Über ein Jahrzehnt bildete Tim Haywood bei GAM ein «Dreamteam» mit einem anderen Investmentmanager. finews.ch zeichnet nach, wie sich dieses Duo entzweite und das Unternehmen in die Krise stürzte.

Zwölf Jahre lang hatte Tim Haywood bei GAM einen Co-Investmentmanager an der Seite. Die beiden waren das «Dreamteam» im Fixed-Income-Bereich des Schweizer Vermögensverwalters.

Die überraschende Suspendierung Haywoods vor acht Wochen und die Liquidierung der Absolute Return Bond Funds (ARBF) mit mehr als 7,3 Milliarden Dollar an Kundengeldern beendeten diese enge Zusammenarbeit allerdings abrupt.

Gegensätzlich – und doch ein hervorragendes Team

Haywood (Bild unten) und sein Co-Investmentmanager (Name der Redaktion bekannt) könnten nicht unterschiedlicher sein. Haywood ist der extrovertierte und risikofreudige Fondsmanager, sozusagen das Gesicht der lange erfolgreichen ARBF-Strategien und ein Aushängeschild von GAM. Seinem Partner kam im Management der Hedgefonds die Rolle des Bedenkenträgers zu, der zur Vorsicht mahnte, und der es vorzog, im Hintergrund zu bleiben.

Tim Haywood

Als Team funktionierten die beiden ausgezeichnet, trotz oder gerade wegen ihrer teils gegensätzlichen Qualitäten. Gemeinsam bildeten sie das Rückgrat der ARBF-Strategien, die für GAM über Jahre hinweg eine wesentliche Ertragssäule darstellten. Die beiden Spezialisten waren mit ihren Anleihenstrategien so eng verbunden, dass ein anderer GAM-Manager sie als «Vater und Mutter» dieses Geschäfts einmal bezeichnete.

Letztes Mal im März gemeinsam

GAM, Haywood und der Co-Investmentmanager verdienten hervorragend mit den ARB-Fonds: Die Produkte erzielten in einem gut laufenden Quartal alleine über zehn Millionen Franken an Performancegebühren. Die Investmentmanager selbst kamen auch nicht zu kurz. Teil der Kultur bei GAM ist, dass sie am Erfolg ihrer Produkte beteiligt sind.

Haywood und sein Partner waren auch jeweils in den Monatskommentaren von GAM zu den Anleihenstrategien und -märkten als Managementteam abgebildet. Das letzte Mal geschah dies im vergangenen März.

Was geschah mit dem Co-Manager?

Ende Juli wurde Haywood kaltgestellt – aus Gründen, die bis heute nicht vollkommen transparent sind. GAM nennt Probleme bei der Due Diligence von Investments und der Dokumentation sowie Regelbrüche Haywoods als Auslöser für die Suspendierung.

Doch was geschah mit seinem Co-Manager, der seit 2006 mit Haywood zusammenarbeitete; zunächst bei Julius Bär, dann nach einem Management-Buyout bei Augustus und schliesslich bei GAM?

Er soll der Whistleblower sein

Das Unternehmen hat dazu bislang geschwiegen. Erwähnt hat ihn GAM einzig am Tag der Ankündigung von Haywoods Suspendierung. Er sei nicht mehr in der Verwaltung der ARBF-Portfolios involviert, verwalte aber weiterhin andere Portfolios im Fixed-Income-Bereich.

Während Haywood nun die Resultate der internen Untersuchung abwartet, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen gegenüber finews.ch, es sei der wenig bekannte Partner Haywoods gewesen, der den für GAM den fatalen Skandal ausgelöst habe.

Der Co-Manager sei ein Whistleblower, lauten die Vermutungen. Er habe im vergangenen November GAM intern auf Fehlverhalten Haywoods aufmerksam gemacht. In der Folge startete das Unternehmen denn auch Ende 2017 eine interne Untersuchung.

Im vergangenen März indessen wandte sich Haywoods bisherige Partner zusätzlich an die britische Finanzaufsicht FCA, nachdem sich die beiden offenbar zerstritten hatten. GAM dehnte die Untersuchung daraufhin aus.

GAM bestätigt Recherchen von finews.ch

Weder die FCA, noch der betreffende Investmentmanager, noch GAM selber wollten sich zunächst gegenüber finews.ch äussern. Am (heutigen) Dienstagmorgen dann, als Reaktion auf die Berichterstattung von finews.ch, hat GAM bestätigt, aufgrund von Bedenken eines internen Whistleblowers eine interne Untersuchung wegen des Verhaltens von Tim Haywood eingeleitet zu haben.

Sowohl Haywood als auch sein ehemaliger Partner stehen bei GAM weiterhin auf der Payroll. Beide sind auf der Unternehmens-Webseite als einfache «Investment Directors» nach wie vor aufgeführt. 

Ex-CEO David Solo zog die Fäden

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