Mit dem «Whole Office»-Ansatz setzt Northern Trust das starke Wachstum in der Schweiz fort. Die Zahl der administrierten Fonds und der verwahrten Vermögenswerte ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen, so dass der Asset-Service-Provider auch 2022 der führende Fondsadministrator auf dem Schweizer Markt blieb.

Im Gespräch mit Karsten Illy, dem Schweizer Länderchef von Northern Trust, ging es um die «Whole Office»-Strategie des Unternehmens darum, wie die Bank die Nachfrage nach Dienstleistungen jenseits der traditionellen Vermögensverwaltung befriedigt.

Karsten Illy, als wir das letzte Mal miteinander sprachen, feierte Northern Trust den jüngsten Meilenstein beim Ausbau seines Geschäfts in der Schweiz. Was kam seither hinzu?

Wir sind im Juni 2022 in unsere neuen Büros im Grosspeter-Tower in Basel umgezogen, was als ein wichtiger Meilenstein für uns als wachsendes Unternehmen bezeichnet werden kann.

Wir haben in unser lokales Team investiert und ein modernes Büroumfeld geschaffen, das den Anforderungen unserer Kunden an die verschiedenartigen Dienstleistungen im Bereich Asset Services gerecht wird. Dazu gehört auch, dass wir sie in ihrem Geschäft auch beim Fokus auf Technologie- und die Digitalisierungsaspekte unterstützen.

Lesen Sie das frühere Interview hier.

Die Schweiz ist ein sehr wichtiger Markt für uns. Northern Trust betreut seit drei Jahrzehnten institutionelle Anleger und Vermögensverwalter in der Schweiz. Wir verfügen über ein bedeutendes Geschäftsvolumen von an die 50 Milliarden Schweizer Franken an verwahrten Vermögen für hiesige Kunden und über 450 Milliarden Schweizer Franken an administrierten Vermögenswerten in schweizerischen Anlagefonds und ähnlichen kollektiven Anlageprodukten.

Wir sehen eine grosse Chance, auf diesen Werten aufzubauen und unseren Kunden in dieser Zeit des grossen Umbruchs einen erheblichen Mehrwert zu bieten. Ähnlich wie im übrigen Europa überdenken auch Schweizer Institutionen ihre Betriebsmodelle aus der Perspektive ihrer gesamten Aktivitäten und suchen nach ganzheitlichen Strategien wie etwa Outsourcing.

Diese Veränderungen sollen ihnen helfen, das Geschäft auszubauen und sowohl Kunden als auch Investoren einen Mehrwert bieten.

Können Sie den Leserinnen und Lesern näher erläutern, warum Institute ihre Betriebsmodelle überdenken?

Die globale Finanzdienstleistungsbranche sieht sich mit erheblichen Wertschwan­kungen konfrontiert, die viele Institute darüber nachdenken lassen, ob sie diesbezüglich noch über die richtigen Betriebsmodelle verfügen.

Während es bei Outsourcing-Massnahmen früher vor allem um die Kostenreduktion ging, geht es heute eher darum, ein neues Geschäftsmodell zu schaffen, das zukunftssicherer und widerstandsfähiger ist sowie auch mehr Möglichkeiten offeriert.

Aus diesem Grund sehen wir immer häufiger, dass Kunden Unterstützung für den gesamten Lebenszyklus ihrer Investments suchen, nicht nur in Form der traditionellen Verwahrung oder Administration. Sie brauchen ganzheitliche Lösungen und die Flexibilität, die jeweils besten Partner für ihre Anlageprozesse zu wählen, welche ideal auf ihre Bedürfnisse und Arbeitsmethoden abgestimmt sind.

Können Sie anhand von ein paar Beispielen aufzeigen, wohin sich das Outsourcing entwickelt?

Wir sehen das Front-Office zunehmend als den nächsten Hotspot des Outsourcings. Dort gilt vor allem die Zielsetzung, bessere Investitionsentscheidungen zu treffen, während das Outsourcing beim Middle- und Back-Office zu mehr Effizienz verhelfen soll.

Wir sehen etwa bei unserem ausgelagerten Handelsgeschäft, dass das Angebot von Asset Managern und Asset Ownern genutzt wird, um effizienter zu agieren und Kosten zu sparen, indem sie sich auf ihren Anlageprozess und die Aktienauswahl konzentrieren können. Wir offerieren ihnen Front-Office-Kapazitäten durch ausgelagerten Handel mit Aktien, fest­verzinslichen Wertpapieren und Devisen – dies zusammen mit vollständig integrierten Services für den Middle- und Back-Office-Bereich.

Wir helfen auch Vermögensverwaltern, ihren Anlageprozess zu optimieren und bessere Ergebnisse zu erzielen. Durch unsere zahlreichen Partnerschaften mit führenden Technologieunternehmen können wir ein ausgewähltes Lösungs-Set anbieten, das vollständig in unsere Plattform für Asset Services integriert ist. Es werden dabei die Basisdaten von Northern Trust mit Data Science und Verhaltensanalysen kombiniert.

Die Leistungsfähigkeit dieser Tools unterstützt Institutionen auch bei der Digitalisierung ihrer Anlageprozesse und ermöglicht schnellere und intelligentere Anlageentscheidungen.

Der Einsatz dieser «Alpha»-Lösungen ist vor dem Hintergrund steigender Zinssätze und Fragen zur Asset Allokation und Anlagerenditen wichtiger geworden. Darüber hinaus haben die jüngsten Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Liquiditätsmanagement von Banken gezeigt, welchen Mehrwert ein internationaler Anbieter von Asset Services durch modernste Technologie und Reportings bieten kann – mit einer globalen Plattform, die unter allen Marktbedingungen stabil und zuverlässig agiert sowie stets verfügbar ist.