Die Schweizer Finanzgruppe Cinerius hatte Anfang 2023 mehrere geplante Übernahmen von unabhängigen Vermögensverwaltern angekündigt. Davon hat man bis jetzt nicht viel gesehen. Dafür kommt es bereits zum zweiten Besitzerwechsel innert kürzester Zeit, wie Recherchen zeigen.

Anfang 2023 übernahm der Zuger Vermögensverwalter Cinerius Financial Partners den unabhängigen Zürcher Vermögensverwalter Entrepreneur Partners mit Kundengeldern von rund 4 Milliarden Franken, wie finews.ch exklusiv berichtet. Die Transaktion sorgte für einiges Aufsehen.

Zum einen, weil damit ein höchst erfolgreiches Unternehmen unter der Ägide von Oliver Ganz und Daniel T. Müller seine Kontrollmehrheit aufgab; zum andern, weil damit Cinerius sein Versprechen erstmals einlöste, sich in der Schweiz als Konsolidierer in der Branche der unabhängigen Vermögensverwalter zu betätigen.

Veränderte Besitzerstruktur

Chris Lieber, CEO von Cinerius, stellte damals weitere Übernahmen im laufenden Jahr in Aussicht. Bis jetzt blieb es jedoch bei einer Absichtserklärung, und 2023 dauert noch ganze zwei Monate. Mehrmals verändert hat sich dagegen die Besitzerstruktur von Cinerius selbst, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Gehörte das Unternehmen bis Mitte 2023 mehrheitlich noch der amerikanischen Investmentfirma Summit Partners, die Cinerius massgeblich mitgegründet hat, so übernahm Anfang Juli die Firma IK Partners die Kontrolle, wie auch finews.ch meldete. Dabei handelt es sich um ein Private-Equity-Unternehmen mit Hauptsitz in London und weiteren Standorten in der EU.

Bereits wieder Makulatur

«Wir freuen uns auf das nächste Kapitel, das wir mit unserem Unternehmen aufschlagen», liess sich Cinerius-Chef Lieber in der Mitteilung zitieren. Man sei überzeugt, dass IK einen wichtigen Beitrag leisten wird, «unsere Partnergesellschaften im Sinne ihrer Kunden noch mehr zu unterstützen». Inzwischen sind diese Aussagen bereits Makulatur.

Denn seit vergangener Woche ist die französische, an der Pariser Börse kotierte Beteiligungsgesellschaft Wendel daran, IK Partners mehrheitlich zu übernehmen. Im Rahmen einer ersten Transaktion, die in der ersten Hälfte 2024 abgeschlossen werden soll, will Wendel 383 Millionen Euro investieren, um 51 Prozent an IK Partners zu erwerben, wie Recherchen zeigen.

Vollständige Übernahme bis spätestens 2032

Den Betrag würden die Franzosen in zwei Tranchen bezahlen: 255 Millionen Euro zum Zeitpunkt des Abschlusses sowie 128 Millionen Euro drei Jahre nach Abschluss der Transaktion. Die verbleibenden 49 Prozent des Kapitals von IK Partners will Wendel dann in weiteren Transaktionen erwerben, die zwischen 2029 und 2032 stattfinden soll.

Kommt der Deal zustande, wovon Finanzanalysten in Frankreich ausgehen, wird Cinerius bereits im ersten Halbjahr 2024 von einem neuen Besitzer kontrolliert. Für die eingangs erwähnten Entrepreneur Partners dürfte dieser Besitzerwechsel eher wenig Relevanz haben, da sie ihrerseits die Kontrolle über ihr Unternehmen bereits abgegeben haben.

Frische Mittel

Cinerius dürfte durch einen neuen Mehrheitseigentümer frische Mittel erhalten, um den Konsolidierungsprozess in der Branche der unabhängigen Vermögensverwalter zu beschleunigen.

Ob sich jedoch unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz finden lassen, die sich unter die Fittichen einer Firma begeben wollen, bei der bisher ungewöhnlich zügig die Besitzverhältnisse gewechselt haben, muss sich erst noch weisen; zusammen mit den weiteren, von Chris Lieber in Aussicht gestellten Transaktionen.