Blockchain ist die Zukunft, findet der Zuger Regierungsrat Heinz Tännler. Krypto-Währungen hingegen könnten nur von der Nationalbank wiederbelebt werden, sagt er im Interview mit finews.ch.


Herr Tännler, die Schweiz und Liechtenstein sind eigentlich recht weit mit der prinzipienbasierten, pragmatischen Regulierung der Blockchain-Technologie. Wird es auch gelingen, global die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen, sodass dieses Ökosystem kein lokales Phänomen bleibt?

Ich bin überzeugt, dass das gelingen wird. Die ganze Thematik ist ja nicht nur auf die Schweiz und Liechtenstein fokussiert. Auch in Asien, Amerika haben wir die Bewegung. Wenn ich auf Zug schaue, ist das rein international.

Wir haben mittlerweile mehr als 3000 Leute, die kommen vor allem aus dem Ausland, aus den USA, aus dem asiatischen Raum. Der Drive ist nicht nur auf die Schweiz, Liechtenstein und vielleicht noch Malta fokussiert. Diese Behauptung lässt sich durchaus untermauern. Die Leute, mit denen ich hier rede, können alle kein Schweizerdeutsch.

Gab es mit dem Platzen der Preisblase bei Kryptowährungen auch eine Verlangsamung des Wachstums oder gar Entlassungen?

Ich kenne natürlich nicht jedes Beispiel. Wir sind aber im stetigen Austausch mit der Bitcoin Association und der Crypto Valley Association. Sie liefern ein klares Bild und das wird auch vom Volkswirtschaftsdepartment des Kantons genau beobachtet. Die Startup-Gründungen steigen nach wie vor, auch die Anzahl Fachkräfte nimmt zu. Klar verlangsamt sich der Hype, nun trennt sich die Spreu vom Weizen. Aber dass die Szene davonschrumpft, davon merkt man nichts.

«Keine Angst vor Reputationsverlust und Imageschäden»

Spannend ist auch, dass die öffentliche Hand – die Stadt und der Kanton Zug sowie der Bund – feststellt, dass sie sich mit der Technologie auseinandersetzen muss. Ich bin überrascht, wie viele Leute an der Infrachain-Veranstaltung in Bern waren. Auch da geht es in die Breite. Darum glaube ich, dass die Entwicklung stabil ist.

Wie beurteilen sie den Umgang des Staats mit dem Thema?

Wichtig ist, dass wir nicht beteiligt sind. Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, durchsetzen wird sich am Schluss die beste Technologie. Natürlich gibt es Risiken. Ich werde oft gefragt, ob ich keine Angst vor Reputationsverlust und Imgageschäden habe. Aber wir haben da beste Erfahrungen mit Rohstoffunternehmen. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, nicht nur für Blockchain, sondern generell für die Wirtschaft.

Wir sprechen hier ja von Blockchain oder der Distributed Ledger Technology. Wie sehen sie Kryptowährungen?

Wir, der Kanton Zug, setzen auf Technologie. Die ist bei uns im Fokus. Für Kryptowährungen sehe ich höchstens eine Chance, wenn die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Führung übernähme und zum Beispiel einen Swisscoin lancieren würde.

Nun akzeptiert man hier aber auch von behördlicher Seite Bitcoin.

Wir akzeptieren das. Für 250 Franken kann man hier bei der Einwohnerkontrolle Dienstleistungen nachfragen. Beim Handelsregisteramt akzeptiert man Sacheinlagegründungen mit Bitcoin. Das wird aber alles sofort gewechselt, über Bitcoin Suisse. Man diskutiert, ob man Parkgebühren so zahlen kann, und es kam eine Anfrage, ob Steuern auf diesem Weg bezahlt werden könnten. Natürlich war das ein grosser Werbegag mit der Stadt Zug. Das hat man ja überall gehört. Dabei wurden bisher lediglich etwa 5000 Franken so umgesetzt. 

«Ich bin sicher, dass sich die SNB mit der Thematik stark auseinandersetzt»

Ich meine, sowas müsste schon von einer Nationalbank lanciert werden. Wenn man wirklich von einem Durchbruch sprechen wollte

Sie haben auch mit Thomas Jordan schon über das Thema gesprochen. Gab es irgendwelche Anzeichen, dass es dazu kommen könnte?

Ja, wir haben darüber diskutiert. Im Moment ist die SNB konservativ unterwegs. Das sieht man auch an ihrer Zinspolitik. Das ist ihr Recht und zum Glück redet die Politik nicht rein. Ich bin sicher, dass sich auch die SNB mit der Thematik stark auseinandersetzt. Vielleicht nicht nach aussen, aber nach innen schon. Dasselbe bei den Grossbanken. Im Hintergrund läuft da mehr, als man denkt. 

Waren Sie selbst anfangs auch skeptisch?

Was heisst skeptisch? Vor vier Jahren hatte ich überhaupt keine Ahnung von Blockchain. Ich habe zum ersten Mal von der ganzen Technologie gehört, als Vitalik Buterin nach Zug kam, im Jahr 2013. Ein neunzehnjähriger «Schnösel» kam her und erzählte über Blockchain und Bitcoin. Da habe ich auch gestaunt.

Ich dachte, ein Halbwahnsinniger sei in Zug gelandet wie ein Ufo. Da gab es auch die Diskussionen noch nicht, wir waren hinter dem Mond. Die Entwicklung war rasant, auch bei der öffentlichen Hand. In den letzten vier Jahren hatte ich schon das eine oder andere Aha-Erlebnis.

«Bei der Technologie gab es nie einen Bruch»

Ich muss auch sagen, dass die Szene sich gut entwickelt hat. Und es gab nie einen Bruch. Klar gab es die Wertschwankungen bei den Kryptowährungen. Aber bei der Technologie gab es nie einen Bruch, von damals bis heute. Es ist eine Konstanz vorhanden. Mit Kritik, Fragen, Auf und Ab, Rückschlägen und Konkursen und Diskussionen wie jene um Envion oder Tezos. Aber es gab keinen eigentlichen Bruch.


 Heinz Tännler ist Finanzdirektor des Kantons Zug und Präsident der Swiss Blockchain Federation. Letztere lobbyiert für die Standortattraktivität der Schweiz als Blockchain-Hub. In seiner Funktion als Regierungsrat vertritt er zudem den Hauptaktionär der Zuger Kantonalbank. Im ersten Teil des Interviews vertrat Tännler die Vorteile bei der Anwendung der Blockchain-Technologie.

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