SNB weitet Projekt Helvetia auf traditionelles Zentralbankgeld aus
Die Nationalbank prüft nun auch die Abwicklung von tokenisierten Vermögenswerten mit traditionellem Zentralbankgeld und nicht nur wie bisher mit Central Bank Digital Currency. Partnerin dafür ist die BX Digital.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) verlängert ihr Helvetia-Projekt um ein weiteres Jahr und wird den Pilotbetrieb damit bis mindestens Mitte 2027 fortsetzen. Die SNB unterstreicht in ihrem Communiqué vom Montag, dass sie mit der Fortführung keine Verpflichtung eingehe, Wholesale Central Bank Digital Currency (CBDC) dauerhaft einzuführen – ein Punkt, den sie seit dem Start von Helvetia 2019/2020 betont.
Zudem wird das Projekt erweitert. Neu können darüber tokenisierte Vermögenswerte auch mit traditionellem Zentralbankgeld abgewickelt werden.
Integrierter Ansatz mit Wholesale CBDC
Bisher wurde das Zentralbankgeld von der SNB in Form von Wholesale CBDC zur Verfügung gestellt, ein von der SNB ausgegebener digitaler Franken, der (im Gegensatz zu Retail CBDC) Finanzinstituten vorbehalten ist. Weil das Zentralbankgeld und die Vermögenswerte in tokenisierter Form auf ein und derselben Distributed-Ledger-Technologie-Infrastruktur (DLT) gespeichert sind, kann die Übertragung von Geld und Vermögenswerten gleichzeitig Zug-um-Zug stattfinden, was als integrierter Ansatz bezeichnet wird.
Im Rahmen des Helvetia-Pilotbetriebs gibt die SNB Wholesale CBDC auf der Abwicklungsplattform der SIX Digital Exchange (SDX) aus, der Digitaltochter der Schweizer Börse SIC. Ein wichtiger Anwendungsfall von tokenisierten Vermögenswerten an der SDX sind digitale Bonds.
Neu auch synchronisierter Ansatz mit Zentralbankgeld über das SIC
Neu kann die Abwicklung von tokenisierten Vermögenswerten auch in traditionellem Zentralbankgeld erfolgen. «Dies wird durch eine Verbindung zwischen der DLT-Abwicklungsplattform und dem RTGS-System (Real Time Gross Settlement System) des Zahlungssystems Swiss Interbank Clearing (SIC) ermöglicht. Die Verbindung koordiniert die Abwicklung von Geld und tokenisierten Vermögenswerten zwischen den beiden Plattformen, weshalb es sich hier um einen synchronisierten Ansatz handelt,» erläutert die SNB.
Dafür arbeitet die SNB allerdings nicht mit der SIX-Tochter, sondern mit der BX Digital (BXD) zusammen, der sie dafür einen produktiven Anschluss an das bestehende SIC zur Verfügung stellt.
BX Digital als Partnerin
«Wir schätzen das Vertrauen der SNB, uns im Rahmen von Projekt Helvetia einzubinden«, hält CEO Lidia Kurt in einer separaten Mitteilung der BX Digital fest. «Mit unserem geplanten Handels- und Abwicklungssystem für tokenisierte Vermögenswerte möchten wir unsere Erfahrung und unser technisches Know-how aktiv einbringen und gemeinsam wertvolle Erkenntnisse für die Weiterentwicklung des Finanzplatzes Schweiz gewinnen.» Die BX Digital bereite derzeit die Inbetriebnahme des eigenen DLT-Handels- und Abwicklungssystems vor, heisst es darin weiter.
Die SNB wappnet sich mit Helvetia und weiteren Projekten für das Szenario, dass DLT-Infrastrukturen irgendwann systemisch bedeutsam werden. In diesem Fall wäre nämlich eine Abwicklung der dort getätigten Transaktionen in Zentralbankgeld aus Gründen der Systemstabilität wünschenswert.
Direkter Vergleich der Vor- und Nachteile
Beide Ansätze für die Abwicklung von tokenisierten Vermögenswerten in Zentralbankgeld hat die SNB bereits im Rahmen des Projekts Helvetia I (der Experimentierphase) getestet.
«Ein direkter Vergleich der Umsetzung im produktiven Betrieb soll weitere Erkenntnisse über die jeweiligen Vor- und Nachteile der beiden Ansätze liefern», begründet die Nationalbank nun die Ausweitung.
Künftig auch relevant für die Umsetzung der Geldpolitik?
Wie die SNB im Geschäftsbericht 2024 schreibt, dauerte die erste Phase des (produktiven) Pilotbetriebs von Helvetia von Anfang Dezember 2023 bis Ende Juni 2024. In dieser Phase nahmen sechs Pilotbanken Transaktionen auf der DLT-Plattform im Umfang von rund 750 Millionen Franken vor.
Zudem nutzte die SNB die Gelegenheit, um als weltweit erste Zentralbank überhaupt eine geldpolitische Operation (Emission von SNB Bills zur Liquiditätsabschöpfung) auf DLT-Basis durchzuführen.