David Solo hat den Financier Lex Greensill nicht nur bei GAM eingeführt. Auch bei der Credit Suisse war Solo der Türöffner, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Für beide Schweizer Finanzinstitute endete das Greensill-Engagement im Debakel.

Von Katharina Bart und Samuel Gerber


Ihm geht der Ruf eines König Midas voraus: Mit schöner Regelmässigkeit verwandelt sich das, was David Solo in seiner langen und illustren Finanzkarriere anfasste, für ihn selber zu Gold. Eines seiner Engagements war bei Greensill Capital, der nun insolventen Firma, mit der die Credit Suisse ihre Supply Chain Finance Fonds geführt hatte. 

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(Bild: Greensill Capital)

Recherchen von finews.ch zufolge war Solo es, der Lex Greensill am Schweizer Finanzplatz einführte und zu Geschäften bei GAM und später der CS verhalf. Vergangene Woche zog jedoch die CS den Stecker zu dieser Geschäftsbeziehung.

Von einer Überschuldung bedroht

Die zweitgrösste Schweizer Bank schloss ihre vier Supply Chain Finance (SCF) Fonds mit verwalteten Vermögen von mehr als 10 Milliarden Dollar und begann mit deren Abwicklung. Diese Massnahmen trieben die australisch-britische Firma Greensill, die auf Lieferketten-Finanzierungen spezialisiert war, in die Insolvenz.

Der Schaden ist noch nicht zu ermessen. Greensill Capital ist ein wichtiger Geldgeber des Firmenkonglomerats GFG Alliance, das wiederum vom indischen Stahlbarons Sanjeev Gupta kontrolliert wird. Dessen Imperium ist ohne die sprudelnden Quellen von Greensill Capital nun ebenfalls von einer Überschuldung bedroht.

Zehntausende von Arbeitsplätzen in Gefahr

Wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, soll GFG Alliance Finanzierungen fünf Milliarden Dollar bei Greensill Capital ausstehend haben. Gupta und Greensill sind offenbar dabei, ein gegenseitiges Stillhalte-Abkommen auszuhandeln. Dieses hat auch eine bedeutende wirtschaftspolitische Note, hängen doch an GFG Alliance rund 35’000 Jobs in 30 Ländern. Greensill selber beschäftigt an die 1'000 Mitarbeitende.

Dies wirft auch ein Schlaglicht auf den Mann, der Recherchen zufolge den australischen Financier bei der CS eingeführt hatte. Es war David Solo, der den früheren Investmentbanker Greensill an einem persönlichen Treffen mit Michel Degen (Bild unten) bekannt machte. Dieser ist der amtierende Chef fürs Schweizer und europäische Asset Management der CS (CSAM).

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Degen wollte sich auf Anfrage von finews.ch dazu nicht äussern, ebensowenig wie die CS. Ein Sprecher von Greensill sagte, dass Solo nicht in den Aufbau und die Aufsicht über die CS-Greensill-Fonds involviert gewesen sei.

Als Erfolgsgeschichte beworben

Fakt ist, dass bei CSAM Nägel mit Köpfen gemacht wurden. Zwischen 2017 und 2018 lancierte die CS ihre vier SCF-Fonds in Zusammenarbeit mit Greensill Capital, die mit durchaus soliden Renditen von sich reden machten und Milliarden von Dollar seitens von Versicherern, Banken, Pensionskassen und anderen Profiinvestoren anzogen. Wie finews.ch berichtete, fanden SCF-Fonds zudem als Beimischung in Multistrategie-Fonds der Grossbank Verwendung. Noch Ende 2020 bewarb CSAM die Greensill-Fonds als «Erfolgsgeschichte».

Jene Erfolge – die sich nun in ein Debakel gewandelt haben – weisen dabei eine auffällige Korrelation zu den GAM-Fonds auf, bei denen ebenfalls gemeinsam mit Greensill Capital investiert wurde und ebenfalls in Schwierigkeiten gerieten. Im Jahr 2019 wickelte GAM dann seine Absolute-Return-Fonds (ARBF), die Greensill-Assets enthielten, mit rund sieben Milliarden Dollar ab. Gleichzeitig schwollen die Volumina in den CS-Greensill-Fonds an.

Beziehungen zu Fondsmanagern

Wie finews.ch seinerzeit herausfand, hatte ein gemeinsamer Bekannter Lex Greensill und GAM im Verbindung gebracht: Dieser dritte Mann war Solo. Im Jahr zuvor hatte Solo den CEO-Posten bei GAM an Alex Friedman weitergereicht. Doch pflegte er weiterhin Beziehungen zu GAM.

Mit Greensill hatte Solo schon früher Bande geknüpft und die Firma bei Fusionen und Übernahmen beraten.

Alles Zufall?

GAM erwischte es bezüglich der Greensill-Fonds noch ein zweites Mal: Vergangene Woche entschloss sich das Fondshaus, seinen Greensill Supply Chain Finance Fonds (GGSCF) mit 725 Millionen Dollar an Vermögen vom Handel auszusetzen und abzuwickeln. Dass Positionen aus den 2019 abgewickelten GAM-Fonds tel quel bei den CS-Greensill-Fonds landeten, wie Beobachter vermuten, lässt sich nicht abschliessend belegen. Indizien weisen jedoch in diese Richtung.

So weiss finews.ch mittlerweile von einer Anleihe, die Anfang 2018 im ARBF-Fonds von GAM auftauchte und später im selben Jahr in einem SCF-Fonds der CS. Maturität und Betrag stimmen auf den Australischen Dollar genau exakt überein. Alles Zufall?

Code Simag

Fakt ist, dass Solo und das CS Asset Management unter Manager Degen parallel zum Aufbau der Greensill-Fonds ein weiteres Projekt am Laufen hatten: Die Quant-Fondsboutique Simag, die 2017 als Spinoff der ETH Zürich gegründet worden war und bei der die CS als Sponsor auftrat. Solo amtete zeitweilig als Simag-Präsident und soll selber in die Firma investiert haben – zählte also mit der Bank zu den Aktionären. Noch mehr: Solo war direkt in die Entwicklung der Algorithmen involviert, die das Kernstück von Simag ausmachten.

Geleitet von jenen Codes suchte der Simag-Fonds am Aktienmarkt nach Investment-Gelegenheiten – und wurde mit in den Strudel gerissen, als die Börsen im März 2020 in den Corona-Crash stürzten. Vergangenen November wurde das letztlich erfolglos gebliebene Spinoff mit einer weiteren Fondsfirma aus dem Universum der CS zur Gesellschaft SG Value Partners fusioniert.

Die Fonds-Schliessungen drohen für die Grossbank kostspielig zu werden. Es ist höchst unklar, wer die allfälligen Verluste trägt: Die Versicherer, die teils für die Investierbarkeit des Fondsinhalte bürgten, die Investoren – oder am Ende doch die Grossbank?

Nicht ganz gratis

Die CS hat begonnen, überschüssige Barmittel aus den vier Fonds an Investoren zu verteilen. Und obwohl Fonds Sondervermögen abseits der Bankbilanz sind, erwarten Branchenkenner, dass die Bank letztlich grösstes Interesse daran hat, ihre Kunden vor hohen Schäden zu bewahren. Das ist nicht gratis zu haben.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.3%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.91%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.36%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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