Stefan Baumann: «Genau hier sehen wir unsere Rolle»
Herr Baumann, warum hat sich die SwissComply AG entschlossen, sich der AMAS anzuschliessen?
Stefan Baumann: Swisscomply ist seit jeher stark im Bereich „Verwalter von Kollektivvermögen“ positioniert mit einem Marktanteil von gegen 30 Prozent im Bereich Outsourcing von Compliance und Risk Management Dienstleistungen. Mit dem Beitritt zur AMAS eröffnen sich uns neue Möglichkeiten, unseren Bekanntheitsgrad in der Branche weiter zu steigern und unser Marktpotenzial besser auszuschöpfen. Die AMAS spielt eine zentrale Rolle als Branchenverband und ist ein wichtiger Standardsetzer, insbesondere bei der Entwicklung und Umsetzung regulatorischer Vorgaben. Für uns bedeutet die Mitgliedschaft, aktiv an dieser Entwicklung teilzunehmen und unsere Perspektive einzubringen.
Wie erklärt sich das starke Wachstum von SwissComply in den letzten Jahren?
Der regulatorische Druck auf die Branche hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Das hat zu einer steigenden Nachfrage nach professionellen, praxistauglichen Lösungen im Bereich Compliance und Risk geführt. Nach der erfolgreichen Umsetzung der Vorgaben aus FINIG und FIDLEG war ein gewisser Sättigungsgrad im Markt spürbar – zumindest in Bezug auf klassische Compliance- und Risk-Services. Deshalb haben wir gezielt nach Möglichkeiten für anorganisches Wachstum gesucht. Mit der Integration von Primecoach AG und Lexpert Partners AG konnten wir unser Angebot erweitern und zusätzliche Expertise ins Unternehmen holen. Beide Übernahmen haben sich bislang als sehr erfolgreich erwiesen.
«Regulierungslandschaft wird immer komplexer»
Herr Chinni, Herr Locher – was waren Ihre Beweggründe, sich SwissComply anzuschliessen?
Marco Chinni: Die Regulierungslandschaft wird immer komplexer – sowohl in der Breite als auch in der Tiefe. Für kleine, unabhängige Anbieter wird es zunehmend schwierig, dieses breite Spektrum an Anforderungen mit eigenen Mitteln abzudecken. Der Zusammenschluss mit Swisscomply bot die Möglichkeit, unsere Kräfte zu bündeln und gleichzeitig auf ein Team mit hoher fachlicher Kompetenz zurückzugreifen. Mit dem gezielten Einsatz von Technologie und KI schaffen wir zudem zusätzliche Effizienz.
Jürg Locher: Ergänzend dazu liegt ein klarer Vorteil in der Skalierung und Bündelung von Ressourcen. Der Zugang zu einem spezialisierten Team in den Bereichen Risk Management und Compliance ermöglicht es uns, Kunden noch umfassender und gezielter zu betreuen – auch in den zuvor erwähnten Spezialbereichen. Gleichzeitig profitieren unsere Kunden von der institutionellen Stabilität und dem etablierten Netzwerk von Swisscomply. Im Gegenzug profitieren Swisscomply und deren Kunden von der erweiterten Palette an juristischen Dienstleistungen, die unsere Anwälte mit langjähriger Berufserfahrung einbringen.
«Konnten Position im Bereich Kollektivvermögen und Institutional Asset Management weiter stärken»
Wo sehen Sie die grössten Vorteile aus den beiden Zusammenschlüssen?
Stefan Baumann: Mit Primecoach und LexpertPartners konnten wir unsere Position im Bereich Kollektivvermögen und Institutional Asset Management weiter stärken. Beide Unternehmen brachten nicht nur wertvolle Kundenbeziehungen mit, sondern auch tiefgehendes Fachwissen und ein hohes Renommee. Dass alle Kunden diesen Schritt mitvollzogen haben, zeigt uns, wie entscheidend die persönliche Bindung in Compliance und Risk Management ist. Gleichzeitig können wir durch unsere Grössenvorteile und technologischen Lösungen regulatorische Anforderungen noch effizienter umsetzen.
Was zeichnet Ihre Dienstleistungen im Bereich Risk und Compliance besonders aus?
Wir verstehen uns als strategischer Partner unserer Kunden. Unser Ansatz ist praxisnah, technologiegestützt und auf nachhaltige und langfristige Wirkung ausgelegt. Durch den gezielten Einsatz von Digitalisierung, künstlicher Intelligenz und skalierbaren Prozessen können wir auch komplexe regulatorische Anforderungen effizient abbilden. Zudem stehen wir im engen Austausch mit Behörden und Prüfern und kennen die relevanten Branchenstandards sehr genau – das hilft unseren Kunden enorm bei der operativen Umsetzung.
Wohin bewegt sich die Regulierung Ihrer Einschätzung nach?
Marco Chinni: Die regulatorische Entwicklung geht klar in Richtung einer noch stärkeren Spezialisierung und einer internationaleren Ausrichtung. Themen wie Nachhaltigkeit, Cybersecurity oder KI-getriebene Prozesse rücken stärker in den Fokus der Aufsichtsbehörden. Gleichzeitig wird erwartet, dass Unternehmen diese Themen proaktiv integrieren – das erfordert Fachwissen, technische Infrastruktur und vorausschauendes Handeln.
Jürg Locher: Nach dem Grundsatz „same business, same risks, same rules“ ist davon auszugehen, dass neben Fonds künftig auch ähnlich ausgestaltete Produkte wie z.B. strukturierte Produkte oder AMCs stärker reguliert werden. Ein weiterer Bereich, der zunehmend in den Fokus rücken könnte, sind digitale Vermögenswerte. Regulierung bedeutet jedoch nicht nur zusätzlichen Aufwand, sondern eröffnet auch Chancen für Marktteilnehmer, die Vorgaben proaktiv umsetzen und damit aktiv zum Schutz des Finanzplatzes Schweiz beitragen.
Wie entwickelt sich aus Ihrer Sicht die Asset Management Branche in der Schweiz?
Stefan Baumann: Wir beobachten ein starkes Wachstum insbesondere im Bereich Private Equity und Private Debt. Immer mehr international tätige Fondsmanager entscheiden sich dafür, ihre Aktivitäten nicht nur für den Vertrieb, sondern auch operativ in die Schweiz zu verlagern. Die Schweiz hat sich in diesem Segment als attraktiver Standort etabliert und liegt mittlerweile europaweit auf Rang drei. Gleichzeitig entstehen neue Themen wie quant-basierte Tradingmodelle, Crypto Assets, Rohstoffstrategien oder andere spezialisierte Mandate. Das alles sind Bereiche, die fast ausschliesslich aktiv gemanaged werden und besondere Anforderungen an Compliance und Risk mit sich bringen – genau hier sehen wir unsere Rolle.
Dieser Beitrag erscheint in Zusammenarbeit mit der Asset Management Association Switzerland.















