Wenn wir nicht sicherstellen, dass die diskutierte Schweizer E-ID – ob privat oder staatlich – auch punkto Einfachheit gegenüber anderen Lösungen mithält, ist es möglich, dass sich weniger geregelte, dritte Lösungen durchsetzen. Diese werden ja vom neuen Gesetz nicht verboten.

«Nein, ein Scherbenhaufen wäre es nicht»

Gleichzeitig müssen spannende und relevante Use Cases vorhanden sein, welche die Adaption treiben.

Aber wie?

Um bei Einfachheit zu punkten, muss der E-ID-Anbieter agil sein und sich der immer schneller stattfindenden technologische Veränderung anpassen. Die Einführung und Umsetzung der von der Bildfläche verschwundenen Suisse ID dauerte so lange, dass sie, als sie dann verfügbar war, den technischen Standards bereits nicht mehr entsprach. Heute bewegt sich die Welt noch schneller als zur Suisse-ID-Zeit.

Und die E-Signatur ist ein solcher Use Case?

Die Relevanz von Einfachheit lässt sich hier sehr schön aufzeigen. Die E-Signatur ist in der Schweiz seit über zehn Jahren gesetzlich geregelt. Es gibt bereits seit Jahren Lösungen, die diesem Gesetz gerecht werden und sicher sind. Trotzdem hat sich die E-Signatur noch nicht durchgesetzt. Denn diesen Lösungen fehlte es an Einfachheit. Skribble hat sich zum Ziel gesetzt, gleichzeitig kompromisslos sicher und kompromisslos einfach zu sein.

Zurück zur Abstimmung: Stünde die digitale Wirtschaft bei einem Nein am 7. März wirklich vor einem Scherbenhaufen?

Nein, ein Scherbenhaufen wäre es nicht. Es gibt bereits jetzt geregelte Use Cases. E-Signing funktioniert bereits. E-Banking funktioniert bereits. Digitale Gemeinden-Services funktionieren bereits, so etwa E Zug in der Stadt Zug. E-Zug-Besitzer werden sich übrigens direkt bei Skribble einloggen und mit der fortgeschrittenen elektronischen Signatur signieren können. Das ist auch mit der weiter verbreiteten Swiss ID und der Trust ID bereits möglich.

Hinter der Swiss ID steht das Konsortium Swiss Sign von Grossunternehmen wie der UBS, SBB, Swisscom und von Ringier, während Zug und der Kanton Schaffhausen mit dem Blockchain-Startup Procivis bezüglich der E ID+ zusammenarbeiten. Lautstarke Befürworter des E-ID-Gesetzes finden sich vor allem im Lager von Swiss Sign. Welcher Lösung ist der Vorzug zu geben?

Skribble hat beide integriert. Solange die Lösungen den rechtlichen Vorgaben fürs elektronische Signieren gerecht werden, integrieren wir alle relevanten Identifikations-Optionen.

«Wir gehen von einer Zukunft aus, in dem die Anbieter mehrere verschiedene Zugänge bieten»

In der Schweiz und erst recht im Ausland existieren mehrere solche Lösungen. Unternehmen müssen auch mit Kunden, Partnern oder Tochtergesellschaften im Ausland signieren können.

Nutzer mögen digitale Dienstleistungen möglichst einfach. Muss sich auch bei der E-Identität ein Schweizer Standard durchsetzen, ähnlich wie die im Banking die Bezahl-App Twint?

Ich bezweifle, dass verschiedene Optionen respektive verschiedene Logins die grosse Einfachheits-Bremse sind. Wir gehen von einer Zukunft aus, in dem die Anbieter mehrere verschiedene Zugänge bieten, und der Nutzer seine Identifikations-Option wählt. Das ist bei Optionen mit geringeren Sicherheitsanforderungen bereits gängige Praxis. So kann ich mich bei vielen Online-Dienstleister entweder mit Facebook, Google oder Linkedin anmelden. So ähnlich wird es sein, einfach mit Identifikations-Optionen mit höheren Sicherheitsanforderungen.

Skribble bewegt sich mit dem Signatur-Angebot ebenfalls in einem punkto Datenschutz heiklen Bereich. Welche Sicherheiten bieten Sie den Nutzern?

Zu den technischen Massnahmen zählen etwa ein ISO-zertifiziertes Hosting in der Schweiz,  mehrfache Verschlüsselung und die Verwendung eines modernen Key-Management-Systems. Da beim Thema Datensicherheit der menschliche Faktor eine ebenso grosse Rolle spielt wie der technische, setzen wir auch dort an. Wir informieren darüber, was ein sicheres Passwort ist, und wir verunmöglichen es technisch, dass ein Nutzer ein Passwort wählt, dass geleakt hat. Ebenfalls diskutieren wir das Thema in unseren Datenschutzbestimmungen und stellen einen externen Experten zur Verfügung, den die Nutzer bei Fragen kontaktieren können.

Welche Use Cases bieten sich für Ihr Unternehmen in der Finanzbranche?

Ein solcher ist das Onboarding von Neukunden. Kunden des digitalen Vermögensverwalters Descartes Finance signieren beispielsweise mit Skribble, wenn sie ihre Säule-3a-Lösung abschliessen. Der Versicherer Helvetia nutzt Skribble für Kundenverträge im Bereich der beruflichen Vorsorge. Skribble lässt sich auch ins E-Banking einbauen, so dass Nutzer in der bekannten, sicheren Umgebung Dokumente signieren können. Weitere Anwendunsgebiete sind der Abschluss von Hypotheken sowie interne Use Cases, etwa das Signieren von Arbeitsverträgen im HR eines Finanzinstitutes. Das funktioniert bei Uniqa Re auch im Ausland.


Philipp Dick ist Mitgründer und CEO des 2018 gegründeten Trusttechs Skribble. Die Jungfirma betreibt eine Plattform für elektronische Signaturen und ist Standort in Zürich und im deutschen Karlsruhe. Zu den Investoren zählen diverse Grössen der Finanzbranche, so die Zürcher Kantonalbank und die Versicherungen Helvetia und Mobiliar.

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