Die Konsolidierung seiner Branche beschleunigt sich noch massiv: Das sagt Michel Degen, Chef des Credit Suisse Asset Management in der Schweiz, Europa, Nahost und Afrika, zu finews.ch.

Herr Degen, seit vergangenem Oktober sind Sie bei Ihren eigenen Fonds zuhause: Zwei Immobilienfonds der Credit Suisse haben die Büros der Bank im Zürcher Sihlcity-Komplex erworben. Ein gutes Geschäft?

Für die Investoren der Credit Suisse Immobilienfonds haben wir im vergangenen Oktober zwei Liegenschaften mit der Immobiliengesellschaft SPS abgetauscht. Damit sind wir nun tatsächlich Mieter in einer Immobilie, die zwei Immobilienfonds des Credit Suisse Asset Management gehören. Selbstverständlich bezahlen wir marktübliche Konditionen.

Dessen ungeachtet haben die beiden Fonds dieses Jahr an Wert verloren...

Im Immobilienbereich verwalten wir rund 46 Milliarden Franken. Die Prämien der kotierten Immobilienfonds, die sich über die vergangenen Jahre aufgrund der starken Nachfrage aufgebaut haben, haben sich gegenüber dem inneren Wert im laufenden Jahr zurückgebildet. Entsprechend vorsichtig sind wir mit Immobilieninvestments unterwegs.

Die Credit Suisse war die Erfinderin der Immobilienfonds in der Schweiz, doch das ist lange her. Welche Innovationen laufen in Ihrem Schweizer Fondsgeschäft bald von Stapel?

Im Aktienbereich stehen die Themenfonds im Fokus. Dort sind wir mit Produkten in den Bereichen Robotics, Digital Health und Security sehr erfolgreich. Alleine in den ersten neun Monaten dieses Jahres haben uns die Kunden für diese Strategien 3 Milliarden Franken anvertraut. 2019 werden wir ein weiteres Produkt lancieren, das in Digital Education und Entertainment investieren wird.

«Wir werden auf ETF zurückkommen»

Ein wesentlicher Bestandteil unserer Strategie ist, uns auf das zu fokussieren, was uns differenziert und wo wir für die Kunden einen nachhaltigen Mehrwert generieren können. Für einen mittelgrossen globalen Player mit rund 404 Milliarden Franken an Vermögen ist eine klare Fokussierung absolut zentral.

Die Fokussierung lassen Sie sich einiges kosten: Das Asset Management der Credit Suisse sponsert einen Robotik-Lehrstuhl an der ETH Zürich. Was erhoffen Sie sich davon?

Im Rahmen der neuen Partnerschaft mit der ETH Zürich etablieren wir einen Lehrstuhl, der sich dem prosperierenden Feld der Robotik und Intelligenten Systeme widmet. In diesem Gebiet existieren hervorragende Chancen für Anleger. Mit der Partnerschaft stellen wir den Knowhow-Transfer zwischen Wissenschaft und Investoren sicher. Die Zusammenarbeit mit der ETH ergänzt darüber hinaus unsere Stiftungsprofessur für innovative Finanztechnologien an der Universität Basel.

Mit den Themenfonds setzen Sie auf aktives Management. Doch es sind die passiven Indexprodukte, die immer mehr Neugeld anziehen. Wann meldet sich die CS zurück im Geschäft mit börsengehandelten Indexfonds, den so genannten ETF?

Wir betreiben bereits ein Indexfonds-Geschäft, mit dem wir in den letzten drei Jahren im Schnitt um über 5 Milliarden Franken jährlich gewachsen sind. ETF werden in Zukunft strategisch noch wichtiger, weil sie gut geeignet sind, um über digitale Plattformen und Robo-Advisor vertrieben zu werden. Anbieter, die sich dem verschliessen, manövrieren sich möglicherweise ins Abseits. Vor diesem Hintergrund werden wir zu gegebener Zeit auf ETF zurückkommen.

Ein weiteres Hype-Thema sind Kryptoinvestments. In der Schweiz hat die erste Kryptofonds-Firma eine Lizenz der Finanzmarktaufsicht erhalten. An der Börse SIX wird seit kurzem das weltweit erste Krypto-Indexprodukt gehandelt. Wann steigt das Asset Management der CS ins Geschäft ein?

Bezüglich Kryptoanlagen werden wir in absehbarer Zukunft nichts anbieten. Wir befassen uns aber mit der Distributed-Ledger-Technologie in verschiedenen Bereichen im Asset Management.

Das müssen Sie erklären.

Ich glaube, dass die Tokenisierung, also digitale Assets von Wertschriften, kommen wird. Die Schweizer Börse SIX arbeitet schon an entsprechenden Projekten. Für Asset Manager ist das eine Chance, weil zum Beispiel Investments wie Immobilien oder Private Equity leichter und globaler handelbar gemacht werden.

«Als Asset Manager muss man sicherstellen, auch auf digitalen Plattformen präsent zu sein»

Auf diese Weise sind sie für neue Kundensegmente zugänglich, was uns neue Vertriebsquellen öffnet. In der Demokratisierung und Öffnung geschlossener Netzwerke liegt meines Erachtens die eigentliche und wichtigste Bedeutung von Distributed-Ledger-Technologie für das Asset Management.

Sie sehen die Digitalisierung also vorab als Chance für Ihr Metier?

Wir betrachten das differenziert. Die Digitalisierung bringt mehr Transparenz hinsichtlich Leistung und Kosten. Für die Investoren ist das positiv. Ausserdem führen digitale Lösungen dazu, dass die Kunden künftig via Smartphone auf digitalen Plattformen die besten Fonds heraussuchen und ihrem Portfolio hinzufügen können. Als Asset Manager muss man künftig sicherstellen, auch auf solchen Plattformen präsent zu sein. Schafft man das nicht, besteht das Risiko, marginalisiert zu werden.

Wie begegnen Sie dieser Herausforderung?

Es ist zentral, dass wir erstklassige Produkte haben und diese auf solchen Plattformen anbieten. Daran arbeiten wir konsequent. Ziemlich sicher ist, dass die Digitalisierung die Konsolidierung der Fondsbranche beschleunigen wird.

Aber die Konsolidierung findet doch schon statt, oder? In den letzten Monaten sahen wir die Fusion bekannter Fondshäuser wie Aberdeen, Henderson und Janus sowie nun die Spekulationen um den Schweizer Anbieter GAM.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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