Der norwegische Staatsfonds will die Entlöhnungsysteme für Manager radikal anpassen. Die Credit Suisse wird sich somit verstärkt mit Aktionärsforderungen zur Salärpolitik auseinandersetzen müssen.
«Wir erwarten eine Veränderung der Entlöhnungssysteme». Die Forderung kommt nicht von einer Schweizer Pensionskasse. Sie kommt von Yngve Slyngstad, dem Chef des norwegischen Staatsfonds, der mit 910 Milliarden Dollar auch der grösste Investor der Welt ist.
Im Durchschnitt besitzt der mit Ölgeldern gespiesene Fonds 1,3 Prozent jeder börsenkotierten Gesellschaft auf der Welt. In der Schweiz und vor allem im Swiss Market Index ist der Staatsfonds sozusagen übervertreten mit namhaften Beteiligungen von 2 bis 3 Prozent an Nestlé, Novartis, Roche und der UBS.
«Niemand fühlt sich wohl damit»
An der Credit Suisse (CS) ist der Fonds gar mit 4,93 Prozent der Aktien beteiligt, ähnlich stark wie die Katar Holding, die Olayan Group oder Harris Asscociates. Im Gespräch mit der «Financial Times» sagte Slyngstad: «Wir meinen, weder die Gesellschaft, noch die Regulatoren, Investoren und die Verwaltungsräte und CEO fühlen sich in der gegewärtigen Situation wohl. Die meisten realisieren, dass es eine Veränderung braucht.»
Die Höhe des Salärs für einen CEO sei ein Schlüsselfaktor dafür, dass das Unternehmen auf eine langfristige Wertschaffung fokussiere.
In den letzten Jahren aktivistischer geworden
Slyngstad spricht damit erstmals deutlich aus, wogegen der norwegische Staatsfonds bereits selektiv opponiert hatte. Schon in früheren Jahren hatte der Grossaktionär gegen die Bonussysteme der UBS und auch der Zurich Insurance protestiert.
Vergangenes Jahr hat er gegen die Vergütungsberichte von Alphabet, J.P. Morgan, Goldman Sachs und Sanofi gestimmt. Nun hat der Staatsfonds eine Salärpolitik ausgearbeitet, die er den Unternehmen und ihren Verwaltungsräten vorstellen wird.
«Langfristig, einfach, transparent»
Die Details hat Slyngstad noch nicht bekannt gegeben, doch sollen Saläre und Boni «langfristig, einfach und transparent» sein, wie er gegenüber dem britischen Finanzblatt sagte. Während der Staatsfonds keine spezifischen Limiten für Saläre und Boni setzen möchte, wird er die Verwaltungsräte dazu auffordern, selbst Limiten zu setzen, wieviel ein CEO jährlich verdienen kann, um so einen weiteren Anstieg zu verhindern.
Langfristig ausgerichete Salär- und Bonussysteme haben Grossfirmen und auch Banken wie die UBS und die Credit Suisse seit der Finanzkrise implementiert – auch sogenannte Malus-Klauseln sind darin eingebaut.
Fünf oder zehn Jahre lang Aktien halten
Slyngstad kritisiert, dass viele dieser Incentive-Pläne viel zu komplex seien, und die Kriterien oftmals zugunsten des Managements angepasst würden. Seiner Meinung nach müssten die Saläre viel stärker in Aktien ausbezahlt werden, die dann fünf oder sogar zehn Jahre lang gehalten werden müssten.
Tatsächlich sind die CEO-Löhne in der Schweiz namentlich auch bei den Banken in den letzten Jahren wieder kontinuierlich gestiegen. In den letzten zwei Jahren bewegte sich das Gesamtpaket für UBS-CEO Sergio Ermotti um die 14 Millionen Franken.
Verlust, aber ein Millionen-Bonus
Wenig nach steht ihm der CEO der CS, Tidjane Thiam, dessen Salär in diesem Jahr auf 11,9 Millionen Franken deutlich angestiegen ist und eine Bonus-Komponente von 4,2 Millionen Franken enthält, die nicht langfristig ausgerichtet ist.
Thiams Lohn, wie auch jener für das gesamte CS-Management und für Präsident Urs Rohner haben in der Öffentlichkeit und auf dem Finanzplatz teils für erhebliche Irritation gesorgt. Steht die CS nach zwei aufeinanderfolgenden Milliarden-Verlusten doch nach wie vor auf einer äusserst dünnen Kapitaldecke und muss weiterhin massiv Kosten sparen.
Eine Wende einläuten
Der US-Stimmrechtsberater Glass Lewis hat wie von finews.ch berichtet die von ihm beratenen Aktionäre bereits angewiesen, gegen den Vergütungsbericht der CS zu stimmen und insbesondere die Entlöhnung für den Verwaltungsrat und das Management abzulehnen.
Dass nun auch der norwegische Staatsfonds konkrete Vorschläge einbringen will, wie die Unternehmen ihre CEO-Löhne besser auf die Interessen der Aktionäre und eine langfristige Wertschöpfung ausrichten sollen, könnte eine grössere Wende einläuten.
Der BP-CEO macht's vor
Dass sich Manager und Verwaltungsräte trotz hoher Unternehmensverluste Millionengehälter zuschanzen, lässt sich gesellschaftlich nicht mehr vereinbaren.
Im britischen Ölkonzern BP hat dieses Umdenken nach einer tumultuösen Generalversammlung im vergangenen Jahr offenbar eingesetzt. Das Salär für CEO Bob Dudley fiel für das Jahr 2016 um 40 Prozent schmaler aus als 2015. Mit 11,4 Millionen Dollar gehört er aber immer noch zu den am besten bezahlten britischen Managern.