Den Banken bleibt nicht mehr viel Zeit, sich auf die neuen Spielregeln in der Beratung einzustellen. Wer keinen Ärger mit dem Gesetz will, muss dabei in erster Linie die IT im Griff haben.

Nach langer Vorlaufzeit soll das Schweizer Finanzdienstleistungsgesetz Fidleg ab 2020 in Kraft sein. Bis dann müssen die Banken, analog zur Umsetzung von MiFID II in der EU, die entsprechenden Prozesse parat haben.

Dabei trennt sich in Sachen Technologie die Spreu vom Weizen: «Obwohl Fidleg erst ab 2020 in Kraft tritt und danach Übergangsfristen von bis zu zwei Jahren gelten, dürfen die Institute keine Zeit verlieren», sagt Philippe Andermatt vom Beratungsunternehmen Capco im Gespräch mit finews.ch. «Bei MiFID haben sich manche Banken damit beholfen, Prozesse manuell abzuwickeln. Diese haben noch viel Arbeit vor sich, bis die Technologie ohne Brüche funktioniert.»

Drohende Klagen

Dieses manuelle Behelfswerk könnte die Banken allerdings langfristig teuer zu stehen kommen: Gelingt es einer Bank nicht, die Beratung ihrer Kunden wasserdicht zu dokumentieren, drohen im Fall von Verlusten Klagen von denselben.

«Es geht nicht zuletzt darum, dass man vor Gericht beweisen kann, dass man alles richtig gemacht hat», sagt Andermatt dazu.

Im internationalen Vergleich nicht schlecht

Kleine Banken werden sich bei der technologischen Umsetzung der Regeln voraussichtlich auf Lösungen von IT-Zulieferern wie Avaloq oder Temenos verlassen. Grosse Institute mit komplexerem Angebot sind selbst gefordert. Dass Tech-Projekte nicht immer Reibungslos ablaufen, zeigten in der Vergangenheit namentlich bereits Raiffeisen oder Julius Bär

Indes, im internationalen Vergleich stehen der hiesige Finanzplatz technologisch nicht schlecht da: «Die Schweizer Banken müssen sich in Sachen Technologie nicht verstecken», sagt Andermatts Kollege Ingo Rauser.

Weniger Autonomie für Kundenberater

Eine zweite Herausforderung sei es, die eigentlichen Banker auf das neue Umfeld einzustimmen, so die Berater. Mit dem Korsett der Regulierung kommt eine weitere Einschränkung der Autonomie auf die Berater zu.

«Neben der technologischen Umsetzung ist auch die Umschulung des Personals eine Herausforderung» sagt Rauser. «Die Kundenberater der Banken werden erneut umlernen müssen.»

Regulierung als Gütesiegel

Für diejenigen Frontleute, die nicht willen sind, diese Veränderung mitzumachen, könnte Fidleg durchaus zum Karriereknick führen. Rauser und Andermatt sind allerdings optimistisch.

«Die Regulierung ist auch ein Gütesiegel», sagt Rauser. «Das ist auch ein Grund dafür, dass erste Banken MiFID 2 auch in Asien umsetzen, obwohl sie es nicht müssten.»

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.56%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.53%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.25%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.11%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
pixel