Eine Bank zu gründen, ist einfach. Sie profitabel zu betreifen jedoch nicht. So lautet das Fazit einer globalen Studie zu Neobanken. Doch gerade der Schritt über die Gewinnschwelle hinaus wird nun immer wichtiger – auch für die Schweizer Anbieter.

Der Eindruck, Neobanken seien wie Pilze aus dem Boden geschossen, trügt nicht. In weniger als zehn Jahren haben sich diese digitalen Disruptoren zu einem globalen, eigenständigen Segment entwickelt, wie eine Branchenstudie des Beratungsunternehmens Simon-Kucher & Partners feststellt. Aktuell teilen sich global rund 400 dieser Akteure rund eine Milliarde Kunden.

2021 hat sich dabei als das Jahr erwiesen, das den Neobanken nochmals einen starken Anstieg der Unternehmensbewertung brachte. Die Branche sei heute rund 300 Milliarden Dollar schwer, rechnen die Studienautoren vor.

Globale Pioniere wie die brasilianische Nubank, die kalifornische Dave und das auch in der Schweiz aktive britische Fintech Revolut sind entweder bereits an die Börse gegangen oder bereiten sich auf ein Initial Public Offering (IPO) vor.

Veränderte Dynamik

Auch in der Schweiz steigt die Zahl der Digitalbanken kontinuierlich. Neben Yuh, Yapeal, Zak oder Neon sind auch die Grossbanken mit CSX von Credit Suisse und mit Key4 von der UBS vertreten. Ausländische Anbieter wie Revolut, N26 oder Wise (ehemals Transferwise) sind am Schweizer Markt ebenfalls präsent.

Allein im Jahr 2020 wurden gemäss der Studie fast 100 Neobanken gegründet. Zwar habe sich diese Entwicklung 2021 auf «nur noch» 59 verlangsamt. Die Branchenbeobachter gehen aber mit Blick nach vorn von «nur» noch rund 50 neuen Neobanken pro Jahr aus.

Die Verlangsamung bedeute nicht den Anfang vom Ende für den Boom, so der Report, aber eine Veränderung der Dynamik. Als Grund dafür werden vor allem die Schwierigkeiten vieler Neobanken genannt, nach der rasanten Wachstumsphase auch profitabel zu werden.

Die meisten waren noch auf Gewinn

Denn die beeindruckenden Wachstums- und Bewertungszahlen der Banking-Neulinge hätten sich noch nicht überall in Rentabilität niedergeschlagen. Das war bisher auch gar nicht so wichtig, stellten die Geschäftsmodelle doch explizit das Wachstum vor die Rentabilität.

Mit der Zinswende und der Aussicht auf eine Abschwächung von Wirtschaft und Konsum ändern sich hier aber gerade die Vorzeichen. Fintechs wie die Payment-App Klarna haben dieser Tage sogar die Notbremse gezogen.

Das könnte auch den Grossteil der Branche kalt erwischen: Die Studie geht auf der Basis der verfügbaren Daten davon aus, dass derzeit weniger als 5 Prozent dieser Bank-Herausforderer die Gewinnschwelle erreicht haben.

Fehler und Versäumnisse

Dabei listen die Berater eine Reihe von Fehlern und Versäumnissen auf, die Firmen unterlaufen. Um profitabel zu werden, reiche es eben nicht aus, ein Girokonto und Bezahlen per Karte oder App anzubieten.

Die Studie bescheinigt den Neobanken eine gute Arbeit bei der Kundengewinnung zu niedrigen Kosten. Sie hätten dies erreicht, indem sie das digitale Marketing beherrschen, relativ kostengünstige Social-Media-Kanäle nutzen und die Mundpropaganda stark fördern. Probleme gebe es jedoch meist beim Ertrag pro Kunde, der sich oft im einstelligen Prozentbereich bewege.

Trends verschlafen

Dabei seien mangelndes Profitabilitäts-Denken und andere Fehler oft das Problem. Oft würde die geografische Expansion weiter forciert, ohne dass bereits der Heimatmarkt voll ausgeschöpft sei.

Ausserdem würden die Lancierung von Zusatzdiensten und Trends bei den Kundenwünschen verschlafen. Mit einer guten Preisgestaltung und der Bündelung von Angeboten könnte der Wechsel von Gratis- zu Bezahldiensten gefördert werden.

Komplexität unterschätzt

Oft wird laut der Studie zudem die Komplexität unterschätzt, die das Wachstum von einem Startup zu einem international tätigen Unternehmen mit sich bringt. Auf Konten und Karten entfallen zwar rund 70 Prozent der Erträge in der Branche. Diese Einstiegsprodukte sind zwar einfach und wichtig, oft aber eben auch Verlustbringer.

Das sei bedingt durch den starken Wettbewerb, die begrenzte Zahlungsbereitschaft der Kunden, die regulatorischen Obergrenzen für Interbank-Enentgelte und den Einbruch bei internationalen Reisen durch die Pandemie.

Immer mehr wie traditionelle Banken

Um profitabel zu werden, braucht es offensichtlich zusätzliche Geschäftsfelder wie Finanzierungs-Angebote (Buy now pay later), digitale und hybride Investments, Krypto-Währungen oder Hypotheken. Kurz: Die Neobanken müssen noch weiter ins Zinsengeschäft der etablierten Banken vordringen.

Damit geben sie allerdings bisherige Vorteile preis, die sie in der Regulierung gegenüber den traditionellen Playern nutzen konnten. Dies erlebten in diesen Monaten die viel bewunderte Neobank Revolut und die deutsche Konkurrentin N26.

Insgesamt müsse die Profitabilität neben dem Wachstum beim Aufbau einer Neobank stärker in den Fokus rücken, so das Fazit der Autoren.

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