Die Verschiebung von Kundengeldern hinein in Cash vermieste den Schweizer Privatbanken 2023 das Geschäft. Eine Umfrage unter reichen Privatkunden weltweit lässt erahnen, wie gross das Problem für die Branche aktuell ist.

Der Bargeld-Berg, auf dem die Reichen dieser Welt sitzen, hat mit der Zinswende enorme Dimensionen erreicht. Ein aktuelle Erhebung des amerikanischen Fondsriesen Capital Group, der nach eigenen Angaben mehr als 2’500 Milliarden Dollar für eine globale Kundschaft verwaltet, lässt nun die Ausmasse erahnen: 78 Prozent der befragten wohlhabenden Privatpersonen (High Net Worth Individuals, HNWI) gaben dabei an, hohe Bargeldreserven zu halten.

Zinsen schrecken immer noch

Auskunft gaben laut den Studienautoren 450 vermögende Anlegerinnen und Anleger aus aller Welt – aus den USA, Asien, dem europäischen Ausland und der Schweiz – und mit einem Mindestvermögen von 1 Million Dollar.

Die Flucht in Bargeld und Geldmarktfonds hat dabei verschiedene Gründe. Einerseits lassen sich dank der Zinswende auf Cash wieder Renditen erzielen, und das zu einem gefühlt tiefen Risiko. Anderseits trauen selbst Millionäre der Börsenlage nicht über den Weg. Der Umfrage zufolge fürchten die befragten Privatkunden hier einen Mix aus höherer Volatilität, galoppierender Inflation und Zinserhöhungen.

Das alles hat den Geldberg bis anhin wachsen lassen.

Abflüsse aus margenträchtigen Produkten

Bei den hiesigen Privatbanken hat der Effekt – neben dem starken Franken – mit dafür gesorgt, dass die Erträge 2023 im Kommissionen-Geschäft am Boden blieben oder gar rückläufig waren. Dies, weil Kundenvermögen aus riskanten und damit margenträchtigeren Finanzprodukten abgeflossen sind. Renommierte Häuser wie Pictet, Vontobel oder Lombard Odier beschlossen das Jahr auch deswegen mit einem tieferen Gewinn. Dies, während das Vermögenswachstum insgesamt zumeist im einstelligen Bereich geblieben ist, wie eine finews.ch-Analyse jüngst zeigte.

Enstprechend versucht die Industrie nach Kräften, die reichen Privatkunden zurück in Wertpapiere zu locken. Capital Group macht da keine Ausnahme. «Es ist einfach, Bargeld zu parken», sagte die Kaderfrau Alexandra Haggard zum Umfrageergebnis. «Aber wir glauben, dass das grösste Marktrisiko heute das Halten von überschüssigem Bargeld ist.»

Nicht mal mit der Peitsche

Doch selbst mit der Peitsche liessen sich die reichen Kunden bisher nicht an die Finanzmärkte treiben. Im Gegenteil: gerade die Geopolitik wird als ein grosses Risiko angesehen, und 55 Prozent der befragten Anleger sind zunehmend unsicher, wo sie investieren sollen.

Wenn sie es tun müssten, sähen die Präferenzen längerfristig so aus: 63 Prozent der befragten HWN-Kunden planen, in den nächsten zwölf Monaten mehr in Aktien zu investieren, wobei ein Drittel das gute Bewertungsniveau von Aktien als Grund für diese Erhöhung angibt. 49 Prozent erwägen, innerhalb eines Jahres mehr in Anleihen anzulegen, wobei der Schwerpunkt auf qualitativ hochwertigen festverzinslichen Wertpapieren liegt.

Bargeld längerfristig riskant

Und immerhin 58 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Anleihen und Aktien weniger riskant sind als Bargeld, da sie die Inflation in den nächsten zehn Jahren bewältigen können.

Capital Group versuchte dabei, den Privatkunden insbesondere Anleihen schmackhaft zu machen. Die Rückkehr von Erträgen im Bereich festverzinslicher Anlagen bedeute, dass Investoren davon profitieren können, Barmittel für sich arbeiten zu lassen. Dies, indem sie sie in qualitativ hochwertige Anleihen mit attraktiven Renditen investieren, so die Empfehlung.

FOMO ist zurück

Die «Everything»-Rallye an den Börsen, die derzeit die Notierungen von Gold über Aktien und Anleihen bis Krypto in die Höhe treibt, wird nun das ihrige dazu beitragen, vermögenden Kunden von der Seitenlinie wegzulocken.

Denn damit greift ein Gefühl um sich, das die Anlegerpsyche mindestens so umtreibt wie Unsicherheit: FOMO, die Angst, etwas zu verpassen.

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