Die geplante Aufspaltung der Beratungs- und Rechnungsprüfungsfirma EY könnte eine gute Gelegenheit sein, um Mitarbeiter abzuwerben. Der Chef der Big-Four-Firma PwC will die Unsicherheit beim Wettbewerber für die eigenen Wachstumspläne nutzen.

PricewaterhouseCoopers (PwC) versucht, Mitarbeiter von seinem Rivalen EY abzuwerben und von der «Störung» und «Unsicherheit» zu profitieren, die durch die Entscheidung des Rivalen verursacht wird, seine Wirtschaftsprüfungs- und Beratungssparte aufzuteilen.

Der CEO von PwC, Bob Moritz (Bild unten), rechnet damit, dass er leitende Angestellte und sogar einige Partner abwerben kann, wie er gegenüber der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) sagte. Man strebe eine deutliche Erhöhung der Mitarbeiterzahl an.

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(Bild: PwC)

Die Rekrutierungsmöglichkeiten hätten sich verbessert, seit EY den Partnern Details über die Aufteilung mitgeteilt habe. «Jetzt, da die Grundlagen skizziert wurden, beginnt man, einen kleinen Aufschwung in diesem Bereich zu sehen.» Die Leute würden sich die Pläne für die getrennten Unternehmen anschauen und sich fragen, ob das die Organisation und die Kultur ist, der sie angehören möchten?

Zusammen stärker

Moritz bekräftigte, dass PwC seine Beratungs- und Prüfungsbereiche zusammenhalten will. Man beobachte und bewerte den Schritt von EY, sei aber unverändert der Ansicht, dass ein Multi-Competence-Modell beide Seiten des Unternehmens stärke.

«Wir wollen dabei klar und unmissverständlich sein, um unseren Mitarbeitern die Gewissheit geben zu können, dass es eine langfristige und nachhaltige Zukunft für sie gibt, die voller Karrieremöglichkeiten ist», sagte er. «Ich hoffe, dass diese kleine Störung in der Branche Möglichkeiten schafft und wir die Unsicherheit nutzen können, nicht unbedingt nur bei EY.

Die globale Führung von EY hatte vergangenen Monat mitgeteilt, dass man sich für eine Aufspaltung des Unternehmens entschieden habe. Die Entscheidung wird nun an die Länderpartnerschaften zur Genehmigung weitergereicht. Die Abstimmungen werden gegen Ende des Jahres beginnen, mit dem Ziel, das Beratungsgeschäft Ende 2023 an die Börse zu bringen.

Geldsegen für EY-Partner

Dabei winken den EY-Partnern grosse Gewinne. Die Beratungspartner erhalten einen 75-prozentigen Anteil am Consultant-Geschäft, der das Sieben- bis Neunfache des Jahresgehalts betragen kann. Audit-Partner könnten Barauszahlungen in Höhe des Zwei- bis Vierfachen ihres Jahreseinkommens erhalten.
Laut Moritz sei es einfacher geworden, Senior Manager abzuwerben, die eine oder zwei Ebenen unter dem Partner angesiedelt sind.

EY betont indes, dass durch die Aufspaltung zwei schneller wachsende Unternehmen mit mehr Möglichkeiten für die Mitarbeiter entstehen würden, einschließlich eines schnelleren Weges zum Partner. «Sie sollten sich Sorgen machen, dass wir ihnen die Mitarbeiter abwerben», kommentierte ein EY-Sprecher.

Wachstumspläne bei PwC

PwC befindet sich im ersten Jahr eines Fünfjahresplans zur Schaffung von 100’000 neuen Arbeitsplätzen. Ende Juni meldete das Unternehmen 328’000 Mitarbeiter, 32’000 mehr als im Vorjahr.

Das Unternehmen hatte eine Reihe von Akquisitionen getätigt und investiert in neue Geschäftsbereiche. Seit dem Ende des Geschäftsjahres seien die Fusionen und Übernahmen zurückgegangen, die ein wichtiger Treiber des Beratungsgeschäfts sind. Das deute auf härtere Zeiten hin, wie Moritz sagte. Die Pipeline an neuen Geschäften insgesamt bleibe jedoch stark.

«Kleinere bis mittelgrosse Unternehmen haben bereits damit begonnen, sich auf eine sich abschwächende Wirtschaft einzustellen, und man beginnt, sich auf defensive Massnahmen wie Kostenreduzierung zu konzentrieren», sagte er. «Aber die mittleren und grösseren Unternehmen sind sogar noch schneller auf dem Weg der Transformation.»

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