George Kanaan gilt als einer der einflussreichsten Banker seines Fachs – und hat schon einige Kämpfe überstanden. Gegenüber einer Mailpanne erweist sich der UBS-Manager nun aber als machtlos.

George Kanaans Karriere wäre eine Lehrbeispiel für den «American Dream», hätte sie nicht in Australien ihren Lauf genommen. Als Sohn armer Immigranten aus dem Libanon stand er einst für die Fastfood-Kette KFC in Sydney hinter der Theke; doch dann ging sein Stern im Banking auf.

Mit 28 Jahren leitete er bereits das Handelsdesk der Schweizer Grossbank Credit Suisse First Boston in Australien, wurde dann von der amerikanischen Rivalin J.P. Morgan abgeworben und wechselte schliesslich zur UBS. Dort zählt der 44-Jährige als Leiter Handel und Vertrieb heute zu den mächtigsten Investmentbankern in «down under».

Wie George Foreman

Mit Sicherheit zählt Kanaan auch zu den Bekanntesten. Im Jahr 2011 berichtete auch finews.ch über den Australier, weil sich dieser offenbar einen Boxkampf mit einem anderen Kollegen in der Handelsabteilung der UBS in Sydney geliefert hatte.

Beim Schweizer Geldhaus wurde die Keilerei gar nicht goutiert. Kanaan verlor zeitweilig seine leitenden Funktionen. Sein Kontrahent verliess die Bank. Zudem hatte der Investmentbanker nun einen neuen Spitznamen: «Foreman», nach dem amerikanischen Boxchampion.

Den Krebs besiegt

Bereits 2012 hatte Kanaan seinen nächsten Kampf zu bestehen. Beim UBS-Mann war Darmkrebs diagnostiziert worden. Seine Ärzte gaben ihm eine 50:50-Überlebenschance. Doch der Banker schwor dem Krebs: «Ich schlage dich». Was ihm dann auch gelang – Zeitungen wie «The Australian» feierten seinen Durchhaltewillen, und Kanaan wirkt seitdem ehrenamtlich als «Ambassador» für Darmkrebs-Betroffene in Australien.

Jetzt steht der Bankmanager erneut im Scheinwerferlicht der Medien. Die Schlagzeilen sind nicht angenehm. Bei der UBS hatte er nämlich den Blockhandel in Australien aufgebaut, wo institutionelle Investoren abseits der Börse grosse Aktienpakete verschieben können. Zum Angebot gehört ein «Block Club», bei dem ausgewählte Grossinvestoren exklusiv über anstehende Block-Trades informiert werden.

Nicht ganz so exklusiv

Wie nun herauskam, ist der Club gar nicht so exklusiv. In einer Mail an die Mitglieder kopierte Kanaan nämlich die Empfänger versehentlich in die «an»-Spalte anstatt in die verborgene «blind copy»-Linie. Mit dem Resultat, dass nun alle wissen, wie viele Teilnehmende das verschwiegene UBS-Angebot zählt: 264, wie das Branchen-Portal «Financial Review» berichtete.

Kanaan versuchte zwar noch, die Nachricht zurückzurufen, wie es weiter hiess. Doch gegenüber der Mailpanne erwies sich der Bankmanager – für einmal – als machtlos.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.56%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.9%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.97%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
pixel