Mit der verstärkten Regulierung der unabhängigen Vermögensverwalter wird 2020 eine Konsolidierungswelle erwartet. Doch ein Verkauf gestaltet sich selten einfach.

Die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz sehen sich dieses Jahr mehr denn je mit denselben Herausforderungen konfrontiert wie die Schweizer Privatbanken. Und von diesen haben seit dem Jahr 2010 weit über ein Drittel aufgegeben.

Wealth Management – oder Vermögensverwaltung – hat an Profitabilität im letzten Jahrzehnt massiv eingebüsst, nachdem das Geschäft mit Offshore-Kunden viel komplexer und damit teurer geworden ist. Die technologische Revolution im Banking und die veränderten Kundenbedürfnisse stellen weitere Hürden dar. Von den Regulierungskosten nicht zu sprechen.

Verkaufen: Das sagt sich so einfach

Erreicht ein Besitzer oder Partner einer unabhängigen Vermögensverwaltung nun noch zusätzlich ein Alter, in welchem er sich die Frage nach einer Nachfolgeregelung stellen muss, wird ein Verkauf eine prüfenswerte Option.

Christian Hintermann, Partner bei der Beratungsgesellschaft KPMG, hat eine Art Checkliste zusammengestellt, welche Aspekte bei einem möglichen Verkauf geprüft werden sollten. Denn: Verkaufen – das sagt sich so einfach.

1. Persönliche Fragen

Sie sind insbesondere ab einem bestimmten Alter der eigentliche Auslöser für Verkaufsabsichten. Vermögensverwalter müssen sich dabei klar werden, ob sie überhaupt noch arbeiten wollen – oder ob sie nach einem allfälligen Verkauf auch als Angestellter weitermachen möchten. Gibt es nicht doch einen Nachfolger, der Kunden und Anteile übernehmen könnte? Von den finanziellen und steuerlichen Aspekten eines Verkaufs abgesehen, muss sich ein Unternehmenseigentümer auch der Frage stellen: Wie sieht das Leben ohne das Unternehmen aus?

2. Die Frage des Timings

Es ist auf alle empfehlenswert, das Unternehmen in einem gesunden Zustand zu verkaufen. Das stärkt die Verhandlungsposition und verleiht zeitlichen Spielraum.

Insofern gilt es, sich früher als notwendig mit der Option Verkauf auseinanderzusetzen.

3. Was die anderen Partner wollen

Das ist wohl der schwierigste Part im Hinblick auf einen Verkauf. Erstens müssen die individuellen Interessen und Lebenslagen der einzelnen Partner berücksichtigt werden. Einigkeit, dass die Vermögensverwaltung verkauft werden soll, wäre die ideale Voraussetzung, die leider selten vorhanden ist. Manche Partner möchten ihre Kunden weiter bedienen und streben darum einen Teilverkauf an. Andere wiederum möchten verkaufen, aber nicht an eine Bank oder einen Finanzinvestor und auch nicht an einen beliebigen Konkurrenten.

Man muss beachten, dass die Berücksichtigung von vielerlei Interessen sich auf den Verkaufspreis auswirken wird.

4. Wieviel sollen die anderen Partner erhalten?

Man soll das Fell des Bären nicht verkaufen, bevor er erlegt ist, lautet ein Sprichwort. Dieses sollte im Hinblick auf den Verkauf einer partnergeführten Vermögensverwaltung nicht beachtet werden. Vor einem Verkauf muss unbedingt bestimmt werden, wie die Partner den Erlös unter sich aufteilen wollen. Eine Aufteilung nach Aktienquote erscheint zwar logisch, ist vielfach aber die falsche Methode. Die Aktienquote spiegelt weder die Höhe der verwalteten Vermögen der einzelnen Partner noch den Beitrag zum Unternehmenserfolg. Weitere Möglichkeiten für einen Verteilschlüssel sind also: Verwaltete Vermögen und deren Qualität und Bruttoerfolg.

Auch hier gilt: Uneinigkeit unter den Partnern führt zu einer Wertverminderung des Unternehmens. Im schlimmsten Fall fällt der Vermögensverwalter auseinander.

5. Die Preisvorstellung

Leider ist das Preisniveau für Wealth Manager in den letzten Jahren massiv gesunken. Für Vermögensverwalter, die einen emotionalen Preis verlangen, weil sie ihr Unternehmen mit eigenen Händen aufgebaut haben, kann dies zu einer schmerzlichen Erkenntnis führen: den Käufer kümmert dies nicht. Er will einen Businessplan sehen und anhand der Profitabilitätsaussichten einen Preis finden.

Die Trumpfkarte, die man als Vermögensverwalter spielen können müsste: Qualitativ gute Kundengelder. Für diese besteht eine starke Nachfrage.

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