UBS-Chef Sergio Ermotti nimmt in einem Interview kein Blatt vor den Mund: Seine Kritik geht an die Politiker und die Notenbanker. Und er fürchtet die nächste Krise.

UBS-CEO Sergio Ermotti hat sich in einem Interview mit der «Sonntagszeitung» (Artikel bezahlpflichtig) in Bern keine neuen Freunde gemacht und offen Kritik an der Schweizer Politik geübt. Im Fall des Steuerstreites mit Frankreich hätte sich der UBS-Chef deutlich mehr Unterstützung gewünscht.

Wie der Fall der UBS in Frankreich gehandhabt worden sei, sei «ein Skandal». Namentlich die Aussage des ehemaligen französischen Finanzministers während der laufenden Untersuchung, er wünsche sich eine Verurteilung der UBS, bringt den UBS-Chef auf.

Keine Reaktion aus Bern

«Wo bleibt da die Gewaltentrennung?», fragt er. «Aus Bern gab es dazu überhaupt keine Reaktion. Für mich unverständlich», so Ermotti, der in weiteren Aussagen zu verstehen gibt, dass die gesamte Problematik um unversteuerte Kundengelder zumindest im Falle der UBS unverhältnismässig aufgeblasen worden ist.

Ermotti hält den Automatischen Informationsaustausch (AIA) zwar für richtig. «Aber er wurde überstürzt eingeführt, ohne dass die Schweiz irgendetwas dafür bekommen hat – weder Marktzugang noch Rechtssicherheit für Kunden, Mitarbeiter oder Banken.»

Grösse der Nationalbankbilanz das höhere Risiko

Auf die Frage, ob die Schweiz Schweizer Politik im Prinzip versagt habe, antwortet Ermotti: «Nicht nur im Prinzip.» Er verweist auf die Tessiner Banken. «Denen hat man den freien Marktzugang nach Italien versprochen, aber nichts ist passiert.»

Auch die Schweizerische Nationalbank und ihre Geldpolitik spart Ermotti von seiner Kritik nicht aus. Er wundere sich, dass die Notenbank in ihrem Stabilitätsbericht das Wachstum der Grossbanken als Risiko thematisiere. «Ich glaube, die Negativzinsen und die Grösse der Bilanz der Nationalbank sind die viel grösseren Risiken», so der UBS-CEO.

Wenig Handlungsspielraum

Die Nationalbank sei kaum in der Lage, ihre Bilanz wieder zu verkleinern, weil sonst enorme Verluste entstünden und die Exportwirtschaft in Bedrängnis gerate. «Sollte die nächste Krise kommen, haben wir recht wenig Handlungsspielraum», so Ermotti. Die USA würden sich derzeit mit ihren Zinsschritten wieder die Fähigkeit zu handeln verschaffen. «Können wir nochmals die Bilanz der Nationalbank erhöhen? Ich glaube nicht».

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