Auch in der Schweizer Finanzbranche schaut alles gebannt auf chinesische Firmenkäufer. Doch bald könnten andere Asiaten hierzulande anklopfen – nicht zuletzt bei der Assekuranz.

Die grösste Auslandsübernahme in der chinesischen Wirtschaftsgeschichte ist fast gänzlich in trockenen Tüchern: Anfangs Woche fehlten ChemChina noch 50'000 Aktien bis zur Anteilsschwelle von 98 Prozent am Basler Chemiekonzern Syngenta. Jenseits der Schwelle kann der chinesische Staatskonzern die restlichen Publikumsaktien für kraftlos erklären und die Megafusion besiegeln.

Angesichts von Beratungsgebühren von insgesamt über 150 Millionen Dollar, die dann an Investmentbanken wie die UBS gezahlt werden, wird die Transaktion in der Finanzbranche mit Hochspannung verfolgt. Nach den Übernahmen bekannter Schweizer Gesellschaften wie der Industriefirma Swissmetal, dem Flughafendienstleister Swissport und nun eben Syngenta sind alle Blicke auf die Chinesen gerichtet.

Zwang und Chance zugleich

Doch möglicherweise schaut die Branche in die falsche Richtung. Noch eine andere asiatische Wirtschaftsgrossmacht befindet sich nämlich auf Einkaufstour – Japan. 2016 erreichte das Übernahmevolumen japanischer Firmen im Ausland 101 Milliarden Dollar. Laut einer Erhebung der amerikanischen Investmentbank J.P. Morgan ist das der zweithöchste je erreichte Wert. Im ersten Jahresviertel 2017 wurden erneut ausländische Unternehmen für 18 Milliarden Dollar zugekauft.

Die Japaner kaufen einerseits ein, weil sie müssen. Das Wirtschaftswachstum im Land der aufgehenden Sonne stagniert bei mageren 1 Prozent. Die Bevölkerung und damit die Zahl der Konsumenten schrumpft – Projektionen zufolge von 126 Millionen 2016 auf 88 Millionen im Jahr 2060.

Anderseits sind die Bedingungen für Zukäufe günstig wie selten: Die Refinanzierung ist im japanischen Nullzinsumfeld spottbillig, und von der Regierung aufgesetzte Finanzierungsfonds wie DBJ oder die private INCJ greifen den Firmen zusätzlich mit Millionen unter die Arme.

Swiss Life als mögliches Ziel?

Zu den Sektoren, die besonders im Fokus der Japaner stehen, zählt laut J.P. Morgan auch die Assekuranz. Tokio Marine, Japan Post, MS&AD Insurance und Meiji Yasuda Life Insurance haben in den letzten Monaten jeweils für mehrere Milliarden Dollar im Ausland zugekauft. «Japanische Versicherungen sind im Ausland sehr aktiv als Käufer unterwegs», sagt Nick Bossart, Schweiz-Chef von J.P. Morgan, gegenüber finews.ch.

Wegen der Demographie Japans sind für sie etwa Lebensversicherer als Ziele interessant, erklärt er weiter. Damit könnten auch Schweizer Player wie Swiss Life oder Baloise auf die Einkaufslisten der Japaner gelangen.

Banken kehren der Schweiz den Rücken

Weiter ruhig bleiben dürfte es im Banking. Japanische Geldhäuser, einst eine Grossmacht im Finanzsystem, scheinen kaum noch weltweite Ambitionen zu hegen. Japanische Banken kehren auch der Schweiz in jüngster Zeit eher den Rücken zu. Kürzlich zog etwa die Mitsubishi UFJ Wealth Management in Genf den Stecker.

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