Die Schwyzer Wealth-Management-Plattform Nectar Financial hat mit Julius Bär einen potenten Investor gewonnen. Nectar-Mitgründer Michael Appenzeller verrät finews.ch, wohin die Reise geht.


Herr Appenzeller, Sie haben in den vergangenen neun Monaten zwei prominente Investoren hinzu gewonnen – Partners-Group-Mitgründer Urs Wietlisbach und nun Julius Bär. Was macht ihr Geschäftsmodell so anziehend?

Es sind nicht einzelne Module oder technologische Lösungen, sondern die Kombination unserer Erfahrungen im Wealth- und Asset Management sowie in der engen Zusammenarbeit mit anspruchsvollen Kunden mit unserem technologischen Ansatz. Technologie ist ein Werkzeug, aber dieses allein genügt nicht.

Welche Möglichkeiten eröffnen sich für Sie nach dem Investment von Julius Bär?

Wir können unsere Vision und unsere Strategie nun mit Volldampf verfolgen, hauptsächlich bezüglich Wachstum und Innovationen.

«Wir sind bezüglich Investoren eher selektiv»

Wir wollen uns zunächst auf den Ausbau unserer Plattform konzentrieren und auch neue Tech-Talente anstellen. Zudem werden wir das Nectar Digital Lab lancieren, das Innovationen für das Wealth- und Asset Management sowohl für Kunden als auch Service-Dienstleister bereit hält.

Führen Sie Gespräche mit weiteren Finanzinvestoren?

Wir sind bezüglich potenzieller Investoren eher selektiv. Diese sollten mehr mitbringen als eine reine Finanzierung, sondern unsere Vision in Bezug auf die Zukunft der Wealth-Management-Branche teilen. Kurzum, wir sind weiterhin offen für strategische Investoren.

Was sind ihre nächsten Ziele?

Prioriät hat der Ausbau der Nectar Wealth Management Plattform und die Stärkung unserer Position im Markt. Ziel ist es, dereinst die Standardlösung für professionelles Wealth Management anzubieten. Wie angesprochen wollen wir zudem das Nectar Digital Lab aufbauen, wo wir interdisziplinäres Knowhow und Talente zusammenbringen. Zurzeit arbeiten wir an neuen voll digitalisierten Anwendungen in den Bereichen Asset Allokation und Investmentmodule für professionelle Kunden.

Wo sehen Sie Ihre grösste Konkurrenz?

Wir beobachten bestimmte Anbieter in den USA und in Grossbritannien, die in Zukunft mit uns im Wettbewerb stehen werden. In diesen Märkten herrschen bestimmte Vorteile für die Enwicklung technologischer Anwendungen: Die verfügbaren Ressourcen sind grösser, sowohl was die Finanzierung betrifft als auch die Talente.

«Wir müssen Talente aufbauen und ermutigen»

Auch ist die unternehmerische Mentalität radikaler als in der Schweiz. Damit meine ich sowohl etablierte Unternehmer als auch Startups. Hingegen haben wir Vorteile durch unser Knowhow im Wealth Management und unser Netzwerk: Die Schweiz ist immerhin das globale Zentrum fürs Wealth Management. Davon können wir enorm profitieren. Es gibt auch einen starken Talent-Pool in der Schweiz. Aber wir müssen ihn aufbauen und ermutigen, das Richtige zu tun.

Macht Nectar Financial bereits Gewinn?

Sowohl das tägliche Geschäft als auch den Ausbau und die Innovationen können wir seit Jahren mit unserem Cashflow finanzieren. Investorengelder gehen darum gezielt in den weiteren Ausbau der Technologie und Plattform, um unsere Marktführerschaft zu festigen und die starke Kundennachfrage zu befriedigen. Wir sind nahe am Breakeven. Anders gesagt: Wir können schwarze Zahlen schreiben, sobald wir entscheiden, dass dies für unser Geschäft das Beste ist.


Michael Appenzeller hat im Jahr 2010 das Unternehmen Etops mitgegründet, das anschliessend in Nectar Financial umbenannt worden ist. Appenzeller hat auch Fundbase mitgegründet. Davor war er als COO und Finanzchef beim Wandelanleihen-Spezialist Aganola tätig. Unter Hedgefonds-Pionier Rainer-Marc Frey war er bei Horizon21 Head of Business Management im Wealth Management. 

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