Fürstentum sammelt praktische Erfahrungen, Bundesrat verfasst Bericht

Die erste Live-Anwendung auf der Liechtenstein Trust Integrity Network (LTIN), der im Oktober unter der Federführung der staatlichen Telecom Liechtenstein lancierten «souveränen digitalen Blockchain-Infrastruktur» des Fürstentums (finews.ch berichtete), ist erfolgt. Daran beteiligt waren die Partner Bitcoin Suisse, Solistice und Obol, wie einem Communiqué vom Mittwoch zu entnehmen ist.

Bei der Anwendung handelt es sich um einen «institutional-grade Ethereum Distributed Validator Technology (DVT) Cluster». Sie kombiniere eine souveräne, mit dem liechtensteinischen Blockchain-Gesetz TVTG konforme Infrastruktur mit institutionellen Staking-Operationen und der DVT-Koordinationsebene von Obol.

Risiken durch Dezentralisierung eliminiert

Dadurch würden Risiken durch einzelne Betreiber (Single-operator) eliminiert und die Dezentralisierung verstärkt. Den Unternehmen werde so ein konformes und überprüfbares Staking für die Kryptowährung Ethereum angeboten. Der Cluster stehe nun offen für Institutionelle, die sich anbinden wollten.

Das LTIN soll Unternehmen und Institutionen in Europa und weltweit als Grundlage für sichere und regulierungskonforme Blockchain-Dienstleistungen dienen.

Wie bleibt die Schweiz digital souverän?

Dass die digitale Souveränität nicht nur im Fürstentum ein Thema ist, zeigte ebenfalls am Mittwoch die Publikation des bundesrätlichen Berichts «Digitale Souveränität der Schweiz» .

Gemäss der Medienmitteilung der Dachorganisation Digitalswitzerland schafft der Bericht und das darin formulierte Verständnis digitaler Souveränität mit einem gemeinsamen Bezugsrahmen eine klare Grundlage für die weitere Diskussion. Für die Schweiz stelle sich nun die Frage, wie dieser Bedarf an digitaler Souveränität in der Praxis umgesetzt wird.

Zentrale Lösungen versus Subsidiarität

Gemäss dem Bundesrat bedeutet digitale Souveränität, «als Staat über die erforderliche Kontroll- und Handlungsfähigkeit im digitalen Raum zu verfügen, um die Erfüllung staatlicher Aufgaben sicherzustellen». Digitalswitzerland rühmt in ihrer Stellungnahme zwar das Subsidiaritätsprinzip des Erfolgsmodells Schweiz, das auch im digitalen Raum gelten solle.

Die Organisation mahnt aber zugleich, der Bund müsse den Rahmen für seine systemkritischen Aufgaben abstecken.

Liechtenstein hat die Nase vorn

Es brauche einen gemeinsamen Orientierungs- und Entscheidungsrahmen, «um Abhängigkeiten zu bewerten und digitale Lösungen dort einheitlich auszurichten wo die Fragestellungen und Aufgaben für den Einzelnen, für ein Unternehmen oder einen Kanton zu gross werden». Dazu gehörten nationale digitale Infrastrukturen wie die e-ID, um im Zeitalter von KI sichere Interaktionen und Transaktionen sicherzustellen.

Der Eindruck, dass das wendige Fürstentum im Bereich digitale Souveränität die Nase vorn hat, dürfte nicht ganz falsch sein. Während in der Schweiz noch debattiert wird, gibt es dort bereits eine nationale Blockchain-Infrastruktur mit internationalen Ambitionen – und nun auch den ersten Anwendungsfall.