Weltweit sind innert Jahresfrist mehr als 40 neue Challenger-Banken am Markt aufgetreten. Viele dieser jungen Fintechs müssen sich jetzt einer Bewährungsprobe stellen.

Vielen Schweizer Haushalten sind Digitalbanking-Apps wie Neon, Yuh oder Yapeal bekannt. Sie stehen stellvertretend für den weltweiten Digitalisierungstrend in der Finanzindustrie. Ausgelöst durch die Corona-Pandemie haben immer mehr Konsumenten solche Challenger-Banken als Alternative entdeckt, die mit ihren Dienstleistungen in direkter Konkurrenz zu den herkömmlichen Kredithäusern stehen. Die Nachfrage nach den kostengünstigeren und digitalen Dienstleistungen von Smartphone-Banken ist in den vergangenen Jahren sprunghaft gestiegen.

Härtetest für die Disruptoren

Im derzeit sehr herausfordernden Marktumfeld müssen sich allerdings die jungen Fintech-Unternehmen einem Härtetest unterziehen. So wird es mit der Zinswende auch für die Disruptoren teurer, an frisches Kapital zu gelangen. Zur Finanzierung ihrer Wachstumspläne und der oftmals teuren Marketing-Kampagnen sind sie vielfach auf Risikokapital angewiesen, das nun spärlicher fliesst. Nicht zuletzt haben Neobanken den Status eines Hauptkontos bei den Inhabern oft noch nicht erreicht. Etliche Konsumenten nutzen die Smartphone-Banken bislang nur für Zweitkonten.

Doch der Digitalboom scheint - vorerst - weiter anzuhalten. So zeigen von der Online-Plattform «Finbold» erhobene Daten, dass es im Oktober 2022 rund um den Erdball insgesamt 291 Challenger-Banken gab, die rein digital operieren. Das entspricht einem Zuwachs von 43 Neobanken gegenüber dem Vorjahr beziehungsweise einem Wachstum von 17,3 Prozent.

Europa als Tummelplatz

Mit gegenwärtig 97 Herausforderer-Banken sind in Europa so viele dieser Fintechs angesiedelt wie in keiner anderen Weltregion. Die Anzahl europäischer Digitalbanken ist im Jahresvergleich um 27 Prozent oder 21 neue Institute gewachsen. Freundliche Rahmenbedingungen haben auf dem Alten Kontinent auch dazu geführt, führende Neobanken wie Revolut, Wise und N26 hervorzubringen.

Nordamerika und Lateinamerika zählen derzeit 73 respektive 57 Neobanken, was einem Anstieg von rund 15,9 bzw. 5,6 Prozent entspricht. Im asiatisch-pazifischen Raum gibt es inzwischen 47 solcher Herausforderer, während die Region Naher Osten & Afrika mit 17 Instituten den geringsten Anteil aufweist, dafür aber mit 30,8 Prozent das höchste Wachstum gegenüber dem Vorjahreswert verzeichnet.

Traditionelle Banken in der Rezession im Vorteil

Das Wachstum ist mehreren Faktoren zuzuschreiben. So machen etwa benutzerfreundliche, mobile und kostengünstigere Lösungen im Zuge eines kontinuierlich wachsenden Produkteangebots die Dienstleistungen für viele Konsumenten attraktiv - gerade auch für spezifischen Nutzergruppen wie Millenials, auf welche die Angebote oft abzielen. Nicht zuletzt locken die Anbieter beispielsweise mit kostenlosen Konten, attraktiveren Wechselkursen und Transaktionen mit Krypto-Währungen.

Im Umfeld einer sich anbahnenden Rezession der Weltwirtschaft sind die Aussichten der Neobanken gegenwärtig aber eingetrübt, wenn nicht gar oft ungewiss. Viele dieser Wettbewerber operieren nach wie vor in der Verlustzone. In einer Rezession haben die traditionellen Banken dank höherer Finanzkraft Wettbewerbsvorteile. Abzuwarten bleibt auch, ob die Risikokapital-Finanzierung aufgrund der weltweiten Straffung der Geldpolitik weiter erschwert wird.

Früher oder später werden sich die Konjunkturaussichten aber wieder aufhellen. Damit gestalten sich auch die längerfristigen Wachstumsperspektiven der Neobanken weiterhin chancenreich.

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