Trotz einem rasanten internationalen Wachstum in den letzten 20 Jahren konnte die LGT ihre starke Unternehmenskultur bewahren. Jetzt hat sie es in Europa als einzige Bank sogar auf die Liste der Top 25 Arbeitgeber geschafft. 

Einen wichtigen Anteil daran hat die unternehmenseigene Liechtenstein Academy auf Schloss Freudenfels. Ein Gespräch mit den beiden Leitern.

Warum wurde die Liechtenstein Academy gegründet?

Hans Rudolf Maag: Als die liechtensteinische LGT in den 90er-Jahren eine angelsächsische Assetmanagement-Gesellschaft übernahm, trafen zwei sehr unterschiedliche Unternehmenskulturen aufeinander. Der damalige CEO und heutige Honorary Chairman der LGT, S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein, suchte nach einem Weg, diese zu harmonisieren. Ein gemeinsames Bildungsangebot schien ihm das richtige Mittel.

Manuela Steiner: Nachdem er bei einem privaten Treffen den Mindmap-Erfinder Tony Buzan kennengelernt hatte, probierte er die Idee eines Mindmapping-Workshops zum interkulturellen Austausch zuerst im Familienkreis aus und brachte sie dann in das Unternehmen. Die ersten Versuche mit Mitgliedern des Managements beider Unternehmen kamen sehr gut an.

Die Teilnehmer machten sogar selbst Vorschläge, wie das Programm weiterentwickelt werden könnte. Beispielsweise schlug ein Teilnehmer die Auseinandersetzung mit Kunst als Teil des Programms vor, ein anderer brachte durch seinen Kontakt zum Ruderclub einer Universität das Rudern ins Programm. Dieses zeigt so sinnfällig wie kaum eine andere Sportart die Bedeutung der Teamarbeit.

Hans Rudolf Maag: Schliesslich entstand dann daraus die Liechtenstein Academy, die sich organisch – und nach einigen Jahren auch mit wissenschaftlicher Unterstützung – zu dem weiterentwickelt hat, was sie heute ist.

Was macht den Kern der heutigen Academy aus?

Manuela Steiner: Die Academy ist ein Ort der Begegnung, an dem Mitarbeitende aller Hierarchiestufen und von allen Standorten der LGT sich auf Augenhöhe austauschen können und Impulse bekommen, die ihnen dabei helfen, sich persönlich weiterzuentwickeln und zu reflektieren. Dies mit dem Ziel, berufliche und private Herausforderungen besser zu bewältigen. Dabei verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz, der Geist und Körper miteinbezieht.

Hans Rudolf Maag: Die Liechtenstein Academy bietet also keine Fachausbildungen, sondern unterstützt die Mitarbeitenden der LGT im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung. Das erst macht den Austausch über die unterschiedlichsten Bereiche und Teams hinweg möglich und die Academy zu einer Networking-Plattform, welche die auf Kooperation und Teamwork beruhende Unternehmenskultur der LGT fördert.

Welche Programme bietet die Academy denn an?

Hans Rudolf Maag: Unser «Flaggschiff-Programm» ist das Programm «Be.Yourself», an dem die Teilnehmenden zum ersten Mal mit der Academy in Berührung kommen. Während einer Woche setzen sie sich mit dem eigenen Selbstverständnis und den individuellen Wertvorstellungen auseinander. Mit massgeschneiderten Tools aus Mentaltraining, Resilienz und der positiven Psychologie erhalten die Teilnehmenden wertvolle Impulse zur Erhöhung ihrer Leistungsfähigkeit. Und selbstverständlich gehören auch das morgendliche Rudern und kreative Elemente mit dazu.

Manuela Steiner: Daneben bieten wir aber auch Programme an, in welchen wir spezifische Elemente aus «Be.Yourself» zielgerichtet vertiefen. Andere Programme umfassen Spezialthemen wie «Komplexität» oder «Nachhaltiges Handeln». In allen Programmen achten wir stark auf selbstverantwortliches Handeln und die Erhöhung der eigenen Reflexionsfähigkeit.

