Von Stefano Manco, ti&m

Denken wir zurück an die Nullerjahre. Als Alternative bei der Diversifikation von Portfolios hat Gold damals eine beachtliche Wertsteigerung hingelegt. Doch seit dem erreichten Höchststand 2011 hat das Edelmetall in den folgenden Jahren eine Korrektur hinnehmen müssen und ist seither relativ stabil geblieben.

Betrachtet man die Wertentwicklung der digitalen Währung Bitcoin, so zeichnet sich ein vergleichbares Bild wie aus den goldigen Jahren vor der Krise ab. Die Preise der digitalen Münzen steigen, sogar noch steiler als Gold, von Tag zu Tag an. So hat sich die Marktkapitalisierung im letzten Jahr auf 102 Milliarden Franken verzehnfacht, der Kurs auf über 10'000 Franken verneunfacht.

Sind Bitcoins das neue Gold?

Immer mehr wird daher heiss diskutiert, ob Bitcoin das neue Gold sein könnte. Parallelen gibt es nämlich durchaus. Beispielsweise sind beide Wertanlagen in ihrer Menge begrenzt. Da der wahre und intrinsische Wert nur schwierig zu bestimmen ist, ist dieser vor allem von der Nachfrage abhängig – dies trifft auf die physisch nicht greifbare Währung Bitcoin besonders zu.

Es gibt zwar verschiedene Gesetze, die häufig auf die Preisentwicklung angewendet werden, diese bleiben für den Moment jedoch reine Spekulation. So geht das Mooresche Gesetz in diesem Fall von einer Verdoppelung alle acht Monate aus, das Metcalfesche Gesetz prophezeit ein quadratisches Wachstum mit zunehmenden Anwendern.

Herrscht Goldgräberstimmung, bis die Blase platzt? Gleichzeitig zum Hype werden Kryptowährungen in den Medien nämlich mit grosser Skepsis wahrgenommen. Als bedeutendster Nachteil der Bitcoins wird die Volatilität aufgeführt. Sie geht einher mit der rasanten Wertsteigerung und beträgt stolze 78 Prozent. Bitcoins im Portfolio machen daher nur Sinn, wenn ein Grossteil dieses Risikos wegdiversifiziert werden kann.

Bitcoins haben praktisch keinen Zusammenhang zum SMI

Wie vielleicht vermutet, weist die Korrelation zwischen Bitcoin und dem SMI einen Wert von +0.006 auf. Ähnliche Zusammenhänge bestehen auch zwischen Bitcoin und Gold (+0.05) und zwischen Gold und SMI (-0.08), was in diesem Kontext die Möglichkeit einer Risikodiversifizierung bedeutet. Diese Information bildet die Grundlage für die folgenden Berechnungen.

Um herausfinden zu können, ob Bitcoins tatsächlich einen Mehrwert in Portfolios bringen, bildet ein hypothetisches Portfolio von 100'000 Franken die Ausgangslage. Dabei stehen Bitcoins, Gold und der SMI zur Auswahl.

Die Portfolios werden mithilfe der Sharpe-Ratio verglichen (höher ist besser), die in einem Nullzinsumfeld die Rendite in Abhängigkeit vom Risiko betrachtet. Es werden Daten der letzten zwölf Monaten verwendet. Der Einfachheit halber wird eine Buy-and-hold-Strategie verfolgt. In diesem risikofreudigeren Umfeld wird der SMI als Benchmark gewählt, welcher einen Wert von 116'497 Franken mit einer Standardabweichung von 9,7 Prozent und einer Sharpe-Ratio von 1,57 erzielt.

Aktienportfolios können geschlagen werden

Es wäre zu einfach, ein Portfolio mit 100 Prozent Bitcoins zu wählen. Der Endwert von 820'671 Franken nach einem Jahr mit einer Sharpe-Ratio von 3,11 ist geradezu verlockend. Dem gegenüber stellt sich die bereits erwähnte abschreckende Volatilität von 78 Prozent.

Doch diese Sharpe-Ratio ist noch nicht der Höchstwert. Die Kombination aus rund 20 Prozent Bitcoins und 80 Prozent SMI erreicht den Maximalwert von 3,48 und einem Endbetrag von 256'890 Franken. Dieser Mix zeigt deutlich, wie der Bitcoin-Anteil den Ertrag nach oben anheben kann. Doch verglichen mit der Volatilität des Benchmarks besitzt die Standardabweichung mit 17,5 Prozent einen noch zu hohen Risikoanteil, der noch weiter diversifiziert werden kann.

Es ist alles Gold, was glänzt

Für den neuen Mix wird deshalb das maximale Risiko des SMI als Zusatzbedingung ergänzt. Das resultierende Portfolio besteht nun aus 9 Prozent Bitcoin, 27 Prozent Gold und 64 Prozent SMI. Da an dieser Stelle die Standardabweichung durch eine obere Limite begrenzt ist, entsprechen die Sharpe-Ratio von 3,24 mit einem Portfoliowert von 175'079 Franken den höchstmöglichen Werten.

Diese Kombination schlägt, auch dank den Eigenschaften des Goldes, das reine Aktienportfolio unter allen Aspekten über die letzten zwölf Monate. Ohne Gold hätte der Maximalanteil der Bitcoins nur 3 Prozent betragen dürfen, um nicht einem zu hohen Risiko ausgesetzt zu sein, was lediglich zu 136'895 Franken geführt hätte.

Portfolio

Rendite

Volatilität

Endwert

100% SMI

15,2%

9,7%

CHF 116'497

3% BTC, 97% SMI

21,8%

9,7%

CHF 136'895

9% BTC, 27% GOLD, 64% SMI

31,5%

9,7%

CHF 175'079

20% BTC, 80% SMI

60,8%

17,5%

CHF 256'890

100% BTC

244%

78,3%

CHF 820'‘671

Bitcoin bleibt unsicher

Die Berechnungen zeigen, dass Bitcoins dem Portfolio einen Renditeschub verpassen können, ohne dass das bisherige Risiko sich zwingend verändern muss. Das Ganze beruht aber auf einer Momentaufnahme der letzten zwölf Monate und ist keine Garantie für die Zukunft.

Die Kryptowährungen als langfristiges (alternatives) Investment zu betrachten, kann unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklung und des noch nicht vollständig entfalteten Potentials durchaus Sinn machen. Als prominentestes Beispiel gilt hierfür die Blockchain, die Technologie, auf der Bitcoin aufbaut.

Einer der wichtigsten Eigenschaften ist das dezentrale Netzwerk, das heisst, es gibt keine zentrale regulierende Instanz. Die Kryptowährungen sind somit in Theorie frei von politischen Einflüssen oder Entscheiden von Zentralbanken.

Ein weiterer Vorteil der Technologie besteht in der zweifelsfreien Nachvollziehbarkeit von Transaktionen, die im Nachhinein nicht mehr verändert werden können. Genau dies nutzt die ti&m als Basis für die Stadt Zug, um für dessen Einwohner digitale Identitäten zu erzeugen, die dann für Dienstleistungen verwendet werden können.


Stefano Manco hat Informatik an der ETH Zürich studiert und ist CFA Charterholder. Sein Fokus liegt an der Schnittstelle zwischen Software Engineering und der Finanzwelt. Im Moment befasst er sich mit der Digitalisierung von Anlageprozessen.