Mehr Gewinn als 2018 haben die Wall-Street-Geldhäuser noch nie eingefahren. Können sich die Schweizer Grossbank ein Stück vom Rekord abzwacken?

Die Schweizer Grossbanken werden häufig mit den sechs grössten amerikanischen Investmentbanken in einen Topf geworfen. Dabei zeigen die Resultate von 2018 deutlich, weshalb UBS und Credit Suisse damit mittlerweile der falschen Gewichtsklasse zugeordnet werden.

Im Verbund haben die Amerikaner einen Jahresgewinn von mehr als 100 Milliarden Dollar erzielt, wie die Agentur «Bloomberg» errechnet hat. Das ist der höchste Verdienst, den diese Banken je eingestrichen haben.

Halb so viel für UBS

Selbst das Schlusslicht der Gruppe, Morgan Stanley, verbuchte im vergangenen Jahr noch 8,7 Milliarden Dollar Gewinn. Das ist mehr als doppelt so viel, wie die UBS in den ersten neun Monaten des Jahres verdient hat.

Es ist unwahrscheinlich, dass die Schweizer Grossbanken in absehbarer Zukunft ebenfalls an die Rekordgewinne der Zeit vor der Krise werden anknüpfen können. Zu sehr haben sie ihr Geschäft seitdem von Risiken befreit – und leiden trotzdem noch an den Exzessen vergangener Zeiten in Form von Bussen und Gerichtsfällen.

Paradedisziplin leidet

Die zusammengeschrumpften Investmentbanken können nicht mehr im gleichen Mass zum Gewinn beitragen. Ausserdem bleiben europäische Banken beim Wirtschaftsboom in den USA ein Stück weit aussen vor.

Die Paradedisziplin Wealth Management leidet, weil die Kunden sich aus Furcht vor Kursverlusten zurückhalten. Die Analysten bei Morgan Stanley erwarten denn auch eine weitere Verschlechterung der Margen im Private Banking, wenn die UBS am 22. Januar ihr Resultat für das vierte Quartal präsentiert. Im Gegensatz dazu dürfte das Handelsgeschäft für einen Lichtblick sorgen.

Rückbesinnung auf die Stärken

«Wir denken, die UBS Investmentbank dürfte sich im Quartal im Vergleich zu anderen Investmentbanken gut geschlagen haben», schrieben Giulia Aurora Miotto, Magdalena Stoklosa und Danny Anson-Jones. Die Bank profitiere dort von ihrem starken Aktienhandelsgeschäft und vom Fokus auf Währungshandel, schrieben sie.

Diese Positionierung ist eine Folge der Rückbesinnung auf die eigenen Stärken unter CEO Sergio Ermotti. Ein weiterer Vorteil daran ist, dass die Investmentbank bei volatilen Marktverhältnissen den Ertragsrückgang in der Vermögensverwaltung etwas kompensieren kann.

 Trump bringt Aufwind

Die CS unter CEO Tidjane Thiam, deren Handelsabteilung Global Markets weiterhin eine Baustelle ist, wird im vierten Quartal hingegen wohl einen Verlust einfahren. Die zweitgrösste Schweizer Bank präsentiert am 14. Februar das Jahresergebnis.

Doch auch die UBS, für welche 2018 kein Jahr des Umbaus mehr war, wird in guten Banking-Jahren nicht mehr mit der US-Konkurrenz mithalten können. Beide Schweizer Grossbanken haben die Risiken in der Investmentbank stark reduziert, womit katastrophale Verluste wie in der Finanzkrise unwahrscheinlicher geworden sind, Rekordgewinne allerdings ebenso.

Die US-Banken sind auch abgesehen vom grösseren Risikoappetit gegenüber den Schweizern im Vorteil. Präsident Donald Trumps Steuersenkungen brachten letztes Jahr Aufwind, ebenso die steigenden Zinsen und der brummende Arbeitsmarkt, der auch die amerikanischen Kleinkunden gut bei Kasse hält.

Vielleicht folgt die Bestätigung im Krisenjahr?

Solange sich diese Verhältnisse zwischen den Kontinenten nicht angleichen, werden Aktienkurse und Gewinne auch der Schweizer Banken den Anschluss nicht schaffen. Bis dahin werden sich Anleger ebenso in Geduld üben müssen wie die Chefetage der Institute.

Ob es sich gelohnt hat, nach der Krise den Gürtel enger zu schnallen, wird sich allerdings erst definitiv zeigen, wenn die globale Wirtschaft das nächste Mal schrumpft. Falls die Gewinne der grossen amerikanischen Banken genauso stark darauf reagieren, wie auf die positiven Signale im Rekordjahr 2018, dürften sich Ermotti und Thiam bestätigt sehen, wenn auch mit Verspätung. 

 

 

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