Anders Tandberg-Johansen, Head of Global Technology bei DNB Asset Management, sagt, warum es bei Tech-Investitionen mehr um Bewertungen geht als um Trends. Und welchen Einfluss die US-Zinsen dabei haben.


Herr Tandberg-Johansen, der Börseneinbruch im vergangenen im August hat viele Anleger verunsichert. Warum sollen sie genau jetzt Technologiewerte kaufen?

Ein Grund ist die Performance. Während der letzten 30 Jahre hat der Nasdaq-Index den S&P-500 jedes Jahr um zwei Prozent übertroffen. Tech ist nicht mehr einfach nur das Thema «Personal Computer». Es geht um alles, von Autos über Häuser zu Smartphones. Man sieht ganz neue Marktteilnehmer im Automobilmarkt, wie Tesla und Apple.

Im Markt für Haussicherheit werden traditionelle Unternehmen gerade durch Google Nest herausgefordert. Es gibt neue Akteure bei den meisten Dienstleistungen: von Uber Taxis bis zu Videoservices wie Netflix. Sie verwenden Data-Mining, um bessere Dienstleistungen für Anwender zu schaffen. Technologie tangiert einfach alles, die Autobranche machte da nur den Anfang.

«Einige Firmen werden wanken»

Daher wollen Anleger heute in Technologie investiert bleiben. Es ist ein sehr diversifizierter Bereich. Über 20 Prozent der weltweiten Indizes gehören bereits zum Bereich Technology, Media & Telecommunications (TMT), das ist mehr als die ganze Marktkapitalisierung der europäischen Aktien.

Neue Mitspieler stürzen sich in neue Märkte und ersetzen die älteren. Da muss es auch Opfer geben?

Einige werden wanken. Erinnern Sie sich nur an die Gelben Seiten. Bis vor einigen Jahren wollten Investoren nicht wahrhaben, dass gedruckte Kataloge durch Google verdrängt würden. In den Bewertungen spiegelte sich keine solch fundamentale Veränderung für einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren wider.

Die gleiche Situation sehen wir in der traditionellen TV-Unterhaltung. Die Markteintritts-Hürden sind auf Grund von Breitband-Internet dramatisch gesunken. Haben Sie heute keine eigenen Inhalte, dann dürfte es in der Zukunft schwierig werden.

«Es ist erst einmal harte Arbeit»

Neue Marktteilnehmer wie Youtube, Apple TV oder Netflix steigen ausserdem in der Gunst der Konsumenten rasch nach oben. Die Frage ist nicht, ob die traditionellen Sender getroffen werden, sondern wie stark dies der Fall sein wird.

Wie findet man die besten Investitionen im Technologiesektor?

Es ist erst einmal harte Arbeit. Ich arbeite in dieser Branche seit 1996. Seither habe ich viele Geschäftsmodelle und viele Unternehmen kommen und gehen sehen. Unternehmen wie Facebook sind zwar relativ neu im Markt, aber wir kennen sie schon lange.

Wir verfügen über mehr als zwei Jahrzehnte an Erfahrung – eine gute Ausgangslage, wenn man die richtigen Aktien herausfiltern will.

Was ist die grösste Herausforderung bei Tech-Investments?

Es gibt so viele gute Stories, und es wird viel über sie geredet. Die Herausforderung besteht darin, sich nicht davon beeindrucken zu lassen. Wenn beispielsweise 95 Porzent des derzeitigen Unternehmenswerts auf dem Cashflow in zehn Jahren und später basieren, dann sehen wir das eher skeptisch. Zu viele Dinge können sich innerhalb dieser langen Zeitspanne verändern.

«Steve Jobs war auch nicht der Erste mit seinem Tablet-Computer»

Verglichen mit anderen Investoren sind wir also weniger bereit, für künftige Cashflows zu zahlen. Entscheidend für uns sind die Bewertung, der gegenwärtige Cashflow und das Wachstum in den nächsten Jahren. Damit können wir das Risiko verringern.

Geht es nicht darum, das Potenzial kommender Technologien zu erkennen?

Manchmal wird die zweitbeste Technologie zum Marktführer. Auch wenn man die beste Technologie erkennt, weiss man nicht, ob sie führend sein wird. Steve Jobs war auch nicht der Erste mit seinem Tablet-Computer. Aber er fand heraus, dass die Zeit reif war, weil Touchscreens sowie die Batterietechnologie weit genug waren. Dasselbe gilt für uns. Alles ist eine Frage des Zeitpunkts.

Muss man nicht ein Technologie-Freak sein, um ein guter Fondsmanager im Tech-Bereich zu sein?

Wenn Sie mich als Beispiel nehmen, funktioniert das nicht. Ich bin ein durchschnittlich begabter Anwender. Ich dränge mich nicht an die Front. Wir konzentrieren uns auf Statistiken und Marktdaten respektive darauf, was funktioniert und was sich verkauft.

«Wir fürchten uns nicht vor steigenden Zinsen am kurzen Ende»

Eine wichtige Regel beim Investieren ist: Sie müssen Ihre eigenen Vorstellungen anpassen. Wenn man also sehr optimistisch ist, sollte man sich etwas beruhigen und seine Meinung überprüfen. Auch wenn man überaus pessimistisch ist, sollte man etwas genauer hinschauen.

Die Zinsen in den USA werden steigen. Welche Auswirkungen wird das auf die Tech-Aktien haben?

Wir fürchten uns nicht vor steigenden Zinsen am kurzen Ende. Aber am langen Ende wäre dies vermutlich negativ für Aktien im Allgemeinen. Da Technologie-Aktien moderat bewertet sind, ist jedoch keine überdurchschnittliche Reaktion zu erwarten.

«Das würde Apple helfen»

Wenn die Zinsen steigen, wird es eine Verschiebung zu zyklischeren Namen geben, denn diese schlagen dann die stabileren Wachstums-Unternehmen. In diesem Fall wäre jedoch auch der Glaube an die Wirtschaft vorhanden, und dies würde wiederum den auf Konsumenten ausgerichteten Unternehmen wie Apple helfen.