil er seine private Emailadresse für die Arbeit benutzt hatte. 

Angeschwärzt hatte ihn ausgerechnet sein langjähriger Co-Manager , wie finews.ch im September berichtete. Ein Jahr später ist Haywoods Schicksal bei GAM aber weiterhin unklar: Er wurde weder angeschuldigt noch gab es Disziplinarmassnahmen gegen ihn.

Verzögerungstaktik von GAM?

Was wird also als nächstes passieren? GAM sagte vor zwei Monaten, die Untersuchung gegen Haywood sei fast abgeschlossen und die Firma werde Massnahmen gegen Haywood ergreifen. Nichts davon ist passiert. Kann es sein, dass GAM auf Zeit spielt, weil bei der Untersuchung kein wirkliches Fehlverhalten zutage gefördert wurde?

«Die interne Untersuchung ist grösstenteils abgeschlossen und der disziplinarische Prozess ist noch im Gang», sagte ein Sprecher von GAM. «Es wäre deshalb unangemessen, vor dem Abschluss weitere Kommentare dazu abzugeben.» 

Unabhängig davon, weshalb sich der Abschluss des Verfahrens verzögert, für die Betroffenen ist GAMs Unentschlossenheit ein Problem: Das Unternehmen steckt in Schwierigkeiten, gleichzeitig können weder Haywood noch seine Nemesis ihre Zukunft aufgleisen, solange ihr Noch-Arbeitgeber keine Klarheit schafft. 

Abgänge auf höchster Stufe

Sowohl Haywood als auch sein früherer Kollege werden auf der Website des Unternehmens weiter als «Investment Director» aufgeführt. Im Gegensatz zum Rest der Belegschaft sind die beiden vor den Konsequenzen des Skandals nur mittelbar betroffen: Den Whistleblower schützt die Regulierung, während Haywood in keiner Weise diszipliniert wurde und weiter beim Unternehmen angestellt bleibt. 

Derweil musste der CEO Alex Friedman den Hut nehmen. Auch die frühere Regulatorin Natalie Baylis flüchtete nach nur drei Monaten bei GAM wieder. Um den Abgang weiterer Star-Fondsmanager zu verhindern, bietet das Unternehmen angeblich lukrative Anreize.

Der interimistische CEO David Jacob hat nach dem Absturz der Aktie zudem einen potenziellen Übernahmekandidaten zu führen und muss sich gegen das Ansinnen mancher Konkurrenten wehren, die Filetstücke herauszukaufen, wie auch finews.ch berichtete. 

Fonds aufgelöst

Jacob hat die Sparte der «Absolute Return»-Anleihenfonds, welche Haywood unter sich hatte, zerlegt und mit den anderen Anleihenangeboten von GAM zusammengelegt, wie finews.ch am Dienstag berichtete. Das Unternehmen plant einen Stellenabbau, obwohl Haywood und sein ehemaliger Kollege weiter in Lohn und Brot bleiben. 

Bei der britischen Finanzaufsicht ist Haywood seit seiner Suspendierung im Juli als «inaktiv» aufgeführt. Sein früherer Co-Manager ist dort immer noch als «Senior Manager» gelistet. Haywood gab dazu gegenüber finews.ch keinen Kommentar ab. 

Einer Quelle zufolge sind praktisch alle der «Absolute Return»-Anleihenfonds liquidiert. Die Kunden bekommen zwischen 89 Prozent und 92 Prozent ihres Geldes zurück, wie GAM gegenüber Investoren in Luxemburg diese Woche sagte und weitere Zahlungen in den kommenden Monaten in Aussicht stellte. (Im August versprach die Firma, zwischen 74 Prozent und 87 Prozent zurückzuzahlen.) Einem Pressesprecher zufolge plant GAM dasselbe für die in Irland registrierten Fonds. 

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