Seit Jahren wird der Niedergang der Schweizer Privatbanken beklagt. Tatsächlich steht die Branche zunehmend hilflos da. Doch nun gibt es Hoffnung, dank Donald Trump.

Die Wahl Donald Trumps zum 45. US-Präsidenten hat die Finanzmärkte allerorten aufatmen lassen. Anlageexperten von Finanzinstituten dies- und jenseits des Atlantiks haben ihre Hoffnungen und Prognosen auf den Trump-Effekt abgestützt, sei es bei Aktien, Anleihen oder Rohstoffen.

In der Schweiz keimt ebenfalls Hoffnung: Bei den gebeutelten Privatbanken. Sie beobachten erfreut den Anstieg des Dollars und die Entspannung an der Zinsfront, insbesondere auch, nachdem die US-Fed weitere Zinsschritte in Aussicht gestellt hat.

Gut für Banken mit Dollar-Vermögen

«Diese politischen Schritte sind ein Segen für Privatbanken, insbesondere für solche mit hohen Dollar-Kundenvermögen», sagte Martin Moeller, Chef des Aktienportfoliomanagements bei der Union Bancaire Privée (UBP) zur Nachrichtenagentur «Bloomberg».

Können die Schweizer Privatbanken tatsächlich aufatmen? Über sieben Jahre lang dauert nun schon Phase sinkender Margen und Erträge an.

Stösst Trump Turnaround an?

Die Umsetzung der Weissgeld-Strategie, das Ende des «alten» Offshore-Banking-Modells, steigende Regulierungskosten, Tiefstzinsen und passive Kunden haben die Branche in eine Konsolidierung gezwungen. In der letzten Dekade mussten über ein Drittel der Schweizer Privatbanken ihre Segel streichen.

Trumps Wahl könnte nun einen Turnaround anstossen: Steigende US-Zinsen könnten vermögende Kunden wieder vermehrt zu Investments animieren, was den Instituten höhere Erträge brächte, so die Hoffnung.

Die Aktien steigen

Die Zinsen könnten zudem den Dollar weiter klettern lassen, was die Kundenvermögen ebenfalls ansteigen liesse. Banken könnten somit wiederum mehr Kredite an reiche Privatkunden vergeben – was übrigens ein erklärtes Ziel der Credit Suisse ist.

Die Hoffnung erhält langsam auch Boden unter den Füssen: Die Aktie der Privatbank EFG International ist seit Trumps Wahl über 23 Prozent gestiegen. EFG hält über die Hälfte ihrer Kundenvermögen in Dollar. Die UBS-Aktie stieg 18 Prozent, Julius Bär rund 12 Prozent.

Cost-Income-Ratio wird besser

Auch Credit Suisse und UBS haben ein hohes Dollar-Exposure. Julius Bär hält 44 Prozent ihrer Kundenvermögen in Dollar. Die Privatbank erzielt annähernd die Hälfte ihrer Erträge in US- oder Hongkong-Dollar, während nur 14 Prozent der Kosten in diesen Währungen verrechnet sind. Somit wird sich dieser Effekt positiv auf die Cost-Income-Ratio auswirken.

UBP-Aktienstratege Moeller ist nicht der einzige Vertreter der Branche, der Morgenluft wittert. Mike Clements, Aktienchef Europa bei der Bank Syz erwartet ebenfalls nachlassenden Druck auf den Margen, weil sich die US-Zinsen erholen.

Fehlt noch Europa

Die Hoffnung, dass nach sieben mageren nun wieder sieben fette Jahre im Private Banking folgen, wäre dann doch etwas zu hoch gestochen. Euphorie is angesichts der Lage in Europa fehl am Platz. In der Eurozone – und in der Schweiz – dürften die Zinsen noch länger bei Null und im negativen Bereich liegen bleiben. Auch die Wirtschaftswachstumsaussichten sind schwächer als in den USA oder in Asien.

Doch der Trump-Kick bei den Zinsen könnte sich auf das Verhalten der Bankkunden übertragen, sagte beispielsweise Lucy MacDonald, Anlagechefin von Allianz Global Investors, kürzlich auf Bloomberg-TV. Wenn diese Kunden wieder mehr Risiken nehmen und ihre Cash-Bestände vermehrt in Aktien investieren, «wird es im Wealth Management wieder interessant».

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