Welche Rolle spielt der Standort, Schloss Freudenfels am Bodensee?

Manuela Steiner: Nachdem die Liechtenstein Academy anfangs keinen festen Ort hatte, ist sie seit 1996 auf Schloss Freudenfels im Kanton Thurgau beheimatet. Der charmante und liebevoll gepflegte Campus zeigt einerseits den grossen Stellenwert, den die LGT der Liechtenstein Academy beimisst. Gleichzeitig ermöglicht er als Rückzugsort den notwendigen Abstand vom Tagesgeschäft. Auch wenn Online-Ausbildungen zunehmend wichtiger werden: Die persönliche Begegnung vor Ort können sie nicht ersetzen.

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(Schloss Freudenfels, Eschenz)

Anfang des Jahres gab es einen Wechsel an der Spitze des Stiftungsrats. Wie wird sich dieser auf die künftige Entwicklung auswirken?

Hans Rudolf Maag: Unserer Eigentümerfamilie, dem Fürstenhaus von Liechtenstein, war es ein grosses Anliegen, dass die Liechtenstein Academy von einem Familienmitglied geführt wird. Die Übergabe des Stiftungspräsidiums von S.D. Prinz Philipp, der altershalber das Präsidium abgab, an seinen Nachfolger S.D. Prinz Hubertus steht also im Zeichen der Kontinuität.

Seine langjährige Erfahrung in verantwortlichen Positionen im Bildungsbereich ist ideal dafür. S.D. Prinz Hubertus möchte die Liechtenstein Academy im Sinn des Gründers weiterführen. Sie soll weiterhin ein wichtiger Ort für Austausch und Kreativität sein, wo zentrale Impulse für einen erfolgreichen Businessalltag entstehen.

In den letzten Jahren hat sich die Liechtenstein Academy auch für externe Interessenten geöffnet. Warum und was bieten Sie diesen?

Manuela Steiner: Wenn unsere Berater ihren Kunden vom Besuch eines Academy-Programms erzählen, wecken sie immer wieder Interesse an unserer Arbeit. Viele Themen, die an der Academy behandelt werden, sind auch für unsere Kunden von grossem Interesse.

Hans Rudolf Maag: Viele Kunden der Bank sind Unternehmerfamilien. Für diese haben wir eigene Module mit Themen wie zum Beispiel «Family Governance» entwickelt. Andererseits gibt es insbesondere bei Familienunternehmen Fragestellungen, die das Fürstenhaus seit Jahrhunderten beschäftigen, etwa die des Familienzusammenhalts oder der Vermögensübergabe. Die Liechtenstein Academy bietet hier eine wichtige und wohl einzigartige Plattform für den Erfahrungsaustausch.


Hans Rudolf Maag Maag studierte Naturwissenschaften, Pädagogik und Psychologie. Anschliessend leitete er in internationalen Konzernen Personalentwicklung und Human Resources. Er engagiert sich in karitativen Projekten in Europa und Afrika, mit Schwerpunkt in der Reintegration von Jugendlichen in die Arbeitswelt und in der Beratung von Kleinunternehmern. Als Teilhaber an Familienunternehmen beschäftigt er sich zudem täglich mit Themen rund um erfolgreiche Unternehmensführung.

Manuela Steiner verfügt über einen betriebswirtschaftlichen Hinter­grund und langjährige Erfahrung in der Entwicklung und Begleitung von Bildungs-Programmen. Besonders zeichnet sie ein hoher Qualitätsanspruch und ein ausgeprägtes Bewusstsein für zwischenmenschliche Prozesse aus. Manuela Steiner engagiert sich zudem ehrenamtlich in Projekten, bei denen es um die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in die Schweizer Arbeitswelt geht.