CS-Chef Tidjane Thiam wirkte nach dem überraschenden Quartalsgewinn nicht gelöster. Stattdessen machte er deutlich, wie sehr er sich und sein bisheriges Wirken in der Grossbank missverstanden fühlt.

Die Credit Suisse (CS) hat mit ihrem – wenn auch knappen – Gewinn im zweiten Quartal gezeigt: Die Bank lebt, die Restrukturierungen zeigen Wirkung, und die neue Strategie beginnt erste Früchte zu tragen.

CEO Tidjane Thiam strafte die Prognosen von Analysten, Kritikern und Märkten mit diesem Resultat Lügen. Seine Reaktion an der Medienkonferenz auf diese ersten sichtbaren Erfolge nach einem Jahr an der Spitze der Grossbank blieb aber verhalten.

Dann wurde Thiam persönlicher

In seinen abgelesenen Statements blieb Thiam floskelhaft mit Aussagen wie: «Wir können nie sagen, das Schlimmste sei vorüber.» Oder: «Ich würde nach zwei Quartalen nicht schon von Sieg sprechen.» Und das obligate: «Es bleibt noch viel zu tun.»

Erst in den Antworten auf Journalistenfragen wich Thiam vom Skript ab und seine Aussagen wurden persönlicher. So liess er klar durchscheinen, wie ihm die unablässige kritische Berichterstattung im In- und Ausland über die CS in den letzten Monaten sowie die Schaufensterrolle, in welcher er sich seit rund einem Jahr als CEO befindet, auch zusetzen.

Auch etwas Eigenlob

Zunächst äusserte er auch etwas Eigenlob, indem er hervorhob, dass die CS-Resultate in einem für Grossbanken schlechtest möglichen Umfeld erzielt worden seien.

Dann drehte er den Spiess um und übte seinerseits Kritik: Es scheine, er werde für dieses schlechte Umfeld verantwortlich gemacht. Es gebe aber keine Kausalität zwischen seinem Antritt als CEO der CS und den überaus schlechten Marktbedingungen, dozierte er.

«Ich habe den Sturm nicht ausgelöst»

«Ich habe diesen Job just zu einem Zeitpunkt übernommen, als Banken in einen heftigen Sturm geraten sind. Und ich zitiere hier nur andere Banken-Chefs, die gesagt haben: Ein perfekter Sturm. Ich habe diesen Sturm nicht ausgelöst.»

Wenn Thiam mit diesen Worten ausdrücken wollte, dass die extreme Schieflage, in welcher sich die CS noch immer befindet, allein auf äussere Einwirkungen zurückzuführen ist, bestärkte er diesen Eindruck weiter.

Selbstreflexion oder etwas Selbstkritik, angesichts der Marktlage den Totalumbau der Bank an zu vielen Fronten zu führen, schwang in seinen Aussagen keine mit.

Kein Kommentar zu Aktionärskritik

Sein zeitweiliges Auftreten und Managementstil in der Bank hatte sogar Grossaktionär Harris Associates zum Ratschlag verleitet, Thiam solle sich im Umgang etwas mässigen. Darauf angesprochen, sagte der CS-Chef nur, er kommentiere keine Kommentare aus Zeitungen.

Stattdessen fiel er in die Kritik an seinem Vorgänger Brady Dougan ein, dem vorgehalten wird, er habe viel zu lange an der überdimensionierten Investmentbank festgehalten.

Ankämpfen gegen falsches Image

«Wir müssen eine Menge Probleme lösen, die sich über eine lange Periode angehäuft haben,» sagte er mit einem klaren Seitenhieb an Dougan und die auch (zu) lange vom gegenwärtigen Verwaltungsrat vertretene Strategie der Grossbank.

Thiam hinterliess an der Medienkonferenz nicht den Eindruck, dass er in der CS und seiner neuen Wahlheimat Schweiz «angekommen» ist. Dafür machte er deutlich, dass er gegen ein falsches Image ankämpfen muss.

Einmal mehr kommentierte er harsch Schweizer Medienberichte, wonach der einen Helikopter benutzt habe, um Schweizer Filialen zu besuchen.

Die Absurdität der Helikopterflüge

Bei seinem vorherigen Arbeitgeber, dem britischen Versicherer Prudential, hätten Kollegen und Angestellte sogleich die Absurdität solcher Stories über ihn erkannt und darüber gelacht, so Thiam.

«Hier muss ich mich ein wenig mehr anstrengen und mich bei den Angestellten zeigen, um den völlig falschen Eindruck zu korrigieren.»

«Oh, er kann sprechen»

Deutlich wurde zudem, dass Thiam nicht nur in der Schweizer Öffentlichkeit, sondern vor allem auch innerhalb der CS gegen vorgefasste Meinungen und ein schlechtes Image ankämpfen muss. In sarkastischem Erzählton sagte Thiam: «Oft muss ich bloss auftauchen, um die Leute zu beeindrucken.»

Offenbar seien die Meinungen über ihn so schlecht, dass es ein Einfaches sei, diese Leute vom Gegenteil zu überzeugen. «Ich zeige mich im Unternehmen und die Angestellten denken: 'Oh, er kann sprechen, er kann gehen'.»

Sensibel auf Kritik

Liess Thiam hier auch etwas Humor anklingen, so zeigen Aussagen wie diese, wie sehr ihn diese falschen und verzerrten Bilder treffen und wie sensibel er auf interne wie externe Kritiker reagieren kann.

Thiams Auftritt am Donnerstag zeigte zudem erneut, dass der französisch-ivorische Doppelbürger seine Rolle als Chef der zweitgrössten Bank der Schweiz, deren Geschichte eng mit dem wirtschaftlichen Erfolgsmodell des Landes verbunden ist, möglicherweise unterschätzt hat.

Er bedauere aber absolut nicht, bei der CS zu sein, so Thiam. Sein Job sei faszinierend, wenn auch nicht einfach.

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