Der grösste Vermögensverwalter ist auch der mächtigste Aktionär der Welt. Doch letztes Jahr fasste Blackrock die Firmen beim «Say on pay» sanft an.

Die rund 70 Experten, die bei Blackrock fürs so genannte Stewardship zuständig sind, hatten letztes Jahr alle Hände voll zu tun. Um die Rechte des weltgrössten Vermögensverwalters wahrzunehmen, stimmten sie bei mehr als 13’000 Unternehmen und über 165’000 Management- und Aktionärsanträge in 71 Märkten ab. Dies ist dem «2021 Voting Spotlight Report» zu entnehmen, welchen der amerikanische Finanzriese am Dienstag publizierte.

An Generalversammlungen stimmte Blackrock letztes Jahrdemnach in 42 Prozent der Fälle gegen ein oder mehrere Traktanden auf der Agenda, gegenüber 39 Prozent im Vorjahr.

Fünffacher Fokus

Die Stimmrechts-Vertreter mussten sich  ihre Zeit allerdings einteilen, hat sich Blackrock doch 2020 fünf verschiedene Schwerpunkte bei der Einflussnahme gesetzt: Qualität des Verwaltungsrats, «Impact» auf die Gesellschaft, Klima und natürliches Kapital, Strategie und Zweck – und schliesslich die Vergütungen.

Bei letzterem Thema wurde der Fondsgigant mit 1’240 so genannten «Engagements» klar am wenigsten bei den Firmenführern vorstellig. An den letztjährigen Aktionärsversammlungen stimmten die Gesandten des «schwarzen Felsen» zwar in 933 Fällen gegen das Management, wenn es um Vergütungsfragen ging.

Prozentual gesehen sind das allerdings nur 16 Prozent der Stimmabgaben, mit anderen Worten: Wenn es um die weiterhin hohen und im Falle der Finanzbranche exorbitant hohen Managerlöhne und Boni geht, winkte der bedeutenste Aktionär der Welt auch letztes Jahr (fast) alles durch.

Gewaltiger Hebel

Dabei wäre der Hebel von Blackrock gewaltig. Im zweiten Quartal 2021 wies der US-Konzern mehr als 80 Milliarden Dollar an Neugeld aus, die verwalteten Vermögen kletterten zum Vorjahr um einen Drittel auf sagenhafte 9’496 Milliarden Dollar. 6’301 Milliarden Dollar und damit die Mehrheit der Gelder entfielen dabei auf «passive» Produkte wie börsengehandelte Indexfonds (ETF). Diese zwingen Blackrock dazu, in einer Firma investiert zu bleiben, und sollten folglich besonders aktive Einflussnahme bedingen.

Sowieso ergibt sich diese Dringlichkeit, wenn Blackrock als Grossaktionär auftritt, wie es nicht zuletzt im Schweizer Finanzwesen oftmals der Fall ist. An der Grossbank Credit Suisse (CS) halten die Amerikaner 4 Prozent, an der Konkurrentin UBS rund 4,7 Prozent sowie am grössten Schweizer Versicherer Zurich 1,76 Prozent. Hierzulande ist das Unternehmen mit Beteiligungen zwischen 3 Prozent und 9 Prozent in 18 der insgesamt 20 SMI-Firmen investiert.

Gardinenpredigt für die eigene Belegschaft

Doch Blackrock hielt sich bei der Lohnfrage auch 2020 wieder zurück. Damit zementiert der Vermögensverwalter nicht nur das Lohngefüge bei den Multis, sondern auch den eigenen Konflikt: In den letzten Monaten ist der Fondsgigant noch mehr zur Zielscheibe von Kritikern geworden, die dem Unternehmen vorwerfen, bei den Unternehmen zu wenig Druck aufzusetzen.

«Larry Fink, der Wasserprediger» titelte auch finews.ch, gemünzt auf den Blackrock-Gründer und CEO. Fink erhebt jedes Jahr in einem offenen Brief an die Firmenchefs den Mahnfinger, musste aber letztens seine eigene Belegschaft zu besserem Benehmen auffordern.

Mehr Geld für Boni zurückgelegt

Bei der Lohnfrage muss sich Blackrock nun wiederum vorwerfen lassen, den Wein zu trinken: Laut dem Semesterausweis stiegen die Lohnkosten zum Vorjahr um 396 Millionen Dollar an, wobei sich höhere variable Lohnbestandteile (Incentives) und aufgeschobene Zahlungen als die Treiber erwiesen. Dies laut Blackrock, weil auch die Performance-Gebühren von Fonds und der operative Gewinn höher gewesen seien.

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