Die mit grösster Spannung erwartete Generalversammlung der Credit Suisse hat am Freitag mit einer überraschenden Selbstkritik von Verwaltungsratspräsident Urs Rohner begonnen.

Urs Rohners Eingangsrede ging unmissverständlich auch auf die ganze Kompensationsdiskussion der vergangenen Wochen ein. Dabei rechtfertigte der Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse (CS) die Löhne der Konzernleitung und des Verwaltungsrats. Er räumte aber auch Fehleinschätzungen ein, indem er sagte: «Im Rückblick mag unsere Sensibilität für dieses Thema gerade auch im internationalen Umfeld nicht genügend hoch gewesen sein.»

«Dafür möchte ich mich im Namen der Geschäftsleitung entschuldigen», sagte Rohner ausserhalb seines Redetextes.

Die jüngsten, zum teil heftigen Debatten zur Vergütungsfrage relativierte Rohner allerdings auch: «Der einzige wirklich grosse Unterschied zwischen unserer Einschätzung bei der Vergütung für unsere Geschäftsleitung und der Einschätzung einiger Aktionäre und Stimmrechtsberater war, ob die bereits erwähnte Busse (in den USA), die insgesamt zu einer Belastung von 2,48 Milliarden Dollar geführt hat, bei der Bemessung der Entschädigung der Geschäftsleitung berücksichtigt werden muss.»

Mehr Verzicht bei der Deutschen Bank

Laut Rohner sollte ein neues Management-Team, welches zur fraglichen Zeit nicht in der Bank tätig oder für diese Geschäfte verantwortlich war, und das seine überaus anspruchsvollen Ziele für das Jahr 2016 erfüllt respektive übertroffen hatte, auch entsprechend der Zielerreichung entlohnt werden.

Diese Überlegung mag ein Argument sein. Die Deutsche Bank indessen kam zum genau gegenteiligen Schluss. Die Führung unter CEO John Cryan verzichtete auf jeglichen Bonus, selbst wenn sie für Versäumnisse aus der Vergangenheit auch nicht verantwortlich war.

Schlechte Kommunikation

«Wir akzeptieren jedoch selbstverständlich, dass man diesbezüglich anderer Meinung sein kann», sagte Rohner weiter. «Zum Zeitpunkt des ursprünglichen Entscheids lagen uns jedoch aus den Konsultationen mit Investoren keine Anzeichen dafür vor, dass wir bezüglich dieser Thematik eine grundlegende Differenz hätten.»

Diese Aussage überrascht insofern, als ISS und Glass Lewis zwei sehr grosse Aktionärsvertreter sind, die der Bank in ihren Entscheiden paroli bot. Vor diesem Hintergrund wäre eine Absprache im Vorfeld der Generalversammlung durchaus sinnvoll gewesen. Doch offenbar kam es nicht zu einer solchen Kommunikation.

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