In Genf beginnt der Prozess gegen einen Ex-Banker der Credit Suisse, der Dutzende Millionen Franken von osteuropäischen Kunden veruntreut hat. Die nächsten Tage werden auch für die CS zur Zitterpartie.

Im Prozess, der heute in Genf beginnt und fast zwei Wochen in Anspruch nehmen wird, ist eigentlich ein 54-jähriger Franzose die Hauptperson. Dem ehemalige Private Banker der Credit Suisse (CS) wird vom Genfer Oberstaatsanwalt Yves Bertossa gewerbsmässiger Betrug, Urkundenfälschung und ungetreue Geschäftsführung vorgeworfen.

Begangen hat der Ex-Banker jene Straftaten an schwerreichen osteuropäischen Kunden der Schweizer Grossbank, die nun Schadenersatzforderungen über 100 Millionen Franken stellen, wie auch finews.ch berichtete. Sechs Kläger treten am Prozess gegen ihren ehemaligen Berater an. Am bekanntesten unter ihnen ist Bidzina Ivanishvili, Ölmilliardär, ehemaliger Premier der einstigen Sowjetrepubik Georgien. Ebenfalls unter den Geschädigten befindet sich der frühere russische Senator Vitaly Malkin, wie die Agentur «AWP» berichtete.

Sorgfaltspflichten verletzt?

In Tat und Wahrheit dreht sich das Verfahren jedoch um die CS, obwohl sich Bertossa im Verfahren explizit auf die Person des ehemaligen Beraters konzentriert. Die Kläger wissen, dass es bei jenem nicht viel zu holen gibt – ganz anders als bei einem börsenkotierten Finanzkonzern.

Laut der Agentur «Bloomberg» hoffen die Geschädigten-Anwälte, dass der Ausgang des Prozesses ihre Forderungen gegen die Grossbank stützen wird; namentlich finden sie, dass das Institut den «Rogue»-Berater hätte stoppen müssen und Sorgfaltspflichten verletzte.

So hat der Ex-CS-Banker Gelder verspekuliert und zweckentfremdet. Um Buchverluste zu decken, bediente er sich bei den Vermögen weiterer reicher Osteuropäer bei der Bank – und soll sich dabei auch persönlich bereichert haben. Laut seinem Verteidiger hat der Ex-CS-Mann «99,9 Prozent» der Taten zugegeben und mit den Behörden bei der Aufklärung des Falls kooperiert.

Mit dem Finger auf die Ex-Arbeitgeberin gezeigt

Nebenbei hat der Franzose keine Gelegenheit ausgelassen, um mit dem Finger auf seine ehemalige Arbeitgeberin CS zu zeigen. Gegenüber «Bloomberg» richtete sein Anwalt aus, dass die Ereignisse mit einem Patzer der Bank seinen Lauf genommen hätten. So wollte Kläger Ivanishvili 2009 Anleihen im Umfang von 600 Millionen Dollar in Aktien wechseln, um frühzeitig an der Börsenhausse teilzunehmen. Doch die CS in Singapur habe die Order nicht ausgeführt. Das habe den Angeklagten dann zu den ersten Scheingeschäften gezwungen, um den Fehler gegenüber dem wichtigen Kunden zu kaschieren.

Gar nicht in den Kram passt den Klägern auch, dass die eifrigen Genfer Behörden in Zusammenhang mit dem Fall rund 100 Millionen Dollar ihrer Vermögen blockiert haben, ebenso wie eine Villa an der französischen Riviera.

Mit den Behörden kooperiert

Die CS gab wiederholt an, vollumfänglich mit der Genfer Staatsanwaltschaft zu kooperieren. Die Grossbank bestätigte überdies, dass der ehemalige Kundenberater gegen interne Vorschriften und Schweizer Recht verstossen und strafbare Handlungen begangen habe, um das Kontrollsystem der Bank zu täuschen. Auch CS-CEO Tidjane Thiam sah sich schon genötigt, zum Fall Stellung zu nehmen.

Doch dem Genfer Richter ist es am Ende überlassen, ob er Schadenersatz-Forderungen gegenüber der Grossbank Tor und Tür öffnet. So gesehen wird der Prozess für die CS zur Zitterpartie.

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