Elon Musk bewegt derzeit vielmehr, als er sollte: Etwa Finanz- und Kryptomärkte. Doch Gehör sollte man dem Jahrhundert-Unternehmer doch schenken. Vor allem Bankmanager, die eine neue Arbeitskultur schaffen wollen.

Im April 2004 investierte Elon Musk 6,35 Millionen Dollar in Tesla, damals ein junges E-Automobil-Startup. 17 Jahre später ist Tesla an der Börse mit knapp 600 Milliarden Dollar bewertet. Musk gehört mit über 200 Milliarden Dollar Privatvermögen zu den reichsten Menschen der Welt.

Man mag über Musk denken, was man will. Zumal der in Südafrika geborene Unternehmer derzeit über der Kurznachrichten-Dienst Twitter nicht nur die Kryptomärkte bewegt, sondern mit seinen Tweets auch Wellen in die Finanzmärkte sendet.

Vor dem Kollaps das Steuer rumgerissen

Aber irgendetwas hat der am kommenden 28. Juni 50 Jahre alt werdende Multi-Unternehmer richtig gemacht: Risiken hat er genommen, an Zukunftstechnologien geglaubt und Kritiker ignoriert. Er selber hat unerhört viel gearbeitet und gleichzeitig in seinen Unternehmen eine Arbeitskultur etabliert, welche den Erfolg von Tesla erst möglich gemacht hat.

Im Jahr 2018, als Tesla mit dem Model 3 vollends in die Massenproduktion eingestiegen war, stand das Unternehmen kurz vor dem Kollaps. Musk gelang es, das Steuer in letzter Minute herumzureissen.

Blaupause – oder Denkanstoss

Etwa in der Zeit schrieb er an seine Mitarbeiter eine Mail, in der klar zum Ausdruck kam, was Musk in seinen Unternehmen nicht mag: Bürokratie, Hierarchien und jegliche Hindernisse für eine direkte Kommunikation. Die Tech-Seite «Electrek» publizierte das Schreiben zuerst.

Das Email kann durchaus als Blaupause oder zumindest als Denkanstoss für Bankmanager dienen, die in ihre Institute für kommende und transformative Zeiten fit machen müssen.

Das sind die sechs Musk-Regeln:

1. Keine grossen Meetings

«Eine exzessive Sitzungskultur ist die Fäulnis in grossen Unternehmen», schrieb Musk. Er befahl seinen Mitarbeitern, alle grösseren Sitzungen sofort zu verlassen, ausser sie seien davon überzeugt, dass sie für alle Teilnehmer wertvoll seien. «In diesem Fall sollte das Meeting sehr kurz ausfallen.»

2. Auch keine regelmässigen Meetings

Regelmässige Meetings bringen laut Musk ebenfalls nichts, ausser sie behandeln eine äusserst dringliche Angelegenheit. Sobald diese behandelt und das Problem gelöst ist, müsse sich der Sitzungsrhythmus sehr schnell verlangsamen.

3. Wer nichts beiträgt, soll ein Meeting verlassen

An Sitzungen teilnehmen, zu deren Themen und Inhalten man nichts beitragen kann, sind im Urteil von Musk eine Zeitverschwendung. Solche Meetings seien sofort zu verlassen. «Es ist nicht unhöflich, eine Sitzung vorzeitig zu verlassen. Es ist unhöflich, jemanden zum Bleiben zu verpflichten und dessen Zeit zu verschwenden.»

4. Keine Nonsense-Wörter oder Akronyme

In Banken wie in jedem grösseren Unternehmen sind Prozesse, Funktionen und Hierarchien oftmals eigene Wortkreationen, die dann noch durch Akronyme abgekürzt werden. Für Musk stellen diese ein Hinderniss für die interne Kommunikation dar. «Wir wollen keine Leute, die ein Glossar auswendig lernen müssen, um für Tesla arbeiten zu können.»

5. Kommunizieren – und zwar direkt

Kommunikation sollte immer den kürzesten Weg nehmen, um etwas zu schaffen, «to get the job done«, wie Musk schrieb. Die Empfehlung kam mit einer Drohung: Jeder Manager, der entlang der Hierarchiestufen kommuniziere, werde bald woanders arbeiten.

Probleme entstünden vielfach aufgrund mangelnder Kommunikation zwischen einzelnen Abteilungen. «Die Lösung ist freie Kommuikation zwischen allen Hierarchiestufen. Nun stellt man sich die noch vielfach vorhandene Realität in Banken vor, in denen es undenkbar ist, dass ein Vice President mit einem Managing Director direkt kommunizieren würde.

6. Befolge Logik, nicht Regeln

Auch eine Musk-Regel, die in jeder grösseren Bank eine Revolution darstellen würde. Wenn Logik und gesunder Menschenverstand die allgegenwärtige Prozessordnung in den Finanzinstituten ersetzen würde, wäre man dem viel zitierten «agile Workplace» einiges näher. Musks Faustregel für dumme Regeln und Prozesse: Wenn sie sich für ein Dilbert-Cartoon eignen, dann sollten sie geändert werden.