Nach dem Finma-Direktor äussert sich nun auch eine Ex-Direktorin der Nationalbank nochmals zur Notrettung der Credit Suisse. Erneut wird mit dem Finger auf das Bankmanagement gezeigt.

Seit einer Woche ist Andréa Maechler nicht mehr Direktorin der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Das hinderte die Notenbankerin nicht daran, in einem Interview mit der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» (Artikel bezahlpflichtig) nochmals auf die Notrettung der Credit Suisse (CS) zurückzukommen.

Das SNB-Direktorium hatte damals beim Zwangsverkauf der Bank an die UBS zusammen mit dem Finanzdepartement und der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) die Zügel in der Hand.

Die SNB sei nicht dazu da, eine Bank zu retten, sondern eine Ansteckung des ganzen Finanzsystems zu verhindern, blickte Maechler zurück. Einfach neues Geld auf den Tisch zu legen hätte nichts geholfen, fand sie, ohne dass es strukturelle Massnahmen bei der CS gegeben hätte. «Die Bank brauchte eine Strategie und ein Management, dass auf der Höhe ist», so Maechler weiter – das sind deutliche Worte in Richtung von Ex-CS-Chef Ulrich Körner und seinen Vorgängern an der Spitze der untergegangenen Grossbank.

Finma-Direktor will schärfere Instrumente

Körner hatte allerdings noch vergangenen Herbst eine neue Strategie für die CS präsentiert. Schuld am sich abzeichnenden Debakel bei der systemrelevanten Bank, die damit auch unter Aufsicht der SNB stand, sind also die anderen. Das erinnert an den Gastkommentar von Finma-Direktor Urban Angehrn in der «NZZ» vom gestrigen Mittwoch.

Auch er wehrte sich gegen die vorgebrachte Kritik, die Finma sei im Vorfeld der CS-Krise nicht aktiv genug gewesen und griff dabei das frühere Management der Bank scharf an. «Wir ergriffen Massnahmen, führten Verfahren und erliessen Verfügungen, weil die Verantwortlichen der Credit Suisse selbst nicht ausreichend reagierten.»

Im Nachgang der CS-Rettung forderte Angehrn zudem schärfere Instrumente für seine Behörde – etwas, was nun auch Maechler anklingen liess. Sie hofft, dass die Regulation so angepasst wird, dass die Aufsichtsbehörden künftig früher einschreiten könnten.

PUK wird Geschehnisse durchleuchten

Tatsächlich hatte Finma-Präsidentin Marlene Amstad erklärt, dass die CS nach einem ersten Bank-Run im vergangenen Herbst bereits vor einem akuten Liquditätsengpass gestanden sei. Warum damals Finma, SNB und Bund nicht losmarschierten und stattdessen eine weitere Kapitalerhöhung bei der Bank zuliessen, ist eines der grossen Rätsel, die rund um die Rettungsaktion noch zu aufzuklären sein werden.

Mit den Geschehnissen, die zum Fall der CS führten, soll sich auch eine parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) auseinandersetzen. Das Gremium unter der Führung der Freiburger Mitte-Ständerätin Isabelle Chassot wird dabei die Rollen sämtlicher involvierten Akteure durchleuchten.

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