Die USA packen mit ihren Sanktionen russische Oligarchen hart an. Das könnte der Tropfen sein, der für manche Schweizer Vermögensverwalter das Fass zum Überlaufen bringt.

Vor US-Präsident Donald Trumps Keule ducken sich sogar die mächtigen russischen Oligarchen. Die letzte Woche über sieben schwerreiche Russen verhängten Sanktionen schmälern deren Reichtum und zwingen sie zu unbequemen Aktionen. So musste Viktor Vekselberg seinen Anteil an Sulzer unter 50 Prozent mindern, nachdem sich die Schweizer Industriefirma durch die USA blockiert sah.

Die Sanktionen wirken sich auch im Swiss Banking aus. Die UBS und die Credit Suisse (CS), seit dem Steuerstreit gegenüber Amerika zu Wohlverhalten verpflichtet, haben den Handel mit Sulzer-Aktien zeitweise ausgesetzt. Nicht nur in den Handelsräumen dürften die Nerven blank liegen. Wie Branchenkenner berichten, herrscht auch in den Compliance-Abteilungen der Schweizer Vermögensverwalter fieberhafte Aktivität.

Auf den Boom folgt die Ernüchterung

Mit gutem Grund: Besteht eine direkte oder indirekte Beziehung zu einer Person auf der US-Liste, droht die Bank von Dollartransaktionen und Beziehungen zu Korrespondenzbanken abgeschnitten zu werden.

Das könnte das Fass für einige hiesige Privatbanken zum Überlaufen bringen. Nachdem die Häuser sich in den letzten Jahren ein regelrechtes Rennen um osteuropäischen Kunden und deren Bankberater geliefert hatten, weicht der Boom im «Russen-Banking» mehr und mehr der Ernüchterung.

Zur instabilen wirtschaftlichen Lage im Flächenstaat, der Staatswillkür sowie neuerlichen Steueramnestien kommt nun noch die Drohkulisse der USA hinzu. Diese fürchten hiesige Institute besonders. «Russland-Strategien sind ein Pulverfass», erklärt eine Quelle.

Löst Notenstein La Roche einen Trend aus?

Wie es in der Branche heisst, steht bei einigen mittelgrossen Instituten der Entscheid auf der Kippe, ob sie die Risiken für Geschäft und Reputation weiter eingehen wollen. Auch ohne US-Sanktionen herrscht an solchen kein Mangel. Dies belegte Anfang Jahr der Prozess gegen einen Ex-CS-Angestellten in Genf, bei dem die Bank mit am Pranger stand. Oder nun der Fall des Moskauer Bürochefs von Julius Bär, gegen den die Bundesanwaltschaft ermittelt.

Der drohende Ausstieg einzelner Banken aus dem Geschäft, folgern die Kenner, könnte das Personalkarussell unter Russen-Bankern bald schneller drehen lassen.

Erste Bewegungen in diese Richtung hat es schon gegeben. So verkaufte die St.Galler Notenstein La Roche Privatbank vergangenen August ihr Osteuropa-Banking an die Zürcher Konkurrentin Vontobel. Dies, wie es im Umfeld des Deals hiess, weil das Notenstein-Mutterhaus Raiffeisen die Risiken vom Hals haben wollte.

Zehn Berater sind das Minimum

Ähnlich gelagerte Transaktionen könnten folgen – überall dort, wo die Rechnung angesichts sinkender Margen und dem hohen Compliance-Aufwand nicht mehr aufgeht. «Russland-Abteilungen mit weniger als zehn Kundenberatern werden kaum überleben», sagt ein langjähriger Kenner des Geschäfts gegenüber finews.ch. Er glaubt, dass am Ende nur ein paar wenige Player übrigbleiben.

Weiterhin als erste Adressen in jenem Geschäft gelten die Genfer Pictet, die Zürcher Vontobel und Julius Bär sowie die UBS und die CS, wobei bei den Grossbanken generell einige Fluktuation herrscht.

Wichtiger EFG-Mann ist weg

An Profil verloren hat in der Schweiz jedoch die EFG International, seit der eine leitende Russland-Spezialist, Michael Vlahovic, im Frühling 2017 die Operationen der Bank in London übernahm. Co-Leiter und Ex-BSI-Banker Andreas Schüpbach hat derweil die EFG verlassen und sich nun als Berater selbstständig gemacht.

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