EY-Chef Carmine Di Sibio glaubt, dass sich durch die Aufspaltung des EY-Konzerns ein enormes Potenzial durch Kooperationen und Partnerschaften erschliessen liesse. In der Vergangenheit hätten Interessenskonflikte viele Geschäfte blockiert.

Die Abspaltung des Beratungsgeschäfts von EY würde bis zu 10 Milliarden Dollar an zusätzlichen Gebühren einbringen, sagte Carmine Di Sibio (Bild unten), Global Chair und Chief Executive von EY am Mittwoch in einem Interview mit der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig).

Dadurch könne man Interessenkonflikte vermeiden, die bisher in vielen Fällen Partnerschaften vor allem mit den grössten Technologiekonzernen der Welt verhindert hätten. Andererseits würde die Unabhängigkeit von der Beratungssparte es dem Prüfungsgeschäft (Audit) ermöglichen, sich um mehr Mandate zu bewerben und schneller zu expandieren.

Dominante Stellung

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(Bild: EY)

EY hat weltweit eine dominante Stellung in der Wirtschaftsprüfung grosser Unternehmen, insbesondere im Technologiebereich, und prüft etwa die Bilanzen von Amazon, Google, Oracle, Salesforce oder Workday.

Entscheid in den nächsten paar Wochen

Eine Entscheidung über eine Aufspaltung rücke näher, war weiter zu erfahren. In dieser Woche treffen sich die weltweiten Führungskräfte in New York. «Dies wäre die grösste Umwälzung der Wirtschaftsprüfungsbranche seit zwei Jahrzehnten», sagte Di Sibio.

Er rechne mit einer Entscheidung «in den nächsten paar Wochen». Über eine mögliche Aufspaltung würden dann die Partner der einzelnen nationalen EY-Mitgliedsfirmen abstimmen, wahrscheinlich im Oktober oder November, fügte er hinzu.

Kapitalmarkt-Transaktion ist Plan A

Die Aufspaltung des Unternehmens vor einer Kapitalmarkt-Transaktion sei «Plan A», sagte er und fügte hinzu, dass ein Börsengang wahrscheinlich nicht vor Herbst 2023 stattfinden werde, falls sich das Unternehmen für einen Börsengang entscheide.

Potenzielle Verbindlichkeiten, die sich aus EYs Prüfungen von zusammengebrochenen Unternehmen wie der deutschen Wirecard und der in London notierten NMC Health ergeben, seien «überhaupt kein Faktor» bei der Entscheidung gewesen, eine Aufspaltung zu prüfen, sagte Di Sibio weiter. «Das ändert nichts an den Verbindlichkeiten, mit denen wir umgehen müssen.»

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