Wenn Blackrock-Chef Larry Fink den Mahnfinger hebt und die Welt auffordert, «grün» zu werden, dann verfehlt dies seine Wirkung nicht. Dumm nur, dass nicht alles so «grün» und verantwortungsvoll ist, was der grösste Vermögensverwalter der Welt in seiner Fondspalette anbietet. Ganz nach dem Motto: Wasser predigen und Wein trinken.   

Nachhaltige Anlagen sind mittlerweile gross im Trend in der Investment-Welt. Kaum ein Tag vergeht mehr, ohne dass nicht ein weiterer Asset Manager ein entsprechendes Finanzprodukt lanciert oder sich zu irgendwelchen Prinzipien der Nachhaltigkeit bekennt. Das kommt nicht von ungefähr, kann sich doch die oftmals so heftig kritisierte Finanzbranche nun mit einem vorbildlich «grünen» Engagement profilieren, das zu einer besseren Welt betragen soll.

Dass die Corona-Pandemie der Welt wie nie zuvor die eigene Verwundbarkeit so schonungslos aufgezeigt hat, ist noch mehr Wasser auf die Mühlen der Asset Manager und Banken. So auch für den US-Vermögensverwalter Blackrock, der mit seinen 8,7 Billionen Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen der weltweit Grösste seiner Gilde ist – oder «eine heimliche Weltmacht, die nach unserem Geld greift», wie es die Autorin Heike Buchter in ihrem Buch über das Unternehmen beschreibt.

Noch einen Zacken zugelegt

Blackrock propagiert nachhaltiges Investieren nicht erst seit heute; mit seiner Schweiz-Chefin Mirjam Staub-Bisang hat das Unternehmen bereits eine prominente Verfechterin, die für das Thema als Senior Advisor amtet. Auch der frühere Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand, der als Vice Chairman im Dienst von Blackrock steht, wird nicht müde, die Bedeutung nachhaltiger Anlagen in der Öffentlichkeit zu propagieren.

Doch nun hat Blackrock noch einen Zacken zugelegt. Denn Ende Januar 2021 erkor Larry Fink, Mitgründer und Chairman des Unternehmens, die Nachhaltigkeit zum Imperativ in der Wirtschaftswelt. Nun müssten alle Unternehmen klimaneutral werden – also ihre Geschäftstätigkeit so reorganisieren, dass sie keine Treibhausgase mehr ausstossen würden, schrieb er in seinem alljährlichen Kundenbrief.

Appell an alle

Seinen Appell richtete er dabei nicht nur an die CEOs dieser Welt, sondern genauso an die Konsumenten, an die Anleger, Politiker, Aufsichtsbehörden und Notenbank. Alle sollten «grüner», also nachhaltiger, werden und achtsamer mit unseren Ressourcen umgehen.

Wenn jemand wie Fink den Mahnfinger erhebt, dann ist ihm die Aufmerksamkeit gewiss, zumal Blackrock mittlerweile in praktisch jedem grösseren Konzern investiert ist. Allein in der Schweiz ist das Unternehmen mit Beteiligungen zwischen 3 Prozent und 9 Prozent in 18 der insgesamt 20 SMI-Firmen investiert. In anderen westeuropäischen Ländern ist die Situation ähnlich. Finks Ansinnen mag auf Anhieb löblich scheinen, wirft bei genauerem Hinsehen allerdings ein paar Fragen auf – ganz nach dem Motto «Wasser predigen und Wein trinken».

Alles andere als «grün»

Denn gerade die Anlagefonds, die Blackrock anbietet, sind zum Teil alles andere als «grün», wie aus den Daten der Fonds-Ratingagentur Morningstar hervorgeht. Da finden sich immer noch manche Beteiligung in Firmen, die dem fossilen Energiebereich zuzurechnen sind – also Ölkonzerne, wie vor zwei Wochen auch die britische «Financial Times» in einem langen Artikel (bezahlpflichtig) höchst detailliert konstatierte.

Gemessen am gesamten Produkteangebot von Blackrock gibt Morningstar derzeit dem Unternehmen die zweitschlechteste Bewertung, ein «Basic»; noch schlechter ist nur noch «Low». Natürlich gibt es eine ganze Reihe von grossen Vermögensverwaltern, die ihren Versprechen ebenso wenig nachkommen, wie Morningstar feststellt. Das ist allerdings ein schwacher Trost, solange man sich vergegenwärtigt, welchen Einfluss Blackrock aufgrund seiner Billionen schweren Investitions-Power besitzt und gleichzeitig Finks Aufruf so dringlich erklingt.

Zweitschlechteste Gruppe

Kritisch geht auch ShareAction mit Blackrock ins Gericht, eine britische Wohltätigkeitsorganisation, die seit zwölf Jahren verantwortungsbewusstes Investieren fördert. Sie arbeitet darauf hin, das Unternehmensverhalten in Umwelt-, Sozial- und Governance-Fragen zu verbessern.

In einer Bewertung der 75 grössten Asset Manager der Welt schneidet Blackrock in der zweitschlechtesten Gruppe ab. Gemäss der Auswertung lässt das Unternehmen in allen gemessenen Kriterien zu wünschen übrig, also in den Bereichen: verantwortungsvolles Investieren, Klimawandel, Menschenrechte und Biodiversität. So bringt es Blackrock im Ranking nur auf Platz 47.

Am besten schneiden übrigens Robeco, gefolgt von BNP Paribas Asset Management und Legal & General Investment Management ab.

Ein Etikettenschwindel

Viele Fonds, die zwar aufgrund von Namenszusatz das «Grüne» für sich in Anspruch nehmen, erfüllen dies nicht, wie wiederum das deutsche «Handelsblatt» in einer eigenen Untersuchung feststellte. Viele Asset Manager würden in ihren Fonds weiterhin rund fünf Prozent an Unternehmen halten, die im fossilen Energiebereich tätig seien.

Dazu gehörten auch Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) von Blackrock, aber beispielsweise auch von der UBS. Blackrock ist übrigens mit seinen iShares-Produkten der grösste ETF-Anbieter der Welt.

Nicht ganz glaubwürdig

Larry Finks Vorstoss hat zwar für viel Beachtung gesorgt, doch er ist noch in einem weiteren Punkt nicht ganz glaubwürdig. Gerade bei den heute häufig als Massstab herangezogenen ESG-Kriterien wird Blackrock seinen Ansprüchen nicht immer gerecht.

Während «E» für Umwelt und «S» für Soziales steht, subsummiert das «G» die (Corporate) Governance, also die ordnungsgemässe Unternehmensführung. Dazu gehört auch die Wahrnehmung der Aktionärsrechte an Generalversammlungen. Das Abstimmungsverhalten von Blackrock bei klimarelevanten Punkten sei bisher enttäuschend gewesen, stellt die «Financial Times» fest. Als Folge davon zog die Pensionskasse der japanischen Staatsangestellten ein Mandat zurück.

 

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