Enthüllungen in Grossbritannien zeigen, wie mutmasslich kriminelle Gelder aus Russland in grossem Stil über renommierte Banken gewaschen wurden. Die Spur führt auch zu Schweizer Instituten.

Der Skandal hat bereits einen Namen: Als «Global Laundromat», als globalen Waschsalon, bezeichnen die russische Zeitung «Novaya Gazeta» und die Antikorruptions-Organisation Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) die Affäre um mutmasslich inkriminierte Gelder in der Höhe von bis zu 80 Milliarden Dollar.

Damit würde der Fall selbst den Korruptionsskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB in seinem Ausmass um ein Vielfaches übertreffen.

Die gewaltigen Summen wurden aus Russland heraus geschleust und über weltweite Kanäle gewaschen; die britische Zeitung «Guardian» machte nun die Namen involvierter Banken publik. Darunter finden sich auch mindestens zwei Schweizer Institute.

Russischer Geheimdienst involviert?

Die Enthüllungen stützen sich offenbar auf die Ermittlungen von Behörden in Litauen und Moldavien. Seit 2014 sind Fahnder dort dem Geldwäscherei-Skandal auf der Spur, der bis auf das Jahr 2010 zurückreicht. Ermittlerkreisen zufolge sind die Milliarden «offensichtlich gestohlen» oder stammen aus kriminellen Quellen.

Wie weiter berichtet wurde, sollen die Verästelungen des Skandals bis in die hohe russische Politik hineinreichen. Rund 500 Personen sollen beim Waschsalon mitgemacht haben, darunter Oligarchen, Moskauer Banker und der russische Geheimdienst FSB.

Wladimir Putins Cousin

Sogar ein Cousin des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Igor, taucht in den Enthüllungen auf. Er sass im Verwaltungsrat der Russian Land Bank (RZB), als diese dubiose Gelder in der Höhe von 9,7 Milliarden Dollar zu einer Bank in Moldavien transferierte. Von dort wurden die Summen zur Trasta Komercbanka im lettischen Riga geschickt, die im Epizentrum des Skandals steht und 2016 geschlossen wurde.

Doch die Geldströme reichen über Osteuropa hinaus zu zahlreichen Banken und Briefkastenfirmen in 96 Ländern weltweit. Eine besondere Rolle spielte dem Bericht zufolge London, ein beliebtes Zentrum für reiche Russen im Ausland. In der Themsestadt haben heimische Geldhäuaer wie die HSBC, aber auch die Schweizer UBS (siehe Grafik unten) offenbar bereitwillig inkriminierte Gelder entgegengenommen.

Insgesamt ist von fast 1 Milliarde Dollar die Rede.

WaschsalonGrafik 500

Station bei der Coutts in Zürich

Über die Schweizer Grossbank flossen dabei mutmasslich 7,8 Millionen Dollar. Ein Vielfaches davon, nämlich 32,8 Millionen Dollar, sollen dem Bericht zufolge bei der mittlerweile an die Genfer UBP verkaufte Privatbank Coutts & Co in Zürich Station gemacht haben. Die UBP verwies gegenüber finews.ch darauf, nur die Vermögen von Coutts übernommen zu haben, nicht jedoch allfällige Haftungsrisiken der Bank.

Erst letzten Februar zog die Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) das Coutts & Co. wegen ihrer Rolle in der 1MDB-Affäre zur Rechenschaft, wie auch finews.ch berichtete. Die weiterhin bestehende Coutts AG in Zürich wurde damals mit 6,5 Millionen Franken gebüsst – und damit wohl deren Mutterhaus Royal Bank of Scotland (RBS).

Die RBS, die mehrheitlich dem britischen Staat gehört, soll ihrerseits 113 Millionen Dollar aus dem globalen Waschsalon entgegengenommen haben.

Schulgeld für Oligarchen-Sprössling

Auf Anfrage des «Guardian» wollten sich die betroffenen Banken nicht zur Geldwäscherei-Affäre äussern, verwiesen aber auf ihre gut funktionierende Compliance.

Die Enthüllungen legen indes nahe, dass die Sicherheitsmassnahmen der Institute doch diverse Lücken aufwiesen. Kein Alarm erregte es etwa, wenn Drahtzieher auf Shopping-Tour in London gingen: Kriminelle Gelder sollen so in Diamanten, Pelze und Kronleuchter geflossen sein – und in die Schulbildung eines Oligarchen-Sprösslings.

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