Schon im Sommer an den Bonus gedacht

Ein Problem wurde die Sache erst, als mehrere Banken, darunter die UBS, Credit Suisse und Julius Bär, diesen tieferen Bonus als neuen Ausgangspunkt nahmen – womit der variable Lohnanteil in den folgenden Jahren tiefer ausfiel. «Das ist meiner Erfahrung nach relativ normal», sagt eine hochrangige Ex-UBS-Bankerin. «Das wurde einem dann als 20-prozentige Erhöhung verkauft, dabei war der Bonus im Jahr davor wegen des Mutterschaftsurlaubs halbiert worden», so eine zweite Person zu finews.ch

Eine weitere, frühere UBS-Bankerin sagt, um als Managerin ihren weiblichen Mitarbeitern den vollen Bonus zu sichern, habe sie schon im Sommer intern lobbyiert – acht Monate bevor der Bonus dann effektiv festgelegt wurde. 

Schwieriger Wiedereinstieg

Viele Frauen, mit denen finews.ch gesprochen hat, betonten, wie schwierig es nach einer Babypause gewesen sei, wieder auf das Bonus-Niveau von vorher zu kommen. Ihre Chefs oder Mentoren hätten zwar oft versprochen, die Diskrepanz im Folgejahr wieder gutzumachen. Doch das sei nicht immer der Fall gewesen.

Die UBS wiederum betont, dass sie rückkehrende Mitarbeiterinnen nicht anders behandle und auch externe Berater konsultiere, um Lohndiskrepanzen zwischen den Geschlechtern zu vermeiden. Eine Sprecherin erklärte weiter, dass Frauen, die das Gefühl hätten, unfair behandelt worden zu sein, sich intern melden sollten. Bislang hätten aber nur wenige Mitarbeiterinnen davon Gebrauch gemacht. «Aufgrund unserer regelmässigen internen wie externen Überprüfungen sind wir überzeugt, korrekt zu handeln», sagte die Sprecherin.  

Career-Comeback-Programm

Im Gegensatz zu anderen Branchen ist der Bonus im Banking ein wichtiger Bestandteil der Entlöhnung. Gleichzeitig sind die Regeln bei der Verteilung der Gesamtsumme zumeist subjektiv und vom Wohlwollen des Vorgesetzten abhängig. 

Vor diesem Hintergrund stehen die aktuellen Anschuldigungen an die Adresse der UBS in starkem Kontrast zu den Bemühungen der Bank, Mütter über ein sogenanntes «Career Comeback»-Programm in die Arbeitwelt zurückzuholen. Dementsprechend hat der Lärm um die Diskriminierung von Müttern einen wunden Punkt getroffen – so sehr, dass die Diversity-Verantwortliche Carolanne Minashi noch am Tag des «Financial Times»-Artikels in einem TV-Interview beim Nachrichtensender «Bloomberg» die Wogen zu glätten versuchte (vgl. nachstehendes Video).

Wie effektiv die von Minashi angestrengten Änderungen nach der Petition von 2018 waren, bleibt unklar. Die relativ bescheidenen Resultate des «Career Comback»-Programms – 104 Frauen seit 2016 – ziehen die Fähigkeit der UBS in Zweifel, Frauen in wichtigen Positionen wieder einzusetzen. Die Bank indessen erklärt, dass 90 Prozent der Frauen im nunmehr drei Jahre alten Programm noch immer im Unternehmen seien. 

Eine Handvoll Initiativen

Minashi hat ein Team von zehn Leuten, wie finews.ch in Erfahrung bringen konnte. Der regionalen Verantwortlichen für den Bereich Diversity & Inclusion in der Schweiz, Yuri Lustenberger, steht eine Person zur Verfügung.

Ein dreiköpfiges Team im Wealth Management, das eine Handvoll Initiativen vorangetrieben hatte, wurde nach dem Abgang von Wealth-Management-Chef Jürg Zeltner Ende 2017 aufgelöst. Gemäss UBS wurde es auf Gruppenebene wieder aufgebaut.

 

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